Shannara III
Augen.
Er war unverletzt.
»Was für eine Art Teufel ist das nur?« flüsterte Rone Leah.
Der Jachyra näherte sich Allanon wieder mit heiserem, gierigem Keuchen. Aus seiner Kehle brach ein leises, hektisches Pfeifen, und er hob die Schnauze, als wittere er den Geruch des Druiden. Auf dem hohen Gras vor ihm sprenkelte eine Blutspur des großen Mannes das Grün mit hellem Scharlachrot. Der Jachyra blieb stehen. Langsam und bedächtig beugte er sich zu dem Blut hinab und machte sich daran, es von der Erde zu lecken. Das Pfeifen wurde vor Wohlbehagen plötzlich tiefer.
Dann griff er an. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung winkelte er die Beine unter sich an und warf sich Allanon entgegen. Die Hände des Druiden fuhren mit ausgestreckten Fingern empor - doch zu langsam. Das Geschöpf hing an ihm, ehe er das Feuer entfachen konnte. Sie stürzten ins hohe Gras und kullerten und drehten sich in unlösbarer Umklammerung. Der Angriff war so schnell erfolgt, daß das Ungeheuer auf Allanon lag, ehe Brins gellender Warnschrei an seine Ohren drang. Blaues Feuer flackerte an den Fingerspitzen des Druiden auf und versengte Handgelenke und Unterarme seines Angreifers, als diese zupackten, doch das Feuer tat keine Wirkung. Die Klauen des Jachyras gruben sich in Allanons Körper, zerfetzten Kleider und Haut und stießen bis auf Knochen vor. Der Druide warf den Kopf zurück, Schmerz überflutete das dunkle Gesicht - ein Schmerz, dem mehr zugrunde lag als körperliche Verletzung. Verzweifelt versuchte der Druide, die Bestie abzuschütteln, doch der Jachyra lag zu dicht auf ihm, als daß er irgendwo hätte einen Hebelgriff ansetzen können. Klauen und Zähne rissen an Allanon, und der muskulöse Körper des monströsen Angreifers hielt sein Opfer fest auf den Boden gepreßt.
»Nein!« schrie Rone Leah plötzlich.
Er riß sich von Brin los, die ihn festzuhalten suchte, stürzte sich in die Klamm und hielt die ebenholzschwarze Klinge seines großen Breitschwerts mit beiden Händen fest umfangen. »Leah! Leah!« schrie er wie von Sinnen. Das Versprechen, das er dem Druiden gegeben hatte, war vergessen. Er konnte nicht einfach stehenbleiben und zusehen, wie Allanon starb. Er hatte ihn einmal gerettet. Vielleicht schaffte er es ein zweites Mal.
»Rone, komm zurück!« rief Brin vergeblich hinter ihm her.
Einen Augenblick später stand Rone Leah bei den beiden Kämpfenden. Die dunkle Klinge des Schwertes von Shannara fuhr hoch, zuckte in funkelndem Bogen herab und schnitt tief in Schultern und Hals des Jachyras und zerschmetterte mit der Kraft der Magie Muskel und Knochen. Der Jachyra bäumte sich auf, ein erschrecktes Heulen brach aus seiner Kehle, und der rötliche Leib zuckte hoch, als wäre er von innen heraus gebrochen.
»Stirb, du Ungeheuer!« schrie Rone wütend, als er Allanons zerschundenes, blutiges Gesicht darunter sehen konnte.
Doch der Jachyra starb nicht. Ein muskulöser Arm schwenkte heftig herum und schlug den Hochländer mit verblüffender Kraft quer übers Gesicht. Er flog zurück, seine Hände lösten den Griff um das Schwert von Leah. Sogleich griff der Jachyra ihn an und heulte die ganze Zeit über in irrer Begeisterung, als genösse er den heftigeren Schmerz auf irgendeine üble, unbegreifliche Weise. Er bekam Rone zu fassen, ehe der stürzte, packte ihn mit seinen Klauen und schleuderte ihn über die ganze Länge der Klamm, wo er als ein wirres Häufchen am anderen Ende liegenblieb.
Dann richtete sich der Jachyra auf. Die dunkle Klinge des Schwertes von Leah steckte noch tief in seinem Körper. Er griff nach hinten und zog das Schwert heraus, als hätte der Hieb nicht die geringste Wirkung auf ihn gehabt. Er zauderte einen Augenblick, während er sich die Klinge vor die gelben Augen hielt. Dann schleuderte er das Schwert von Leah von sich, in die Luft über den Wassern der Mangold-Fälle, in denen es dann versank und wie ein Stück Treibholz außer Sicht getragen wurde und in der schnellen Strömung nur so hüpfte und kreiste.
Der Jachyra wirbelte zu dem gefallenen Allanon herum. Erstaunlicherweise war der Druide wieder auf den Beinen; seine Kleider waren zerfetzt und dunkel mit Blut befleckt. Als der Jachyra ihn stehen sah, schien er völlig in Raserei zu verfallen. Er heulte vor Zorn auf und sprang.
Doch diesmal versuchte der Druide nicht, ihn zurückzuschlagen. Er erwischte den Jachyra mitten im Sprung, seine großen Hände schlossen sich wie ein Schraubstock um den Hals des anderen. Ohne die
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