Shannara IV
mir gar nicht gefällt, wie sich die Dinge hier entwickeln.« Padishar Creels hartes Gesicht war ohne Regung. »Die Föderation wird uns so lange belagern, bis wir vergessen haben, warum wir überhaupt hier sind, und das trägt nicht gerade zur Verwirklichung meiner Pläne bei. Eingesperrt, wie wir hier sind, sind wir niemand von Nutzen. Es wird eine andere Gelegenheit geben, um mit diesen Feiglingen abzurechnen, die nur Wesen der dunklen Magie auf uns hetzen können, anstatt uns selbst gegenüberzutreten. Deshalb habe ich beschlossen, daß es an der Zeit ist, von hier zu verschwinden.«
Morgan beugte sich vor. »Fliehen?«
»Durch die Hintertür, von der wir gesprochen haben. Ich meine, daß du es wissen solltest. Ich brauche deine Hilfe.«
Morgan starrte ihn an. »Meine Hilfe?«
Padishar Creel setzte sich langsam auf. »Ich will, daß jemand eine Nachricht nach Tyrsis bringt - zu Damson und den Talbewohnern. Sie müssen wissen, was hier geschehen ist. Ich würde selber gehen, aber ich muß bleiben, um meine Männer in Sicherheit zu bringen. Deshalb habe ich gedacht, daß du vielleicht interessiert wärst.«
Morgan willigte sofort ein. »Das bin ich. Ich gehe.«
Der andere hob warnend die Hand. »Nicht so schnell. Wir werden den Zeigefinger nicht sofort verlassen, wahrscheinlich erst in drei oder vier Tagen. Die Verletzten sind noch nicht transportfähig. Aber ich möchte, daß du schon eher gehst. Morgen, wenn’s dir recht ist. Damson ist ein kluges Mädchen, aber sie ist eigensinnig. Seit du mich gefragt hast, ob sie möglicherweise versuchen könnte, die Talbewohner hierher zu bringen, habe ich ein wenig über die Sache nachgedacht. Sie könnte es tatsächlich versuchen. Du mußt sicherstellen, daß sie es nicht tut.«
»Das werde ich.«
»Also durch die Hintertür, wie ich schon gesagt habe. Und du gehst allein.«
Morgan runzelte die Stirn.
»Allein, mein Junge. Deine Freunde bleiben hier. Erstens kannst du nicht durch Tyrsis laufen mit einem Paar Zwerge im Schlepptau. Die Föderation würde euch innerhalb von zwei Minuten in Ketten legen. Und zweitens können wir kein Risiko eingehen nach all dem Verrat, der begangen worden ist. Keiner darf von deinem Vorhaben erfahren.«
Der Hochländer überlegte. Padishar Creel hatte recht. Es hatte wenig Sinn, unnötige Risiken einzugehen. Besser war es, allein zu gehen und niemand von seinem Vorhaben zu erzählen - ganz besonders nicht Steff und Teel. Er war drauf und dran, Padishar Creel von seinem Verdacht zu berichten, besann sich aber dann eines Besseren und nickte.
»Gut. Die Sache ist also geregelt. Bleibt nur noch eins.« Padishar Creel stand auf. »Folge mir.« Er führte Morgan durch das Lager in die größte Höhle, an der Stelle vorbei, wo die Verwundeten versorgt wurden, und in die dahinterliegenden Gewölbe. Von dort aus gelangten sie zu einem guten Dutzend Gängen, die in alle Richtungen auseinanderliefen und irgendwo in der Dunkelheit endeten. Auf dem Weg in die Gänge ergriff Padishar Creel eine Fackel und entzündete sie. Er führte den Hochländer zwischen Vorräten hindurch zu der tiefsten Stelle der Höhle, zu einer Wand, vor der sich Kisten auftürmten. Hier war es still.
Padishar Creel reichte Morgan die Fackel und streckte beide Hände aus, erfaßte mit den Fingern eine Kiste und zog. Ein ganzer Teil der Wand bewegte sich und gab einen dahinterliegenden Gang frei.
»Hast du gesehen, wie ich’s gemacht habe?« fragte Padishar Creel leise.
Morgan nickte.
Padishar Creel nahm die Fackel wieder an sich. Morgan beugte sich vor. Der Geheimgang wand sich in den Felsen hinein, bis er in der Dunkelheit verschwand.
»Der Gang führt durch den ganzen Felsen hindurch«, sagte Padishar Creel. »Wenn du bis zum Ende gehst, kommst du über dem Parmakeil südlich der Drachenzähne und östlich des Kennonpasses heraus.« Er sah Morgan scharf an. »Wenn du versuchen solltest, durch die anderen Gänge hinauszugelangen, würden wir dich wahrscheinlich nie wiedersehen. Verstanden?« Er stieß die Geheimtür wieder zu und trat zurück. »All das zeige ich dir jetzt, weil ich, wenn du dich auf den Weg machst, nicht bei dir sein werde. Ich werde draußen sein und dir den Rücken freihalten.« Er lächelte sein hartes Lächeln. »Das Beste ist, wenn du schnell hindurchgehst.«
Sie gingen zum Ausgang zurück und traten auf die Anhöhe hinaus. Es war bereits dunkel. Der Anführer der Geächteten blieb stehen, reckte sich und sog die Abendluft ein. »Hör mir
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