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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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war nicht gewillt, die Anwesenheit der Bestie auf der Anhöhe auch nur eine Sekunde länger als notwendig zu ertragen. Mit Seilen und Flaschenzügen machten sie sich an die Arbeit; die Seile, deren Enden am Rumpf des toten Monsters befestigt waren, wurden von Dutzenden von Männern ergriffen, die zogen und zerrten, um den Kriecher Schritt für Schritt durch das zerstörte Lager zu schleifen. Die Arbeit nahm den ganzen Morgen in Anspruch. Morgan hatte sich ihnen angeschlossen, sprach jedoch mit niemandem ein Wort und gab sich die größte Mühe, nicht aufzufallen, während er sich immer noch abmühte zu begreifen, was mit ihm geschehen war.
    Schließlich begriff er es. Es war das Schwert von Leah, das für seinen Zustand verantwortlich war, erkannte er plötzlich - oder genauer gesagt, die Magie, die es enthalten hatte. Es war der Verlust der Magie, der ihn gelähmt hatte und für seine Unentschlossenheit und Angst verantwortlich war. Als er die Zauberkraft des Schwertes entdeckt hatte, hatte er sich für unverwundbar gehalten. Dieses Gefühl der Macht ließ sich mit keinem anderen Gefühl, das er irgendwann empfunden oder das er überhaupt für möglich gehalten hatte, vergleichen. Mit der Macht, die ihm damit zur Verfügung stand, konnte er alles erreichen. Er konnte sich noch gut an das Gefühl erinnern, als er den Schattenwesen in der Schlucht buchstäblich allein gegenübergetreten war. Herrlich. Aufregend. Aber gleichzeitig anstrengend. Jedesmal, wenn er diese Macht anrief, schien er einen Teil seiner eigenen Kraft einzubüßen.
    Als das Schwert von Leah entzweibrach und damit die Zauberkraft verloren war, hatte er begriffen, wieviel sie ihm abverlangt hatte. Er spürte die Veränderung fast auf der Stelle. Padishar Creel wollte ihn davon überzeugen, daß er unrecht hatte, daß er den Verlust bald verschmerzen würde, daß er weiterleben konnte wie zuvor. Doch er wußte jetzt, daß dem nicht so war. Er würde den Schmerz niemals verwinden, nicht vollständig. Nachdem er die Zauberkraft einmal gebraucht hatte, war er unwiderruflich ein anderer. Er konnte nicht darauf verzichten; ohne sie war er nicht mehr der gleiche Mann. Obwohl er sie nur kurze Zeit besessen hatte, hatte selbst dieser kurze Besitz eine dauerhafte Wirkung. Er dürstete danach, sie wieder zu besitzen. Ohne sie war er verloren; er war verwirrt und ängstlich. Genau das war der Grund, warum er im Kampf mit dem Kriecher nicht zu handeln vermocht hatte. Es lag nicht daran, daß er nicht wußte, was er tun sollte. Es lag daran, daß er die Zauberkraft nicht mehr beschwören konnte.
    Dieses Eingeständnis kostete ihn mehr, als er sich erklären konnte. Er lebte weiter, lebte gleich einer gefühllosen Maschine, gelähmt vom Verlust der Zauberkraft. Er lebte nur in seiner Gedankenwelt und hoffte, daß keiner - insbesondere nicht Padishar Creel - sein Versagen bemerkte.
    Nach einiger Zeit kam ihm Par in den Sinn. Er hatte nie zuvor darüber nachgedacht, was es für den Talbewohner bedeutete, ständig um seine Magie ringen zu müssen. Jetzt, wo er gezwungen war, sich mit der Bedeutung der Zauberkraft des Schwertes von Leah auseinanderzusetzen, glaubte Morgan zu verstehen, wie schwer es Par hatte. Wie hatte sein Freund gelernt, mit der Kraft des Wunschlieds zu leben? Was ging in ihm vor, wenn sie sich ihm versagte, wie sie es so oft auf ihrer Reise zu Allanon getan hatte? Wie wurde er mit seiner Schwäche fertig? Das Wissen, daß Par seinen Weg dennoch gefunden hatte, verlieh Morgan neue Kraft.
    Gegen Mittag war der Kriecher fortgeschafft und die Schäden, die er im Lager angerichtet hatte, fast vollständig behoben. Der Regen ließ nach, als der Sturm nach Osten weiterzog. Die Wolken teilten sich, und die Sonne brach in langen Strahlen durch, die auf der grünen Weite des Parmakeils tanzten. Der Nebel verzog sich.
    Die Föderation machte sich unverzüglich daran, ihre Wurfmaschinen und Belagerungstürme wieder in Stellung zu bringen und ihren Angriff auf den Zeigefinger wieder aufzunehmen. Die Wurfmaschinen schleuderten Steine, die Belagerungstürme wurden mit Bogenschützen bemannt, die einen unablässigen Pfeilhagel auf das Geächtetenlager niedergehen ließen. Es wurde jedoch nichts unternommen, um die Höhe zu stürmen. Die Geächteten konnten sich nicht wehren; die Angreifer waren zu weit weg und zu gut geschützt. Außerhalb der Höhlen gab es keine Stelle, an der die Geächteten sich hätten gefahrlos bewegen können. Es schien offensichtlich, daß

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