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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Zugegebenermaßen gab es gute Gründe, daß er blieb. Jemand mußte seinen Eltern bei ihrer Rückkehr erklären, was aus Brin geworden war. Das würde keine leichte Aufgabe werden. Er stellte sich gerade das Gesicht seines Vaters vor, wenn dieser hörte, was geschehen war, und schüttelte traurig den Kopf. Sein Vater würde nicht glücklich darüber sein. Vielmehr würde er wahrscheinlich darauf bestehen, ihr hinterherzureisen - möglicherweise sogar mit den Elfensteinen.
    Ein unvermittelt entschiedener Ausdruck trat auf sein Gesicht. Wenn dies geschähe, wäre er dabei. Ein zweites Mal ließe er sich nicht abweisen.
    Er trat in das herabgefallene Laub auf dem Fußweg vor ihm und zerstreute es in einem Wirbel von Farben. Sein Vater würde die Sache freilich anders sehen. Und seine Mutter natürlich auch. Aber er hatte zwei ganze Wochen, um sich auszudenken, wie er sie überzeugen könnte, ihn mitzunehmen.
    Er ging nun ein wenig langsamer weiter und ließ sich eine Weile von dem verlockenden Gedanken berauschen. Dann schob er ihn beiseite. Was von ihm erwartet wurde, war, daß er ihnen erzählte, was aus Brin und Rone geworden war, und er sie dann nach Leah begleitete, wo sie unter dem Schutz von Rones Vater bleiben sollten, bis die Mission ausgeführt war. Das wurde von ihm erwartet, und genau das würde er tun. Natürlich war es möglich, daß Wil Ohmsford sich nicht diesen Plänen beugte. Und Jair war zu allererst der Sohn seines Vaters, also ließ sich durchaus erwarten, daß er seinen eigenen Kopf hatte.
    Er grinste und ging schneller. Er würde sich das noch genauer zurechtlegen müssen.
     
    Der Tag kam und verstrich. Jair Ohmsford aß bei der Familie zu Abend, die für seine Eltern das Geschäft führte, erbot sich, am nächsten Morgen bei der Tagesarbeit zu helfen, schlenderte dann in den Wirtsraum und lauschte dort den Geschichten, welche durchs Tale ziehende Handlungsreisende und Wanderer zu berichten wußten. Mehr als einer erwähnte die schwarzen Wandler, die dunkel gekleideten Mordgeister, die keiner mit eigenen Augen gesehen hatte, aber von deren Existenz alle überzeugt waren, jene bösen Mächte, die Leben mit einem Blick auslöschen konnten. Sie entstammten der dunklen Erde, warnten Stimmen mit heiserem Flüstern, und rings umher nickten die Köpfe zustimmend. Besser, ihnen erst gar nicht über den Weg zu laufen. Selbst Jair empfand bei solcher Aussicht ein gewisses Unbehagen.
    Er blieb bis nach Mitternacht bei den Geschichtenerzählern und ging dann auf sein Zimmer. Er schlief tief und fest, erwachte bei Tagesanbruch und arbeitete den Morgen über im Gasthof. Inzwischen fand er es gar nicht mehr so schlecht, zurückgelassen worden zu sein. Schließlich war ihm auch keine unbedeutende Rolle zugedacht. Wenn die Mordgeister tatsächlich von den magischen Elfensteinen wußten und kämen, um den Besitzer zu suchen, dann befand sich Wil Ohmsford in ebenso großer Gefahr wie seine Tochter - vielleicht sogar in größerer. Also kam es darauf an, daß Jair die Augen offenhielt, damit seinem Vater nichts zustieß, ehe er gewarnt werden konnte.
    Gegen Mittag war Jair mit seiner Arbeit fertig, und der Wirt dankte ihm und sagte, er könnte sich nun freinehmen. Also spazierte er hinaus in die Wälder hinter dem Gasthaus, wo sich sonst niemand aufhielt, und übte ein paar Stunden mit dem Wunschlied; er benutzte die Zauberei auf die unterschiedlichste Weise und freute sich, wie alles nach seinem Willen geschah. Er dachte wieder an die beständigen Mahnungen seines Vaters, den Elfenzauber nicht zu benutzen. Sein Vater hatte einfach kein Verständnis. Der Zauber war Teil von ihm und ihn zu benutzen so selbstverständlich wie der Gebrauch von Armen und Beinen. Er konnte sich ebensowenig über dessen Existenz hinwegtäuschen wie er sich nicht vorstellen konnte, keine Arme und Beine mehr zu besitzen. Seine beiden Eltern versicherten stets, der Zauber wäre gefährlich. Brin behauptete das gelegentlich auch, allerdings weit weniger überzeugt, da sie ihn selbst ebenfalls anwandte. Er war überzeugt, daß sie ihm das nur erzählten, weil er jünger war als Brin und sie sich größere Sorgen um ihn machten. Er hatte bislang nichts erlebt, was darauf hätte schließen lassen, daß der Zauber gefährlich wäre; und solange das nicht der Fall war, hatte er die feste Absicht, sich seiner zu bedienen.
    Auf dem Rückweg zum Gasthaus, als die ersten Schatten des frühen Abends allmählich durch den späten Nachmittagssonnenschein

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