Shannara III
Blick zu. »Er hält mich immer noch für ein Kind. Ich bin diejenige, die sich Sorgen um ihn machen müßte!«
»Ha! Um mich brauchst du dir keine Sorgen machen!« fauchte Cogline.
Kimber lächelte nachsichtig, ihr Koboldgesicht wirkte gelassen. »Natürlich muß ich mir um dich Sorgen machen. Ich liebe dich doch.« Sie wandte sich an Brin. »Brin, du mußt eines verstehen. Großvater verläßt das Tal ohne mich überhaupt nicht mehr. Hin und wieder ist er auf meine Augen - und mein Gedächtnis angewiesen. Großvater, sei nicht ärgerlich über das, was ich sage, aber du weißt selbst, daß du manchmal vergeßlich bist. Und Wisper wird dir auch nicht immer gehorchen. Er wird verschwinden, wenn es dir am wenigsten paßt, falls du allein aufzubrechen versuchst.«
Cogline blickte finster drein. »Na ja, das macht der dumme Kater eben.« Er sah zu Wisper hinab, der ihn seinerseits schläfrig anblinzelte. »Zeitvergeudung, wenn ich versuche, ihn umzuerziehen. Na schön, dann werden wir wohl alle gehen müssen. Aber du hältst dich fern, wenn Schwierigkeiten auftreten, Mädchen. Die überläßt du mir.«
Brin und Rone warfen einander rasche Blicke zu.
Kimber wandte sich an sie. »Dann ist ja alles klar. Wir können bei Tagesanbruch aufbrechen.«
Das Talmädchen und der Hochländer schauten einander ungläubig an. Was ging hier vor? Als wäre es die selbstverständlichste Sache von der Welt, war gerade beschlossen worden, daß ein Mädchen, das kaum älter war als Brin, ein halbverrückter alter Mann und eine Katze, die manchmal verschwand, für sie das vermißte Schwert von Leah von irgendwelchen Kreaturen zurückerobern würden, die sie als Spinnengnomen bezeichnet hatten, um sie dann ins Rabenhorn-Gebirge nach Graumark zu begleiten! Es würde nur so wimmeln von Gnomen, Wandlern und anderen gefährlichen Wesen - Wesen, deren Macht den Druiden Allanon vernichtet hatte -, und der alte Mann und das Mädchen verhielten sich, als ob das alles gar nicht so wichtig wäre.
»Nein, Kimber«, meinte schließlich Brin, weil sie nicht wußte, was sie sagen sollte. »Ihr könnt uns nicht begleiten.«
»Sie hat recht«, bestätigte Rone. »Ihr könnt euch nicht einmal annähernd vorstellen, gegen welche Kräfte wir da antreten müssen.«
Kimber Boh schaute sie abwechselnd an. »Ich kann es mir besser vorstellen, als ihr denkt. Ich erklärte euch schon einmal: Dieses Land ist meine Heimat. Und Großvaters. Wir kennen seine Gefahren und verstehen sie.«
»Ihr versteht doch nicht die schwarzen Wandler!« explodierte Rone. »Was könnt ihr zwei denn gegen sie ausrichten?«
Kimber gab nicht nach. »Ich weiß nicht. Vermutlich das gleiche wie ihr. Ihnen aus dem Weg gehen.«
»Und wenn ihr das nicht könnt?« fuhr Rone hartnäckig fort. »Was dann?«
Cogline schnappte nach dem Lederbeutel, der an seinem Gürtel hing, und hielt ihn von sich. »Ich werde sie meine Zauberkraft spüren lassen, Ausländer! Ich lasse sie das Feuer schmecken, von dem sie keine Ahnung haben!«
Der Hochländer zog voller Zweifel die Stirn kraus und schaute Brin hilfesuchend an. »Das ist Irrsinn!« schnauzte er.
»Sei nicht so schnell bei der Hand, die Magie meines Großvaters abzutun«, riet Kimber und nickte dem alten Mann beruhigend zu. »Er hat sein ganzes Leben in der Wildnis zugebracht und viele große Gefahren überlebt. Er ist zu Dingen imstande, die ihr ihm nicht zutrauen würdet. Er wird euch eine große Hilfe sein. So wie Wisper und ich ebenfalls.«
Brin schüttelte den Kopf. »Ich glaube, daß das eine ganz schlechte Idee ist, Kimber.«
Das Mädchen nickte, um zu bekunden, daß sie verstand. »Du wirst deine Meinung noch ändern, Brin. Jedenfalls hast du ohnehin keine Wahl. Du brauchst Wisper zum Aufspüren. Du brauchst Großvater, damit er euch führt. Und du brauchst mich, um den beiden bei ihren Aufgaben zu helfen.«
Brin wollte noch einmal Einwände erheben, hielt dann aber inne. Was dachte sie sich eigentlich? Sie waren vor allem zum Kamin gekommen, weil sie jemanden brauchten, der sie durch den Dunkelstreif führte. Es gab nur einen Mann, der dazu in der Lage war, und dieser Mann war Cogline. Ohne Cogline zögen sie vielleicht wochenlang durch die Wildnis des Anar - Wochen, die ihnen nicht zur Verfügung standen. Und jetzt, wo sie ihn gefunden hatten und er ihnen die Hilfe anbot, die sie so dringend benötigten, wollte sie ihn abweisen!
Sie zögerte. Vielleicht hatte sie einen guten Grund dafür. Kimber erschien ihr als ein
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