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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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auch noch die Elfensteine mitnehmen? Du bist wohl nicht ganz richtig im Kopf, Jair.«
    Daraufhin war Jair wütend geworden. »Du bist diejenige, die nicht ganz richtig im Kopf ist. Wir wissen beide, wie gefährlich es für dich werden wird. Du wirst alle Hilfe brauchen, die du bekommen kannst. Und die Elfensteine könnten eine große Hilfe sein - du mußt nur noch herausfinden, wie du sie zum Wirken bekommst. Aber das kannst du vielleicht schaffen.«
    »Nur der rechtmäßige Besitzer ist in der Lage…«
    »Die Steine mit Erfolg einzusetzen?« Sie standen sich inzwischen fast Nasenspitze an Nasenspitze gegenüber. »Aber vielleicht ist das bei dir und mir etwas anderes, Brin. Schließlich tragen wir den Elfenzauber schon in uns. Wir haben das Wünschlied. Vielleicht könnten wir die Steine dazu bringen, für uns zu wirken.«
    Dann war ein langer Augenblick gespannter Stille eingetreten. »Nein«, entschied sie schließlich. »Nein, wir haben Vater versprochen, niemals den Versuch zu unternehmen, die Elfensteine für uns einzusetzen…«
    »Er hat uns auch das Versprechen abgenommen, den Elfenzauber niemals zu benutzen, erinnerst du dich? Trotzdem tun wir es - sogar du hin und wieder. Und sollst du nicht genau das auch tun, wenn du mit Allanon an der Feste der Mordgeister stehst? Nicht? Worin besteht dann der Unterschied in der Benutzung des Wünschliedes und der Elfensteine? Elfenzauber ist Elfenzauber!«
    Brin hatte ihn schweigend mit einem distanzierten, fremden Blick in den Augen angestarrt. Dann hatte sie sich wieder mit den Decken zu schaffen gemacht. »Es ist egal. Ich werde die Elfensteine nicht mitnehmen. Hier, hilf mir die zusammenschnüren.«
    Und dabei war es geblieben, genau wie in der Frage, ob er sie ins Ostland begleitete. Sie hatte ihm keine richtige Erklärung gegeben; sie hatte einfach beschlossen, die Elfensteine hier zu lassen, ob sie sie nun brauchen konnte oder nicht. Er begriff das überhaupt nicht. Er verstand sie nicht. Wäre er an ihrer Stelle gewesen, hätte er die Steine sofort hervorgeholt. Er hätte sie mitgenommen und eine Möglichkeit gefunden, sie einzusetzen, da sie eine mächtige Waffe gegen dunkle Magie darstellten. Aber Brin… Brin schien nicht einmal den Widerspruch zwischen ihrer Bereitschaft, das Wünschlied einzusetzen und ihrer Ablehnung gegenüber dem Zauber der Steine einzusehen.
    Er verbrachte den restlichen Morgen über dem Versuch, den Sinn der Überlegungen oder sein Fehlen bei seiner Schwester nachzuvollziehen. Die Stunden verstrichen rasch. Rone kehrte mit Pferden und Proviant zurück, Bündel wurden aufgeladen und ein hastiges Mittagessen im kühlen Schatten der Eichen hinterm Haus verzehrt. Dann stand plötzlich Allanon wieder vor ihnen, der bei Mittag genauso finster wirkte wie in rabenschwarzer Nacht, und wartete mit der Geduld der schwarzen Göttin, und plötzlich war die Zeit dahin. Rone schüttelte Jair die Hand, hieb ihn derb auf den Rücken und entrang ihm das sichere Versprechen, sich um seine Eltern zu kümmern, wenn diese zurückkehrten. Dann war die Reihe an Brin. Sie schloß die Arme fest um ihn und drückte ihn eng an sich.
    »Auf Wiedersehen, Jair«, flüsterte sie. »Und vergiß nicht: Ich habe dich lieb.«
    »Ich dich auch«, konnte er hervorstoßen und drückte sie seinerseits.
    Einen Augenblick später waren sie aufgestiegen, und die Pferde bogen auf die staubige Straße ab. Arme reckten sich zum Abschied und winkten, während er zurückwinkte. Jair wartete, bis sie außer Sicht waren, ehe er eine unerwünschte Träne aus dem Auge wischte.
     
    Am Nachmittag desselben Tages ging er zum Gasthof hinunter. Er tat das, weil Allanon die Möglichkeit angedeutet hatte, daß die Geister oder ihre Gnomen-Verbündeten vielleicht in den Ländern westlich vom Silberfluß bereits nach dem Druiden fahndeten. Falls ihre Feinde nach Shady Vale gelangten, wäre das Haus der Ohmsfords einer der ersten Plätze, wo sie suchen würden. Außerdem war es im Gasthof viel interessanter - in den Schankräumen drängten sich Reisende aus aller Herren Länder, von denen ein jeder eine andere Geschichte wußte und eine andere Neuigkeit mitbrachte. Jair zog spannende Geschichten bei einem Glas Bier im Schankraum der Langeweile in dem leeren Haus entschieden vor.
    Als er mit ein paar persönlichen Sachen im Gepäck auf das Wirtshaus zuging, linderte die Sonne auf seinem Gesicht ein wenig die Enttäuschung, die er noch darüber empfand, daß man ihn zurückgelassen hatte.

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