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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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immer das Schicksal von dir zu tun verlangte, um deinem Volk zu helfen. Das habe ich versprochen.
    Wren hockte sich wieder auf ihre Fersen, und Verzweiflung durchströmte sie. Vertraue niemandem, hatte die Addershag sie gewarnt. Niemandem. Sie hatte geglaubt, die Reichweite dieser Worte zu kennen. Sie hatte geglaubt, sie würde sie verstehen.
    Aber dies…
    »Oh, Garth«, flüsterte sie verzweifelt. »Ich habe dir vertraut!«
    Du hast dadurch nichts verloren, Wren.
    »Habe ich das nicht?«
    Sie sahen einander schweigend und bewegungslos an. Alles, was Wren widerfahren war, seit Cogline vor so vielen Wochen das erste Mal zu ihr gekommen war, schien sich zu sammeln und sich auf ihre Schultern zu setzen wie ein ungeheures Gewicht. So viele schmerzliche Fluchten, so viele Tode, so vieles, was sie verloren hatte - sie spürte es alles, alles schien ihr auf einmal zusammengekommen zu sein in dieser Wahrheit, die aus dem Verborgenen kam und furchtbar und unerwartet war.
    Wenn du das alles gewußt hättest, bevor du hierher kamst, hätte es vielleicht alles geändert. Deine Mutter wußte das. Dein Vater auch. Vielleicht hätte ich es dir erklärt, wenn ich gekonnt hätte, aber mein Versprechen hat mich gebunden. Der Umriß des großen Mannes bewegte sich, und seine scharfkantigen Züge waren jetzt im Licht. Sage mir, wenn du kannst, daß ich es anders hätte handhaben sollen. Sage mir, Wren, daß ich mein Versprechen hätte brechen sollen.
    Ihr Mund bildete eine zusammengepreßte, verbitterte Linie. »Das hättest du tun sollen.«
    Er hielt ihren Blick fest, und seine dunklen Augen waren stumpf und ausdruckslos.
    »Nein«, gab sie schließlich mit Tränen in den Augen zu. »Das hättest du nicht.« Sie schaute fort, und ihr Blick war leer und verloren. »Aber das ändert nichts. Alle haben mich belogen. Alle. Sogar du. Die Addershag hatte recht, Garth, und das tut weh. Es waren zu viele Lügen, zu viele Geheimnisse, und ich hatte an nichts davon Anteil.«
    Sie weinte leise mit gesenktem Kopf vor sich hin. »Irgend jemand hätte mir vertrauen sollen. Mein ganzes Leben ist verändert worden, und ich hatte nichts dazu zu sagen. Sieh doch, was damit geschehen ist!«
    Seine große Hand streichelte über die ihre. Denk nach, Wren. Du hast immer wählen können. Niemand hat das für dich getan, niemand hat dir den Weg gezeigt. Wenn du die Wahrheit gekannt hättest, wenn du die Erwartungen an dich erkannt hättest, wäre es dann dasselbe gewesen? Hättest du in solch einem Fall sagen können, daß die Wahl deine eigene gewesen ist?
    Sie schaute ihn zögernd an.
    Wäre es besser gewesen, wenn du gewußt hättest, daß du Ellenroh Elessedils Enkelin bist, daß die Elfensteine, die du für bemalte Steine hieltest, echt waren, daß man, wenn du erwachsen wärest, eines Tages von dir erwarten würde, nach Morrowindl zu reisen und dort aufgrund einer Prophezeiung, die vor deiner Geburt gemacht wurde, die Elfen zu retten? Was wäre dann mit deiner Entscheidungsfreiheit gewesen? Wie hättest du dich dann entwickelt? Was wäre aus dir geworden?
    Sie atmete tief ein. »Ich weiß es nicht. Aber vielleicht hätte ich doch die Möglichkeit haben sollen, das herauszufinden.«
    Das Licht wurde jetzt heller, als die Dämmerung von irgendwo jenseits des Leichentuchs aus Nebel und der Bäume hereinbrach. Faun hob den Kopf aus Wrens Schoß, wo er bewegungslos gelegen hatte. Triss war vom Rande der Dunkelheit zurückgekommen. Er stand da und betrachtete sie schweigend. Die Nachtgeräusche waren verklungen, und die hektischen Bewegungen hatten aufgehört. In der Ferne hörte man unverändert die Geräusche vom Ausbruch des Killeshan. Er grollte beständig, und das Lärmen hielt bedrohlich an. Die Erde schüttelte sich leicht, und das Feuer der Lava erhob sich in grauem Rauch und Asche himmelwärts.
    Garth bewegte sich, und seine Hände formten Worte. Wren, seufzte er. Ich habe getan, um was ich gebeten worden war und was ich versprochen hatte. Ich habe mein Bestes getan. Ich wünschte, es wäre nie nötig gewesen, dich zu täuschen. Ich wünschte, ich wäre in der Lage gewesen, dir die Chance zu gewähren, die du dir erbeten hast.
    Sie sah ihn lange Zeit an und nickte schließlich. »Ich weiß.«
    Sein starkes, dunkles Gesicht war vor Konzentration angespannt. Sei deiner Mutter und deinem Vater nicht böse. Sie haben getan, was sie für richtig hielten.
    Sie nickte erneut. Sie konnte jetzt nicht sprechen.
    Du mußt einen Weg finden, uns allen zu

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