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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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hätten sie ihn vollkommen übersehen. Ohne einen Ton von sich zu geben, starrte er sie an, so als wolle er sich erst von ihrer wirklichen Anwesenheit überzeugen. Schließlich schleppte er sich zwei Schritte vor und blieb stehen. »Guten Abend, liebliche Damson«, flüsterte er. Er warf einen kurzen Blick auf die Talbewohner, ohne sie zu begrüßen.
    »Guten Abend, Maulwurf«, antwortete Damson Rhee. »Warum hast du dich versteckt?«
    Der Maulwurf blinzelte. »Ich habe nachgedacht.«
    Damson Rhee runzelte die Stirn. Sie schob die Fackel in eine Spalte im Fels hinter sich, wo das Licht ihren seltsamen Freund nicht stören würde. Dann kauerte sie vor ihm nieder. Die Talbewohner blieben stehen. »Was hast du herausgefunden, Maulwurf?« fragte sie leise.
    Der Maulwurf verlagerte sein Gewicht. »Es gibt einen Weg in den Palast der Könige von Tyrsis und von dort in die Schlucht«, sagte er. »Und es gibt auch Schattenwesen.«
    Damson Rhee nickte. »Können wir an ihnen vorbei?«
    Der Maulwurf rieb sich die Nase. »Vielleicht«, sagte er schließlich. »Wollen wir’s versuchen?«
    Damson Rhee lächelte und nickte wieder. Der Maulwurf erhob sich. Er war winzig, eine haarige Kugel mit Armen und Beinen, die aussahen, als hätte man sie nachträglich angebracht. Was war er? fragte sich Par. Ein Zwerg? Ein Gnom?
    »Hier entlang«, sagte der Maulwurf und gab ihnen ein Zeichen, ihm in den dunklen Gang zu folgen. »Nimm die Fackel mit, wenn du willst. Wir können sie eine Weile benutzen.« Er warf den Talbewohnern einen scharfen Blick zu. »Aber Reden ist verboten.«
    Das war der Anfang. Er führte sie in die Eingeweide der Stadt hinunter, in ihre tiefsten Kanäle, in Gänge, die seit Jahrhunderten kein Mensch mehr betreten hatte. Die Gänge gruben sich in die Felsen, nach oben und nach unten, durch Räume, die den Verteidigern der Stadt einst als Vorrats- und Waffenlager, als Zufluchtsstätte für die gesamte Bevölkerung von Tyrsis gedient hatten. Hie und da stießen sie auf Türen, die von ihren verrosteten Scharnieren herunterhingen. Von Zeit zu Zeit liefen Ratten durch die Dunkelheit, die jedoch beim Anblick der Menschen und des Lichts flohen.
    Die Zeit ging dahin. Par verlor jedes Gefühl dafür, wie lange sie sich schon in den unterirdischen Stollen aufhielten, während sie langsam, aber stetig der gedrungenen Gestalt des Maulwurfs folgten. Hin und wieder ließ er sie ausruhen, obwohl er selbst keine Rast zu brauchen schien. Als sie die wenigen Male anhielten, saßen sie in der fast vollständigen Dunkelheit jedesmal im Kreis, vier einsame Wesen, begraben unter riesigen Steinmassen.
    Sie gingen, bis Pars Beine anfingen zu schmerzen. Dutzende von Stollen lagen hinter ihnen. Die Fackel, die sie mit sich führten, war zweimal heruntergebrannt und erneuert worden. Ihre Kleider und Stiefel waren mit Staub bedeckt, ihre Gesichter verschmiert.
    Dann blieb der Maulwurf stehen. Sie befanden sich in einem trockenen Brunnen, der von einer Reihe von Gängen durchzogen wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine schwere Eisenleiter in den Felsen eingelassen. Sie ragte nach oben in die Dunkelheit, wo sie verschwand.
    Der Maulwurf drehte sich um, deutete empor und legte einen schmutzigen Finger auf den Mund. Jeder wußte sofort, was die Geste zu bedeuten hatte.
    Schweigend stiegen sie die Leiter hinauf, setzten einen Fuß vor den anderen, hörten, wie die Sprossen unter ihrem Gewicht krachten und ächzten. Das Licht der Fackel warf ihre Schatten in seltsamen Formen an die Wände des Brunnens. Die Gänge unter ihnen verloren sich in der Dunkelheit.
    Am oberen Ende der Leiter stießen sie auf eine Luke. Der Maulwurf stemmte sich dagegen. Er öffnete die Luke einen Spaltbreit und spähte hinaus. Zufrieden stieß er die Luke auf, die mit einem dumpfen Schlag nach hinten fiel. Er kletterte hindurch, gefolgt von Damson Rhee und den Talbewohnern.
    Sie standen in einem riesigen, leeren Keller, einem steinernen Verlies mit gewaltigen Fässern, mit Handfesseln und Ketten, die verstreut auf dem Boden lagen. Eine breite Treppe am anderen Ende des Kellers führte nach oben. Die Stille war erdrückend.
    Der Maulwurf schob sich an Damson Rhee heran und flüsterte ihr etwas zu. Sie nickte, drehte sich zu den Talbewohnern um, deutete auf die Treppe, die nach oben führte, und formte mit ihren Lippen das Wort »Schattenwesen«.
    Der Maulwurf führte sie geschwind durch den Keller zu einer winzigen Tür, die in die Wand zu ihrer Rechten eingelassen

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