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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Freundschaft Gutes und Schlechtes teilen. Deine Bedürfnisse werden zu meinen.«
    »Das ist ein wunderschönes Gefühl, Kimber«, hatte sie geantwortet. »Was aber, wenn die Nöte zu groß sind, so wie es jetzt der Fall ist? Was, wenn es zu gefährlich ist, meine Not zu groß wird?«
    »Das ist nur ein Grund mehr, sie zu teilen«, hatte Kimber melancholisch gelächelt. »Und sie mit Freunden zu teilen. Wir müssen einander helfen, wenn die Freundschaft überhaupt eine Bedeutung haben soll.«
    Darauf ließ sich wirklich nicht viel entgegnen. Brin hätte einwenden können, daß Kimber sie kaum kannte, daß sie ihr nichts schuldig war, daß die Mission, mit der sie betraut worden war, einzig und allein die ihre und nicht die des Mädchens und ihres Großvaters war. Aber derlei Argumente hätten für Kimber, die die Beziehung zwischen ihnen so sehr als eine von Ebenbürtigen betrachtete und deren Engagement so stark war, daß es keinen Kompromiß geben konnte, keine Bedeutung gehabt.
    Die Reise ging weiter, und der Tag neigte sich seinem Ende entgegen. Sie durchquerten rauhes Waldland, eine wilde Ansammlung aufragender schwarzer Eichen, Ulmen und knorriger Hickorybäume. Ihre hohen, verschlungenen Äste streckten sich weit wie die Arme von Riesen. Durch das sich wölbende Geflecht der Baumwipfel, das allen Laubs entblößt war und damit skeletthaft wirkte, schimmerte der Himmel in tiefem Kristallblau, und der Sonnenschein ergoß sich in das Waldgebiet und hellte die Schatten durch freundliche Lichtflecken auf. Doch - das Sonnenlicht war in dieser Wildnis nur ein kurzer Besucher bei Tag. Hier herrschte nur das schattige Dunkel - alles durchdringend, undurchdringlich, erfüllt mit dem leisen Hauch verborgener Gefahren, unsichtbarer und unhörbarer Dinge und von geisterhaftem Leben, das erst erwachte, wenn alles Licht völlig erloschen und das Waldland in Finsternis gehüllt war. Dieses Leben lag auf der Lauer, hielt sich lautlos verborgen im dunklen Herzen dieser Wälder, eine verschlagene und haßerfüllte Kraft, die das Eindringen jener Geschöpfe in sein geheimes Reich übelnahm und sie auspusten würde wie der Wind ein kleines Kerzenflämmchen. Brin fühlte ihre Präsenz. Sie raunte leise in ihr Denken und schlängelte sich an den schmalen Strang von Zuversicht vorüber, die ihr die Anwesenheit ihrer Mitreisenden vermittelte, und warnte sie, sehr vorsichtig zu sein, wenn erst die Nacht wieder hereinbräche.
    Dann sank die Sonne langsam unter die Linie des westlichen Horizonts, und Dämmerung legte sich übers Land. Die dunkle Kette des Tofferkamms ragte als zerklüfteter, unregelmäßiger Schatten vor ihnen in die Höhe, und Cogline geleitete sie durch einen gewundenen Paß, der eine Bresche in seine Mauer schlug. Sie marschierten schweigsam, da sich allmählich die Erschöpfung ihrer bemächtigte. Das Surren und Summen von Insekten erfüllte die Dunkelheit, und hoch über ihnen im Gewirr der großen Bäume stießen Nachtvögel ihre schrillen Schreie aus. Die Bergkette und die Wildnis kesselten sie ein und schlossen sie in den dunklen Paß. Die Luft, die den ganzen Tag über warm gewesen war, wurde heiß und unangenehm, ihr Geruch schal. Das geheime Leben, das in den Schatten des Waldgebiets lauerte, erwachte und erhob sich, Ausschau zu halten…
    Unvermittelt teilte sich der Wald vor ihnen und führte durch die Kammlinie steil abwärts in eine weite, flache Ebene, die von Nebel verhüllt und durch die Sterne und einen eigentümlichen, blaß orangefarbenen Sichelmond, der am Rand des östlichen Horizonts hing, in gespenstisches Licht getaucht war. Der Talgrund, der sich düster und bedrückend vor ihnen ausbreitete, war kaum mehr als eine finstere, schwarze Masse des Schweigens, die sich wie eine bodenlose Schlucht in die Erde zu öffnen schien, wo der Tofferkamm sich im Nebel verlor.
    »Das Altmoor«, flüsterte Kimber leise.
    Brin starrte wachsam und schweigend auf das Moor hinab. Sie konnte fühlen, wie es ihren Blick erwiderte.
     
    Mitternacht kam und ging, und die Zeit verstrich immer langsamer, bis sie endgültig stillzustehen schien. Ein Windhauch strich verlockend über Brins staubverklebtes Gesicht und erstarb. Sie schaute erwartungsvoll hoch, doch es kam nichts nach. Die Hitze kehrte schwer und drückend wieder. Brin hatte das Gefühl, als hätte man sie in einen Ofen gesperrt, wo unsichtbare Flammen ihren schmerzenden Lungen noch alle Luft raubten, die sie zum Überleben benötigte. Im Tiefland erfüllte

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