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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Kreischen des fliegenden Ungeheuers nicht mehr hören konnte, stand er Todesängste aus, daß sie im Kreise reiten und am Ende eben den Ungeheuern in die Fänge geraten könnten, denen sie zu entrinnen suchten. Zornig riß er am Zügel, doch Artaq reagierte überhaupt nicht.
    Wil hatte schon die Hoffnung aufgegeben, den Rappen jemals zum Stillstand zu bringen, als das mächtige Pferd plötzlich langsamer wurde und dann anhielt. Keuchend, mit geblähten Nüstern blieb es mitten auf dem Waldweg stehen, senkte den edel geformten Kopf und wieherte leise. Wil und Amberle tauschten einen fragenden Blick.
    Da tauchte unversehens eine hochgewachsene schwarze Gestalt vor ihnen auf. Lautlos glitt sie aus dem Schatten der Waldnacht. Es geschah so schnell, daß Wil nicht einmal Zeit blieb, an die Elfensteine zu denken. Die dunkle Gestalt trat näher, und eine Hand berührte behutsam Artaqs schweißtriefenden Hals und streichelte das seidige Fell. Aus dem Schatten einer dunklen Kapuze hob sich ein Gesicht zum Licht.
    Es war Allanon.
    »Ist dir auch nichts geschehen?« fragte er leise, während er die Arme ausstreckte, um Amberle aus dem Sattel zu heben und sie sanft auf den Boden hinunterzulassen.
    Das Elfenmädchen schüttelte stumm den Kopf. Verwunderung spiegelte sich in ihren meergrünen Augen - Verwunderung und ein Anflug von Zorn. Der Druide runzelte die Stirn, dann wandte er sich ab, um Wil zu helfen, doch der junge Mann schwang sich schon aus dem Sattel.
    »Wir dachten, Ihr seid tot!« stieß er ungläubig hervor.
    »Ich habe den Eindruck, daß irgend jemand mich dauernd für tot erklärt«, versetzte der Druide leicht gereizt. »Wie du siehst, bin ich völlig -«
    »Allanon, wir müssen fort von hier.« Wil warf einen angstvollen Blick über die Schulter. Seine Worte überschlugen sich, so eilig hatte er es, sie herauszubringen. »Die Dämonen-Wölfe sind hinter uns her, sie haben uns den ganzen Weg verfolgt, und drinnen im Tal hätte uns so ein riesiges, schwarzes fliegendes Ungeheuer - «
    »Langsam, Wil!«
    »- beinahe erwischt. Es ist größer als alles, was mir je unter die Augen gekommen ist - «
    »Wil!«
    Wil Ohmsford verstummte. Allanon schüttelte mißbilligend den Kopf.
    »Würdest du mich vielleicht auch einmal zu Wort kommen lassen?« Wil nickte errötend. »Danke. Zunächst einmal brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen, ihr seid hier in Sicherheit. Die Dämonen verfolgen euch nicht länger. Ihr Anführer wittert meine Anwesenheit. Ich bin ihm nicht geheuer, und er hat kehrt gemacht.«
    Wil war skeptisch. »Seid Ihr ganz sicher?«
    »Vollkommen. Niemand ist euch gefolgt. Kommt jetzt beide mit mir dort hinüber und setzt euch.«
    Er führte sie zu einem umgestürzten Baumstamm, der neben dem Pfad lag, und die beiden jungen Leute ließen sich erschöpft darauf niedersinken. Allanon blieb stehen.
    »Wir müssen noch heute abend nach Arborlon«, sagte er zu ihnen. »Aber ein paar Minuten Rast können wir uns schon erlauben, bis wir aufbrechen.«
    »Wie seid Ihr hierher gekommen?« fragte Wil.
    »Ich könnte euch die gleiche Frage stellen.« Der Druide ließ sich auf ein Knie nieder und zog die schwarzen Gewänder eng um seinen mageren Körper. »Ihr begreift wohl, was euch unten am Fluß geschehen ist?«
    Wil nickte. »Ich glaube schon.«
    »Es war der König vom Silberfluß«, warf Amberle ein. »Wir haben ihn gesehen; er hat mit uns gesprochen.«
    »Er hat mit Amberle gesprochen«, berichtigte Wil. »Aber was ist Euch widerfahren? Hat er auch Euch geholfen?«
    Allanon schüttelte den Kopf.
    »Ich habe ihn leider nicht einmal zu Gesicht bekommen - ich habe nur das Licht gesehen, das euch einhüllte und davontrug. Er ist ein einsiedlerischer und geheimnisvoller Alter, und er zeigt sich nur sehr wenigen. Diesmal beliebte es ihm, sich euch zu zeigen. Den Grund dafür weiß nur er selbst. Wie dem auch sei, sein Auftauchen stiftete beträchtliche Verwirrung unter den Dämonen, und ich machte mir diese Verwirrung zunutze, um zu entkommen.«
    Er hielt einen Augenblick inne und richtete das Wort dann an Amberle.
    »Amberle, du sagtest, daß er mit dir gesprochen hat. Erinnerst du dich, was er sagte?«
    Das Elfenmädchen war verlegen.
    »Nein, nicht genau. Es war wie ein Traum. Er sagte etwas von - von einem Vereintsein.«
    Flüchtig glomm ein Funke des Verständnisses in den dunklen Augen des Druiden auf. Doch weder Wil noch Amberle sahen ihn, und er erlosch sogleich wieder.
    »Nun, es spielt keine Rolle.«

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