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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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sie, seit sie sie entdeckt hatte, bewußt nicht nachdachte, denn sonst wäre sie in gewisser Weise für ihren Besitz und Gebrauch verantwortlich. Sie sagte sich immer wieder, daß die Elfensteine nicht wirklich ihr gehörten, sondern daß sie sie lediglich hütete, und noch dazu, ohne es zu wollen. Ja, sie hatten Garth das Leben gerettet. Und ihr eigenes. Und natürlich war sie dankbar. Aber ihre Magie war gefährlich. Jeder wußte das. Sie hatte ihr ganzes Leben lang gelernt, selbstgenügsam zu sein, sich auf ihre Instinkte und ihre Ausbildung zu verlassen und nie zu vergessen, daß das Überleben überwiegend von ihren eigenen Fähigkeiten und Gedanken abhing. Sie wollte nicht auf die Magie der Elfensteine vertrauen und damit ihre Erziehung untergraben.
    Tiger Ty sah sie noch immer an und wartete darauf, daß sie antwortete. Wren erwiderte seinen Blick unerschrocken und antwortete nicht.
    »Nun«, sagte er schließlich und zuckte die Achseln. »Wir sollten etwas essen.«
    Die Inseln waren üppig mit Obstbäumen bestanden, und sie erhielten eine sättigende Mahlzeit aus dem, was sie ernteten. Danach tranken sie aus einem Süßwasserfluß, den sie landeinwärts fanden. Überall blühten Blumen, und es gab dicke Büsche voller Blüten. Die Farben leuchteten durch das Grün, und ihre Düfte wurden bei jeder Bewegung durch die Luft getragen. Es gab Palmen, Akazien, Banyans und jenen Baum, der Gingko genannt wurde. Fremdartige Vögel, deren Gefieder in Regenbogenfarben leuchtete, spähten aus den stacheligen Zweigen dorniger Bäume herab. Tiger Ty beschrieb ihnen alles, während sie umhergingen, zeigte ihnen alles, benannte und erklärte es. Wren schaute sich staunend um und erlaubte ihrem Blick nicht, irgendwo länger als einige Sekunden zu verweilen, weil sie Angst hatte, dafür etwas anderes zu verpassen. Sie hatte noch niemals solche Schönheit gesehen, solchen Überfluß unglaublich wundervoller Lebewesen. Es war überwältigend.
    »War Morrowindl wie die Insel hier?« fragte sie Tiger Ty irgendwann.
    Er schaute sie kurz an. »Einst«, erwiderte er. Mehr erfuhr sie nicht.
    Sie kletterten bald darauf wieder auf Spirits Rücken und setzten ihren Flug fort. Es war jetzt leichter, ein wenig vertrauter, und sogar Garth schien eine Möglichkeit gefunden zu haben, die Reise für sich erträglich zu gestalten. Sie flogen in Richtung Nordwesten, von der Sonne fort, die über ihnen vorbeizog. Es gab andere Inseln, klein und meist felsig, obwohl alle zumindest teilweise bewachsen waren. Die Luft streichelte warm und sanft ihre Haut, und die Sonne brannte aus einem wolkenlosen Himmel herab und ließ die Blaue Spalte erstrahlen, bis sie funkelte. Sie sahen große Meerestiere, die Tiger Ty Wale nannte und von denen er behauptete, sie seien die größten Lebewesen im Meer. Es gab Vögel in allen Größen und Formen. Es gab Fische, die in Gruppen, die er als Schulen bezeichnete, schwammen und in Formation aus dem Wasser heraussprangen, silberne Körper, die einen Bogen vor der Sonne bildeten. Wren lernte ungeheuer viel auf dieser Reise, und sie versenkte sich in ihre Lektionen.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen!« rief sie Tiger Ty enthusiastisch zu.
    »Wartet, bis wir Morrowindl erreichen«, brummte er zurück.
    Am Nachmittag flogen sie ein zweites Mal zu einer kurzen Rast hinab und wählten dafür eine einsame Insel mit weiten, weißen Sandstränden und kleinen Buchten, die so flach waren, daß das Wasser helltürkis wirkte. Wren fiel auf, daß Spirit den ganzen Tag nichts gefressen hatte, und fragte danach. Tiger Ty sagte, Rock fresse Fleisch und jage es selbst. Er brauche nur einmal in sieben Tagen Nahrung.
    »Ein sehr selbstgenügsamer Vogel, der Rock«, sagte der Flugreiter mit unverhüllter Bewunderung. »Er verlangt nicht viel mehr, als in Ruhe gelassen zu werden. Das ist mehr, als man von den meisten Menschen sagen kann.«
    Sie setzten ihre Reise schweigend fort, denn sowohl Wren als auch Garth begannen zu ermüden. Sie waren steif von der Anstrengung, den ganzen Tag über in derselben Haltung sitzen zu müssen, erschöpft von der ständigen, schaukelnden Bewegung des Fluges, und ihre verkrampften Finger schmerzten vom Umklammern der geknüpften Handgriffe. Das Wasser der Blauen Spalte floß beständig unter ihnen vorbei, eine endlose Bewegung von Wellen. Sie konnten das Festland schon seit Stunden nicht mehr ausmachen, dagegen schien sich das Meer endlos zu erstrecken. Wren fühlte sich dadurch klein werden, von

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