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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Allanon tat die Episode mit einer gewissen Nachlässigkeit ab. »Er hat euch geholfen, als ihr Hilfe brauchtet, und dafür stehen wir in seiner Schuld.«
    »O ja, in seiner Schuld ganz gewiß. Aber nicht in Eurer.« Amberle gab sich keine Mühe, ihren Zorn zu verbergen. »Wo seid Ihr gewesen, Druide?«
    Allanon schien überrascht. »Ich habe nach euch gesucht. Als der König vom Silberfluß euch half, trennte er uns leider voneinander. Ich wußte natürlich, daß ihr in Sicherheit ward, aber ich wußte nicht, wohin der Alte euch gebracht hatte, oder wie ich euch wiederfinden sollte. Ich hätte es mit Zauberkraft versuchen können, doch das schien mir unnötig gefährlich. Der Führer dieser Dämonen, die die Mauer der Verfemung durchbrochen haben, verfügt über Kräfte, die so groß sind wie meine eigenen. Vielleicht sogar größer. Hätte ich Zauberkraft angewendet, so hätte ihm das womöglich den Weg zu mir und zu euch gewiesen. Ich entschied mich deshalb dafür, die Reise nach Arborlon fortzusetzen und unterwegs nach euch Ausschau zu halten. Ich hoffte, ihr würdet euch der Anweisungen erinnern, die ich euch gegeben hatte, und euch daran halten. Da ich gezwungen war, zu Fuß weiterzumarschieren - dein Grauer, Wil, kam in der Schlacht um -, war ich die ganze Zeit überzeugt, ihr wärt vor mir. Erst als du, Wil, die Kraft der Elfensteine gebrauchtest, erkannte ich, daß ich mich geirrt hatte.«
    Er zuckte die Schultern.
    »Da war ich schon fast in Arborlon. Ich kehrte augenblicklich um und marschierte in südlicher Richtung durch das Waldland, da ich glaubte, daß ihr schon unterhalb des Mermidon den Schutz der Wälder suchen wurdet. Wieder irrte ich mich. Als ich das Heulen der Dämonen-Wölfe wahrnahm, wurde mir klar, daß ihr versuchtet, das Rhenn-Tal zu erreichen. Diese Erkenntnis führte mich hierher.«
    »Ich habe den Eindruck, du hast dich sehr häufig geirrt«, bemerkte Amberle schnippisch.
    Allanon antwortete darauf nichts. Ihre Blicke trafen sich.
    »Meiner Meinung nach begingt Ihr den ersten Irrtum schon, als Ihr zu mir gekommen seid«, fuhr sie mit anklagender Stimme fort.
    »Ich mußte zu dir kommen.«
    »Das wird sich erweisen. Was mir im Augenblick Sorge macht, ist die Tatsache, daß die Dämonen uns von Anfang an immer einen Schritt voraus gewesen sind. Wie oft haben sie mich jetzt schon beinahe gefaßt?«
    Allanon erhob sich. »Zu oft. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    Auch Amberle sprang auf. Ihr Gesicht war zornig.
    »Eure Versprechungen sind mir längst keine Beruhigung mehr. Ich sehne das Ende dieser Reise herbei. Ich möchte zurück nach Hause - nach Havenstead, nicht nach Arborlon.«
    Das Gesicht des Druiden zeigte keinerlei Ausdruck.
    »Begreife doch: Ich tue für dich, was ich kann.«
    »Vielleicht. Vielleicht tut Ihr aber auch nur das, was Euch paßt.«
    Der Druide war gekränkt.
    »Das ist ungerecht, Elfenmädchen. Du weißt weniger über diese Sache, als du glaubst.«
    »Aber eines weiß ich - ich weiß, daß weder Ihr noch der Beschützer, den Ihr mir an die Seite gestellt habt, sich als sonderlich hilfreich erwiesen habt. Viel glücklicher wäre ich, wenn ich keinen von euch beiden je gesehen hätte.«
    Sie war so zornig, daß sie nahe daran war, in Tränen auszubrechen. Trotzig starrte sie Allanon und Wil an, als wolle sie ihren Widerspruch herausfordern. Da sich beide in Schweigen hüllten, wandte sie sich ab und stapfte energischen Schrittes den dunklen Pfad hinunter.
    »Ihr habt gesagt, daß wir noch heute Arborlon erreichen müssen, Druide«, rief sie nach einer Weile. »Ich möchte diese Sache endlich hinter mich bringen!«
    Wil Ohmsford blickte ihr wortlos nach. Ärger und Verwirrung spiegelten sich auf seinen Zügen. Einen Lidschlag lang dachte er ernsthaft daran, einfach hier sitzen zu bleiben und das Elfenmädchen seines Wegs gehen zu lassen. Sie empfand offensichtlich ohnehin nichts für ihn. Dann spürte er Allanons Hand auf seiner Schulter.
    »Sei mit deinem Urteil nicht zu voreilig«, mahnte der Druide leise.
    Dann trat er zu Artaq hin und nahm die Zügel des Pferdes. Wil stand auf. Mitgehangen, mitgefangen, sagte er sich.
    Der Druide hatte sich schon auf den Weg gemacht, der zierlichen Gestalt des Elfenmädchens zu folgen, die unter den Bäumen verschwunden war. Grollend trottete Wil hinterher.

Kapitel 18
    Es war am Abend des folgenden Tages. Die Schatten über der Waldstadt Arborlon wurden länger, und graues Zwielicht verdunkelte sich langsam zur Nacht. Eventine

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