Shannara IV
konnten anderswo kämpfen.
Es war jetzt Nachmittag, und die arg mitgenommene Gruppe befand sich oberhalb der Gabelung des Mermidon, dort wo er sich nach Süden zum Regenbogensee und nach Osten in die Rabbebene ergoß. Auf einem Felsvorsprung, von dem aus sich die Bergpfade in alle Richtungen verzweigten, machten sie Halt, bevor sie sich trennten. Die Trolle würden nach Norden in das Charnalgebirge und ihre Heimat zurückkehren. Die Geächteten würden sich am Firerimstreif, wo eines ihrer anderen Verstecke lag, sammeln. Padishar Creel würde nach Tyrsis zurückkehren, um nach Damson Rhee und den beiden Talbewohnern zu suchen. Morgan würde ostwärts nach Culhaven gehen und das Versprechen einlösen, das er Steff gegeben hatte. In vier Wochen wollten sie sich alle am Jannissonpaß treffen. Bis dahin war hoffentlich die Armee der Trolle zusammengestellt, und die Bewegung hatte hoffentlich ihre Kräfte gesammelt. Dann war es an der Zeit, eine Strategie auszuarbeiten, mit der man den Kampf mit der Föderation gewinnen konnte.
Wenn dann überhaupt noch jemand von ihnen am Leben war, um die Strategie auszuarbeiten, dachte Morgan düster. Das, was mit Teel geschehen war, hatte Zweifel in ihm geweckt. Er wußte jetzt, wie leicht es für die Schattenwesen und ihre Föderationsverbündeten war, in die Reihen ihrer Gegner einzudringen. Jeder konnte ein Feind sein. Der Verrat lauerte überall. Was konnten sie tun, sich zu schützen, wenn sie niemand vertrauen durften?
Auch Padishar Creel litt unter dieser Situation - das wußte Morgan -, obwohl er es nie zugegeben hätte. Morgan hatte ihn seit ihrer Flucht ständig beobachtet, und der große Mann sah an jeder Biegung des Wegs Gespenster.
Aber Morgan ging es ebenso. »Ist es nicht gefährlich für dich, wenn du so bald nach Tyrsis zurückkehrst?« fragte er unvermittelt, nur um irgend etwas zu sagen und die Stimme des anderen zu hören.
Padishar Creel zuckte die Schultern. »Auch nicht gefährlicher als vorher. Ich werde mich auf jeden Fall verkleiden. Mach dir keine Sorgen, Hochländer. Par und Coll werden bald in Sicherheit sein. Dafür werde ich sorgen.«
»Es tut mir leid, daß ich nicht mit dir kommen kann.« Morgan konnte die Bitterkeit in seiner Stimme nicht verbergen. »Ich war schließlich derjenige, der sie überredet hat mitzukommen. Ich habe sie schon einmal im Stich gelassen, in Tyrsis, und jetzt lasse ich sie wieder im Stich.« Müde schüttelte er den Kopf. »Ich muß das tun, was Steff mir aufgetragen hat. Ich kann nicht einfach so tun, als…«
Das Ende des Satzes blieb ihm im Hals stecken, als ihm die Erinnerung an seinen sterbenden Freund kam und der Schmerz über den Verlust zurückkehrte. Einen Augenblick dachte er, er müsse weinen, aber es kamen keine Tränen. Vielleicht hatte er sie alle schon geweint.
Padishar Creel streckte die Hand aus und legte sie auf seine Schulter. »Hochländer, du mußt dein Versprechen halten. Das schuldest du ihm. Wenn du es eingelöst hast, kommst du zurück. Die Talbewohner und ich werden warten, und dann fangen wir wieder von vorne an.«
Immer noch unfähig zu sprechen, nickte Morgan bloß. Er spürte den Regen auf seinen Lippen und leckte ihn ab.
»Wir tun das, was wir in diesem Kampf tun müssen«, fuhr Padishar Creel fort. »Wir alle. Wir sind freie Menschen, wie man so schön sagt, und es ist unser gemeinsamer Krieg. Deshalb gehst du nach Culhaven und hilfst denen, die deine Hilfe brauchen, und ich gehe nach Tyrsis und tue das Gleiche. Aber wir werden einander nicht vergessen, oder?«
Morgan schüttelte den Kopf. »Nein, ganz bestimmt nicht, Padishar.«
Der große Mann trat einen Schritt zurück. »Nimm das.« Er gab Morgan seinen Ring mit dem Zeichen des Falken. »Wenn du mich wieder finden willst, zeig ihn Matty Roh in Varfleet. Ich sorge dafür, daß sie weiß, wo ich mich aufhalte. Mach dir keine Sorgen. Er hat dich schon einmal zu mir geführt; er wird es auch ein zweites Mal tun. Jetzt mach dich auf den Weg. Ich wünsche dir viel Glück.«
Er streckte die Hand aus, und Morgan hielt sie lange fest. »Auch ich wünsche dir Glück, Padishar.«
Padishar Creel lachte. »Immer und überall, mein Junge. Immer und überall.« Er ging zu dem Kiefernwäldchen zurück, wo die Geächteten und Trolle auf ihn warteten.
Jeder, der aufstehen konnte, stand auf. Abschiedsworte wurden gesprochen. Chandos umarmte Padishar Creel, andere klopften ihm auf die Schulter, einige streckten ihm von ihren Bahren die Hände
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