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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Gemüse. Er hatte ein Verlangen nach Fleisch, aber er wußte nicht, wie er welches fangen konnte. Die Sterne kamen hervor, und die Nachtgeräusche erstarben.
    Wieder erschienen die Schattenwesen und suchten ihn. Manchmal kamen sie nahe heran - und daher zögerte er auch jetzt, den Umhang abzulegen. Er tat es lange genug, um sich zu waschen, wobei er darauf achtete, hinter den Bäumen verborgen zu bleiben, und zog ihn dann schnell wieder an. Er empfand es inzwischen bequemer, ihn zu tragen, weniger einengend und weniger ungewohnt. Tatsächlich begann er das Gefühl, unsichtbar zu sein, das der Mantel ihm verlieh, zu mögen.
    Er zog beim ersten Tageslicht weiter, zog über das Grasland und den dunklen Rändern der Drachenzähne entgegen, die den blauen Horizont im Norden durchbrachen. An diesen Bergen lag Tyrsis, und dort war Par. Die Hitze dieses neuen Tages schien zuzunehmen, und er fühlte sich unwohl in dem Licht. Vielleicht sollte er in Zukunft nachts weiterziehen, beschloß er. Die Dunkelheit erschien ihm irgendwie weniger bedrohlich. Er suchte gegen Mittag Schutz im Schatten einiger Felsen und verbarg sich dort. Seine Gedanken wanderten und berührten viele Dinge, die jedoch gleich wieder vergessen waren, nachdem sie aus der Erinnerung aufgetaucht waren. Er kauerte sich hin, senkte seinen kapuzenbedeckten Kopf zwischen die Knie und schlief ein.
    Bei Einbruch der Nacht verließ er sein Versteck. Er erjagte ein Kaninchen, indem er es in der Dunkelheit aufspürte und in seinen Bau trieb, als sei er eine Katze. Er grub mit seinen Händen nach dem Tier, tötete es und trug es zurück zu seinem Versteck in den Felsen. Dort aß er es, bevor es über dem kleinen Feuer zu Ende gebraten war. Danach saß er da, betrachtete die Knochen und fragte sich, welch ein Wesen es gewesen sein mochte.
    Die Sterne und der Mond wurden an dem dunkel verhangenen Himmel immer heller. Irgendwo in der Ferne schrie eine Eule. Coll Ohmsford achtete nicht mehr auf Schattenwesen, die ihn jagen mochten. Irgendwie war es nicht mehr wichtig.
    Als sich das Nachtdunkel vollständig ausgebreitet hatte, erhob er sich, trat das Feuer aus und kroch wie ein Tier aus seinem Versteck. Die Stadt war zwar noch weit entfernt, kam aber doch näher. Er konnte sie im Wind riechen.
    In ihm war eine Wut, die er sich nicht erklären konnte. Da war ein Hunger. Irgendwie, obwohl er noch nicht sagen konnte wie, war er mit Par verbunden.
    Schnell ging er nordwärts auf die Berge zu. Im Mondlicht schimmerten seine Augen blutrot.

Kapitel 55
    Die Nacht brach herein.
    Wren Ohmsford ging durch die zunehmende Dämmerung zurück durch den Harrow. Sie fühlte nichts. Schatten von den Gerippen der zerstörten Bäume und den wabernden Nebeln lagen auf dem Lavagestein. Das Tageslicht war im Westen nur noch als Ungewisse Helligkeit sichtbar, wie der sanfte Schimmer einer Kerze vor der Dunkelheit. Um sie herum erstreckte sich schweigend und leblos der Harrow. Er war ein Spiegel ihrer selbst. Die Magie der Elfensteine hatte sie gereinigt. Eowens Tod hatte sie hart gemacht.
    Wer bin ich? fragte sie sich.
    Sie wählte ihren Weg, ohne wirklich darüber nachzudenken, und bewegte sich in die Richtung, aus der sie gekommen war, weil das der einzige Weg war, den sie kannte. Sie schaute einfach nur geradeaus, ohne etwas wahrzunehmen, und sie lauschte, ohne wirklich zu hören.
    Wer bin ich?
    Ihr ganzes Leben lang hatte sie die Antwort auf diese Frage gekannt. Das war ihre einzige Sicherheit gewesen. Sie war eine Fahrende gewesen, frei von den Beschränkungen einer persönlichen Geschichte, von den Banden und Verpflichtungen einer Familie und von der Notwendigkeit, nach den Erwartungen anderer und nicht den eigenen zu leben. Sie hatte Garth gehabt, und der hatte sie gelehrt, was sie wissen mußte, aber sie hatte mit sich tun können, was sie wollte. Die Zukunft hatte sich faszinierend vor ihr ausgebreitet wie ein blankes Stück Schiefer, auf das ihr Leben mit den Worten, die sie erwählte, geschrieben werden konnte.
    Jetzt war diese Sicherheit dahin, so sicher verschwunden wie die falschen Auffassungen ihrer Jugend davon, wer und was sie sein würde. Sie würde nie wieder sein, wie sie gewesen war oder sich selbst verstanden hatte. Niemals. Sie hatte alles verloren. Und was hatte sie gewonnen? Sie lachte beinahe. Sie war ein Nichts geworden. Seht sie euch nur an, sie konnte jedermann sein. Sie konnte sich nicht einmal ihres Namens sicher sein. Sie war nicht nur eine Ohmsford, sondern auch

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