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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Moment und dachte nach. Die Sonne war inzwischen aufgegangen. Warmes Licht fiel in Kaskaden von der Spitze des Irrybis hinab, und der wolkenlose Morgenhimmel war hell und freundlich. Seevögel flogen in großen Kreisen über die Blaue Spalte und fischten. Spirit hatte sich auf den Rand der Klippe gekauert und hatte sie scheinbar vergessen. Der Rock war zu einer Statue geworden. Nur seine scharfen, suchenden Augen zeigten Leben.
    »Falls es also noch Elfen gibt«, sagte Wren schließlich, »Landelfen, meine ich, dann sind sie noch immer irgendwo auf Morrowindl. Seid Ihr Euch dessen sicher, Tiger Ty?«
    Der Flugreiter zuckte die Achseln. »So sicher, wie man sein kann. Ich denke, sie könnten auch woandershin verschwunden sein, aber es ist seltsam, daß sie uns dann nicht verständigt haben.«
    Wren atmete tief ein. »Könnt Ihr uns nach Morrowindl bringen?« fragte sie.
    Es war eine impulsive Frage, geboren aus der wilden und phantastischen Entschlossenheit, die Wahrheit zu entdecken, die anscheinend nicht nur für sie, sondern auch für alle anderen im Verborgenen lag. Sie erkannte, daß sie selbstsüchtig dachte. Sie hatte nicht einmal daran gedacht, Garth nach seiner Meinung zu fragen. Sie hatte es nicht einmal für nötig gehalten, sich daran zu erinnern, wie schwer er bei dem Kampf mit dem Schattenwesen verletzt worden war. Sie konnte ihn jetzt nicht ansehen. Sie hielt die Augen fest auf Tiger Ty gerichtet.
    Es war völlig klar, was er von der Idee hielt. Der kleine Mann runzelte wild die Stirn. »Ich könnte euch nach Morrowindl bringen«, sagte er. »Aber ich werde es nicht tun.«
    »Ich muß wissen, ob es dort noch Elfen gibt«, drängte sie und versuchte, ihre Stimme ruhig zu halten. Erst jetzt riskierte sie einen kurzen Blick zu Garth. Das Gesicht des Fahrenden verriet nicht, was er dachte. »Ich muß herausfinden, ob sie in die Welt der Menschen zurückgebracht werden können. Das war Allanons Auftrag an mich, und ich glaube, ich halte ihn für wichtig genug, um ihn auszuführen.«
    »Wieder Allanon!« schnappte Tiger Ty aufgebracht. »Ihr würdet Euer Leben riskieren für das Wort eines Schattens? Habt Ihr überhaupt eine Vorstellung davon, wie Morrowindl aussieht? Nein, natürlich nicht! Warum frage ich überhaupt? Ihr habt kein Wort von dem verstanden, was ich gesagt habe, nicht wahr? Ihr glaubt, Ihr könnt einfach dort hingehen, Euch umschauen und wieder weggehen? Das aber könnt Ihr nicht! Ihr würdet keine zwanzig Fuß weit kommen - Ihr oder Euer großer Freund! Diese ganze Insel ist eine Todesfalle! Sumpf und Dschungel, Vog, der alles erstickt, Killeshan, der Feuer spuckt. Und die Wesen, die dort leben, die Monster? Welche Chance glaubt Ihr gegen sie zu haben? Wenn kein Flugreiter mit seinem Rock landen und wieder herauskommen kann, dann könnt Ihr das auch nicht. Bei Dämons Blut!«
    »Vielleicht ist es so«, stimmte Wren zu. »Aber ich muß es versuchen.« Sie schaute erneut zu Garth hinüber, der ihr kurz Zeichen machte, nicht als Tadel, sondern zur Warnung. Bist du sicher? Sie nickte heftig und sagte zu Tiger Ty: »Wollt Ihr nicht wissen, was mit ihnen geschehen ist? Was ist, wenn sie Hilfe brauchen?«
    »Was, wenn es so ist?« grollte er. »Was sollen die Himmelselfen tun? Wir sind nur eine Handvoll. Es gab Tausende von Landelfen. Wenn sie mit dem, was dort ist, nicht umgehen konnten, welche Chance hätten wir dann? Oder Ihr, Fräulein Retterin?«
    »Werdet Ihr uns hinbringen?« wiederholte sie.
    »Nein, das werde ich nicht! Vergeßt die ganze Angelegenheit!« Er stand verärgert auf.
    »Sehr gut. Dann werden wir ein Boot bauen und Morrowindl auf diesem Weg erreichen.«
    »Ein Boot bauen! Was wißt Ihr denn vom Bootebauen! Oder auch vom Segeln!« Tiger Ty war erzürnt. »Von allen einfältigen, dickschädeligen…!«
    Er stürmte davon, hinüber zu Spirit, blieb dann stehen und stampfte mit dem Fuß auf die Erde, wirbelte herum und kam wieder zurück. Sein gefurchtes Gesicht war karmesinrot, die Hände hatte er zu Fäusten geballt.
    »Ihr wollt es also wirklich tun, nicht wahr?« fragte er. »Ob ich Euch nun helfe oder nicht?«
    »Ich muß es«, antwortete sie ruhig.
    »Aber Ihr seid einfach… Ihr seid nur…« sprudelte er los, anscheinend unfähig, den Gedanken zu Ende zu bringen.
    Sie wußte, was er sagen wollte, und es gefiel ihr nicht. »Ich bin stärker, als Ihr denkt«, sagte sie zu ihm. Ihre Stimme hatte jetzt einen harten Unterton. »Ich habe keine Angst.«
    Tiger Ty sah sie lange und

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