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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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fünfzig Jahre lang eher geflüstert als erzählt hatten: Wie die Zwerge dem Vormarsch der Föderation widerstanden hatten, bis die Kriecher gekommen waren, um sie zu vernichten.
    Kriecher. Jetzt waren sie offenbar gesandt, um die Elfen zu vernichten.
    Eine Grube öffnete sich in ihrem Magen, kalt und dunkel. Erring Rift sah sie an. Er wartete darauf, daß sie ihm sagen würde, was zu tun wäre. Sie deutete auf den Weg, den sie gekommen waren. Rift nickte und drängte Grayl vorwärts. Wren warf einen letzten verstohlenen Blick zurück und beobachtete, wie die Kriecher in der Hitze verschwanden.
    Für den Moment sind sie nicht mehr zu sehen, dachte sie düster.
    Aber was konnten die Elfen tun, wenn sie wieder erschienen?

Kapitel 19
    Walker Boh blinzelte.
    Es war einer jener kristallklaren Tage, an dem das Sonnenlicht so hell ist und die Farben so strahlend sind, daß es die Augen fast schmerzt, sie anzusehen. Der Himmel war von Horizont zu Horizont wolkenlos, eine tiefblaue Leere, die sich endlos erstreckte. Aus dieser Leere und diesem Himmel brannte die Sonne in weißheißem Glanz am Mittag so herab, daß man ihn nur ansehen konnte, wenn man blinzelte und schnell wieder fortschaute. Er schien auf die Vier Länder herab und brachte die Farben des späten Sommers mit erschreckender Klarheit hervor, sogar die dumpfen Brauntöne getrockneter Gräser und staubiger Erde, aber besonders die Grüntöne der Wälder und des Graslands, die Blautöne der Flüsse und Seen und die eisengrauen Farbtöne und das verbrannte Kupfer der Berge und Tiefebenen. Die Hitze der Sonne erhob sich in jenen Winkeln in Wogen, in denen der Wind nicht abkühlte, aber selbst dort schien alles klar gezeichnet und mit der Präzision eines Handwerkes definiert, und da war das Gefühl, daß schon ein greller Schrei dies alles würde zerstören können.
    Es war ein Tag der Lebensfreude, an dem vielleicht alle Versprechen erfüllt würden, die jemals gemacht wurden, und alle erdenklichen Hoffnungen und Träume wahr würden. Es war ein Tag des Nachdenkens über das Leben, und Gedanken an den Tod schienen merkwürdig fehl am Platze.
    Walker lächelte schwach und verbittert. Er hätte gern einen Weg gefunden, solche Gedanken verschwinden zu lassen.
    Er stand allein außerhalb der Mauern Paranors, direkt an der nordwestlichen Ecke unter einer Ausgestaltung der Brustwehren, die einen flachen, herausragenden Überhang bildeten und über das Land hinausschauten. Er stand dort schon seit dem Sonnenaufgang, war durch die Nordtore hinausgeschlüpft, während sich die Vier Reiter an der Westseite versammelt hatten und ihre tägliche Herausforderung erklärt hatten. Fast sechs Stunden waren seither vergangen, und die Schattenwesen hatten ihn nicht entdeckt. Er war auch diesmal in einen Unsichtbarkeitszauber gehüllt. Der Zauber hatte zuvor gewirkt, hatte er Cogline gegenüber argumentiert, als er ihm seinen Plan erläuterte. Es gab keinen Grund, warum er nicht erneut wirken sollte.
    Bisher hatte er es.
    Sonnenlicht überschwemmte die Wände der Drachenzähne, jagte auch die hartnäckigsten Schatten davon und entblößte die flache, kahle Oberfläche der Felsen. Er konnte nördlich über die Baumlinie hinweg bis zu den kahlen Flächen des Streleheim sehen. Er konnte östlich bis zum Jannisson und südlich bis zum Kennon sehen. Ströme und Teiche schimmerten blau durch die Bäume, die den Keep umgaben, und Singvögel flogen in überraschenden, wunderschönen, strahlenden Farbexplosionen dahin.
    Walker Boh atmete tief die Mittagsluft ein. An einem Tag wie diesem war alles möglich. Alles.
    Er war mit lockeren, grauen, um die Taille gegürteten Gewändern bekleidet, die Kapuze herabgezogen, so daß sein schwarzes Haar lose über seine Schultern hing. Er trug einen Bart, der aber ordentlich geschnitten und gekämmt war. Natürlich war nichts davon zu sehen. Für jeden Vorübergehenden, und besonders für die Schattenwesen, war er nur ein Teil der Mauer. Ruhe und gute Ernährung hatten seine Kräfte wiederhergestellt. Die Verletzungen, die er drei Tage zuvor erlitten hatte, waren fast völlig geheilt, wenn auch nicht vergessen. Aber er dachte allenfalls flüchtig daran, was ihn danach befallen hatte. Er konzentrierte sich auf das, was jetzt geschehen sollte, an diesem Tag, zu dieser Stunde.
    Es war der zehnte Tag der Belagerung durch die Schattenwesen. Es war der Tag, der ihm ausersehen war, daß an ihm diese Belagerung enden sollte.
    Er sah über die Schulter zurück und

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