Shannara V
hingehen, Ihr versteht. Ich möchte nicht, daß jemandem auffällt, daß ich Euch nach Morrowindl bringe. Ich möchte nicht, daß sie erfahren, wie dumm ich bin.«
Er ging zu einer grasbewachsenen Kuppe hinüber und setzte sich. Nachdem er seine Handschuhe und seine Stiefel ausgezogen hatte, begann er seine Füße zu massieren. »Wir werden gleich etwas essen und trinken«, grummelte er.
Wren sagte nichts. Garth hatte sich in voller Länge im Gras ausgestreckt und hielt die Augen geschlossen. Er ist glücklich, wieder auf der Erde zu sein, dachte sie. Sie legte den Gesteinsbrocken, den sie untersucht hatte, hin und ging zu Tiger Ty hinüber.
»Ihr habt von Monstern auf Morrowindl gesprochen«, sagte sie kurz darauf. Eine leichte Brise zerzauste ihr Haar und blies ihr die Locken ins Gesicht. »Könnt Ihr mir etwas über sie erzählen?«
Die scharfen Augen sahen sie fest an. »Es gibt dort alle Arten, mein Fräulein. Große und kleine, vierbeinige und zweibeinige, fliegende, kriechende und einherstolzierende. Es gibt jene mit Haaren, jene mit Schuppen und jene mit Haut. Einige entspringen den schlimmsten Alpträumen. Einige, so sagt man, sind keine Lebewesen. Sie jagen in Rudeln. Jedenfalls einige von ihnen. Einige graben sich in die Erde und warten.« Er schüttelte seinen ergrauten Kopf. »Ich habe selbst erst eines oder zwei davon gesehen. Die meisten sind mir nur beschrieben worden. Aber sie sind dort, das ist ziemlich sicher.« Er machte eine Pause und überlegte. »Es ist recht seltsam, nicht wahr, daß es so viele verschiedene Arten gibt? Und es ist auch seltsam, daß zuerst überhaupt keine Monster dort waren und dann so plötzlich die ersten aufgetaucht sind.«
»Ihr glaubt also, daß die Elfen etwas damit zu tun hatten.« Wie sie es sagte, war es eine Feststellung.
Tiger Ty schürzte nachdenklich die Lippen. »Ich mußte einfach zu dem Schluß kommen. Es muß etwas mit ihrer Magie zu tun haben - ihrer Rückkehr zu den alten Riten. Sie haben es allerdings nicht gesagt und es nicht im mindesten zugegeben, die wenigen, mit denen ich gesprochen habe. Das war vor zehn Jahren. Vielleicht ist es auch noch länger her. Sie behaupteten, das alles habe etwas mit dem Vulkan zu tun und mit den Veränderungen der Erde und des Klimas. Stellt Euch das vor!«
Er lächelte entwaffnend. »So sieht es aus, wißt Ihr. Niemand wird Euch die Wahrheit sagen. Jeder will Geheimnisse bewahren.« Er machte eine Pause und rieb sein Kinn. »Nehmt Euch doch selbst. Ihr seid auch so ein Beispiel. Ich glaube nicht, daß Ihr mir erzählen werdet, was dort hinten am Wing Hove geschehen ist, nicht wahr, während ihr darauf gewartet habt, daß ich Euer Feuer entdecke?« Er beobachtete Wrens Gesicht. »Seht Ihr, ich bemerke Dinge ziemlich schnell. Mir entgeht so leicht nichts. Wie zum Beispiel, daß Euer großer Freund dort drüben so schwer bandagiert ist. Zerkratzt und von einem Kampf gezeichnet, der erst kürzlich stattgefunden hat. Ein harter Kampf. Auch Ihr selbst tragt einige Male. Und da war eine dunkle Stelle auf den Felsen, so wie sie durch ein sehr heißes Feuer entsteht. Sie war nicht dort, wo das Signalfeuer normalerweise brennt, und sie war neu. Und der Fels war an ein oder zwei Stellen ziemlich schlimm zerkratzt. Von schleifendem Metall, vermute ich. Oder von Klauen.«
Wren mußte wider Willen lächeln. Sie betrachtete Tiger Ty mit plötzlicher Bewunderung. »Ihr habt recht - Euch entgeht wirklich nicht viel. Es gab einen Kampf, Tiger Ty. Irgend etwas war uns seit Wochen gefolgt, ein Wesen, das wir Schattenwesen genannt haben. Es griff uns an, als wir das Signalfeuer entfachten. Wir haben es vernichtet.«
»Ach wirklich?« murmelte der kleine Mann spöttisch. »Nur Ihr beide? Ein Schattenwesen. Ich weiß ein wenig über Schattenwesen. Soweit ich weiß, ist immer etwas Besonderes nötig, um eines dieser Wesen zu vernichten. Feuer vielleicht. Von der Art, die der Elfenmagie entspringt. Das würde auch den Brandfleck auf den Felsen erklären, nicht wahr?«
Er wartete. Wren nickte langsam. »Vielleicht.«
Tiger Ty lehnte sich vor. »Ihr seid irgendwie wie die anderen, nicht wahr, mein Fräulein. Ihr seid eine Ohmsford wie die anderen. Ihr verfügt wahrscheinlich auch über die Magie.«
Er sagte es vorsichtig, formulierte es als Vermutung, und dabei spiegelte sich in seinen Augen eine Neugier, die vorher nicht zu sehen gewesen war. Er hatte natürlich wieder recht. Sie verfügte über die Magie, eine Erfahrung, über die
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