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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Zauber des Wünschliedes stark genug, die Sperre zu durchbrechen, die das Böse errichtet hatte? Brin fand die Vorstellung unglaublich. Was war das Wünschlied anderes als eine Nebenwirkung des Gebrauchs des Elfenzaubers? Es besaß nicht einmal die Macht der Elfensteine. Es war keine Waffe. Und doch hielt Allanon es für das einzige Mittel, die dunkle Magie zu überwinden - das einzige Mittel, nachdem selbst seine Macht gescheitert war.
    Nackte Füße tappten leise von der Eßzimmertür heran und erschreckten sie. Rone glitt aus den Schatten, trat an den Tisch und setzte sich.
    »Ich konnte auch nicht schlafen«, murmelte er und blinzelte in den Schein der Öllampe. »Wofür hast du dich entschlossen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Noch gar nicht. Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll. Ich frage mich immer wieder, was mein Vater tun würde.«
    »Das ist nicht schwer«, grunzte Rone. »Er würde dir raten, das Ganze einfach zu vergessen. Es ist zu gefährlich. Und er würde dich auch daran erinnern, wie er uns beiden gegenüber viele Male ausgesprochen hat, daß Allanon nicht zu trauen ist.«
    Brin strich ihr langes Haar zurück und lächelte schwach. »Du hast mir nicht zugehört, Rone. Ich sagte, ich frage mich immer wieder, was Vater tun würde - nicht, was er mir raten würde zu tun. Das ist nicht das gleiche, weißt du. Wenn man ihn bäte, mitzukommen - was würde er dann tun? Würde er nicht einfach gehen, so wie er auch ging, als Allanon ihn vor zwanzig Jahren in Storlock holte, wohlwissend, daß Allanon nicht rundweg ehrlich war, und wohlwissend, daß man ihm nicht alles gesagt hatte, gleichzeitig aber auch in dem Bewußtsein, daß er Zauberkräfte besaß, die nützlich sein könnten und über die er allein verfügte?«
    Der Hochländer schob sich unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Aber, Brin, das Wünschlied ist… nun ja, es ist nicht das gleiche wie die Elfensteine. Das hast du doch selbst zugegeben. Es ist nur ein Spielzeug.«
    »Das weiß ich. Das macht ja gerade alles so schwierig - das und die Tatsache, daß mein Vater entsetzt wäre, wenn er nur für eine Minute daran dächte, ich könnte in Erwägung ziehen, den Zauber als eine Art Waffe einzusetzen.« Sie machte eine Pause. »Aber Elfenzauber ist eine eigentümliche Sache. Seine Macht ist nicht immer deutlich erkennbar. Manchmal liegt sie im Dunkeln. So verhielt es sich beim Schwert von Shannara. Shea Ohmsford hat niemals durchschaut, wie ein so kleiner Gegenstand einen so mächtigen Feind wie den Dämonen-Lord niederringen könnte - bis er den Versuch unternommen hat. Er tat es einfach auf gut Glück in blindem Vertrauen…«
    Rone setzte sich mit einem scharfen Ruck nach vorn. »Und ich betone noch einmal: Diese Reise ist zu gefährlich. Die Mordgeister sind zu gefährlich. Nicht einmal Allanon kommt gegen sie an; das hat er dir doch selbst bestätigt! Es wäre etwas anderes, wenn du die Elfensteine einsetzen könntest. Die Steine besitzen zumindest die Macht, solche Geschöpfe zu vernichten. Was würdest du mit deinem Wünschlied anfangen, wenn sie dir entgegenträten - sie so ansingen wie den alten Ahorn?«
    »Mach dich nicht lustig über mich, Rone.« Brin kniff die Augen zusammen.
    Rone schüttelte schnell den Kopf. »Ich mache mich nicht lustig über dich. Mir liegt zuviel an dir, als daß ich das jemals tun könnte. Ich habe nur das Gefühl, das Wünschlied stellt nicht den geringsten Schutz gegen so etwas wie die Mordgeister dar!«
    Brin wandte den Blick ab, starrte durch die gardinenbehangenen Fenster in die Nacht hinaus und beobachtete das dunkle Schwanken der Bäume im Wind, sah zu, wie sie sich rhythmisch und graziös wiegten.
    »Ich auch nicht«, gab sie leise zu.
    Eine Zeitlang blieben sie schweigend sitzen und hingen ein jeder seinen eigenen Gedanken nach. Allanons dunkelhäutiges, müdes Gesicht stand vor Brins geistigem Auge wie ein anklagender, wiederkehrender Geist. Du mußt mich begleiten. Bis zum Morgen wirst du das begreifen. Sie hörte ihn wieder diese Worte sagen und hörte die Sicherheit, mit der er sie ausgesprochen hatte. Aber was sollte sie überzeugen, daß dem so war? fragte sie sich. Alle Überlegungen schienen sie nur tiefer in Verwirrung zu stürzen. Die Argumente standen alle sauber aufgereiht, jene, die fürs Gehen, und jene, die fürs Bleiben sprachen, und doch schlug die Waage in keiner der beiden Richtungen aus.
    »Würdest du ihn denn begleiten?« fragte sie Rone plötzlich. »Wenn du das

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