Shannara V
brauchte. Er half ihr auf die Füße, wandte sie um und brachte sie den Hang wieder hinunter zum Wald. Den Ruhkstab hielt er in einem Arm und mit dem anderen stützte er sie, und so führte er sie durch die Morgenstunden wie ein Schäfer ein verirrtes Lamm. Er forderte nichts von ihr, außer, daß sie einen Fuß vor den anderen setzte und mit ihm weiterging. Stresa übernahm die Führung, an seine wuchtige Gestalt konnte sie sich halten. Sie wußte, daß sie sich auf ihn konzentrieren sollte, auf dies sich ständig verändernde Objekt, auf das sie sich jetzt zubewegte. Erst einen Fuß, dann den anderen, immer wieder. Faun machte einen weiteren Versuch, ihr Bein hinauf und auf ihren Arm zu klettern, und dieses Mal hieß sie ihn willkommen, drückte den Baumschreier an sich und genoß die Wärme und Weichheit der kleinen Kreatur.
So wanderten sie den ganzen Tag, Gefährten auf einer Reise, die Worte überflüssig machte. Bei den wenigen Malen, wo sie anhielten, um sich auszuruhen, nahm Wren das Wasser, das Triss ihr zu trinken gab, und die Früchte, die er ihr in die Hand legte, an, ohne zu fragen, woher sie kamen oder ob es sicher sei, sie zu essen. Das Tageslicht verdunkelte sich, als sich Wolken von Horizont zu Horizont zusammenballten, als der Vog sich darunter verdichtete. Der Killeshan wütete hinter ihnen. Feuer und Asche und Rauch wurden in langen Geysiren himmelwärts gespien, ohne daß sie noch auf Hindernisse gestoßen wären. Der Geruch von Schwefel lag schwer in der Luft, und die Insel schüttelte und wiegte sich. Als die Dunkelheit schließlich herabsank, war der Rand der Berge in einen blutroten Kranz gehüllt, der bei jedem Ausbruch erneut aufflammte und Feuerranken bis auf die fernen Hänge hinabsandte, von wo die Lava zum Meer floß. Geröll knirschte und wurde zerrieben, während es von dem geschmolzenen Felsgestein fortgetragen wurde, und Bäume loderten mit jäh prasselnder Verzweiflung auf. Der Wind erstarb vollständig, Dunst setzte sich über allem fest, und die Insel wurde zu einem Käfig, den Feuer umschloß und dessen Bewohner in erschreckter, ängstlicher Verwirrung gegeneinander prallten.
Stresa brachte sie in dieser Nacht inmitten eines Hains aus zähen, fast unbelaubten Eisenbäumen in einer Felsspalte unter, die von drei Seiten geschützt war. Sie kauerten sich in der Dunkelheit mit den Rücken an die Wand und beobachteten, wie der Feuersturm immer heftiger wurde. Sie waren noch immer einen Tag vom Strand entfernt, einen Tag von einem möglichen Treffen mit Tiger Ty entfernt, und der Untergang der Insel stand unmittelbar bevor. Wren fand soweit zu sich selbst zurück, daß sie die Gefahr erkannte, in der sie sich befanden. Während sie an einem Becher Wasser nippte, den Triss ihr gegeben hatte, und auf den Klang seiner Stimme lauschte, während er leise weitersprach, um ihr Sicherheit zu vermitteln, erinnerte sie sich an das, was sie zu tun hatte, und daran, daß nur Tiger Ty allein ihr dabei helfen konnte.
»Triss«, sagte sie schließlich überraschend und sah ihn zum ersten Mal wieder an und nannte seinen Namen. Daß sie ihn erkannte, ließ ihn erleichtert lächeln.
Kurz danach erschienen die Dämonen, die Schattenwesen von Morrowindl. Es waren die ersten, die dem Feuerfluß des Killeshan entkommen waren, die von den Hügeln hinab zum Strand geflüchtet, verloren und verwirrt waren und alles töten wollten, was ihnen in den Weg kam. Sie stolperten aus der feurigen Dämmerung, ein Trupp abgerissener mißgebildeter Horrorgestalten, und griffen ohne jedes Zögern an, ihrem Instinkt und ihrem eigenen, seltsamen Wahnsinn folgend. Stresa hörte sie kommen, denn seine scharfen Ohren nahmen das Geräusch ihrer Gegenwart wahr, und er warnte die anderen Sekunden vor dem Angriff. Triss begegnete dem Ansturm mit gezogenem Schwert, widerstand ihm und schlug sie beinahe zurück. Er war den Wesen fast ebenbürtig, auch mit nur einem intakten Arm. Aber die Dämonen waren jenseits von Angst und Vernunft, aus ihrem Hochland vertrieben von etwas, das sie nicht verstanden. Diese Menschen waren für sie keine große Bedrohung. Sie sammelten sich daher und griffen erneut an. Sie waren entschlossen, sich an allem zu rächen, was erreichbar war.
Aber jetzt trat ihnen Wren gegenüber, die von ihrem eigenen Wahnsinn getrieben wurde und ihnen jetzt kalt und berechnend die Magie der Elfensteine entgegensandte, um sie zu zerschneiden wie mit Rasierklingen. Zu spät erkannten sie die Gefahr. Die Magie fing
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