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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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hinüber und durchsuchte sorgfältig ihre Kleidung.
    In der Umhangtasche des einen fand sie den Beutel und die Steine. Sie atmete erleichtert auf, steckte den Beutel in ihre Tunika und humpelte zu Morgan zurück.
    Auf halbem Wege sah sie das Pferd der Schattenwesen am Rande der Bäume grasen. Sie blieb stehen, dachte einen Moment lang nach, legte dann die Finger an den Mund und stieß einen seltsamen, tiefen Pfiff aus. Das Pferd hob den Kopf und wandte seine Ohren dem Geräusch zu. Sie pfiff erneut und änderte leicht die Tonhöhe. Das Pferd sah sie an und scharrte dann auf dem Boden. Sie ging langsam zu dem Tier herüber, sprach sanft auf es ein und streckte die Hand aus. Das Tier schnupperte an ihr, und sie streichelte seinen Hals und seine Flanken. Sie prüften sich eine kleine Weile lang, und dann schwang sie sich plötzlich auf seinen Rücken und sprach noch immer beruhigend auf es ein, während sie die Zügel in die Hände nahm.
    Das Pferd wieherte und tänzelte bei ihrer Berührung. Sie führte es zu der Stelle, an der Morgan wartete, und stieg ab.
    »Ich werde es brauchen, denn die Zeit drängt«, sagte sie, eine Hand noch immer fest um die Zügel geschlungen. »Was wir finden, gehört uns, pflegten die Fahrenden zu sagen. Ich habe wohl noch nicht alles vergessen, was sie mich gelehrt haben.« Sie lächelte und streckte die Hand aus, um seinen Arm zu berühren. »Ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen werden, Morgan.«
    Er nickte. »Ihr solltet besser aufbrechen.«
    »Ich schulde Euch etwas, Hochländer. Ich werde es nicht vergessen.« Sie schwang sich wieder in den Sattel. »Wir haben vom Hadeshorn aus eine weite Strecke zurückgelegt, nicht wahr?«
    »Vom Hadeshorn. Von allem. Eine weitere Strecke, als ich mir hätte träumen lassen. Paßt auf Euch auf, Wren.«
    »Ihr auch. Viel Glück für uns beide.«
    Sie hielt seinen Blick noch einen Moment länger fest, nahm die Kraft auf, die sie darin fand, schöpfte Mut aus der Tatsache, daß sie nicht so allein war, wie sie geglaubt hatte, und daß Hilfe manchmal aus überraschenden Quellen kam.
    Dann stieß sie dem Pferd die Fersen in die Flanken und galoppierte davon.
    Sie ritt westwärts der sich zurückziehenden Nacht hinterher, bis sie vom Tageslicht überstrahlt wurde, und hielt dann inne, damit das Pferd sich ausruhen und aus einem Teich trinken konnte. Sie rieb ihre Handgelenke und Knöchel noch ein wenig, wusch die tiefen Schnitte und dunklen Quetschungen aus und schwor sich, daß sie Tib Arne bitter bezahlen lassen würde, wenn sie ihm begegnete. Sie hatte fast zwölf Stunden lang nichts gegessen und getrunken, aber jetzt war keine Zeit, nach Nahrung zu suchen oder Wasser zu trinken. Wenn die Schattenwesen erst entdeckten, daß sie entkommen war, würden sie sie jagen. Sie würden auch Morgan Leah jagen, dachte sie und hoffte, daß er ein gutes Versteck kannte.
    Sie stieg wieder auf und ritt weiter und folgte dem Grasland aus der Hügellandschaft heraus zu den Ebenen unterhalb von Tyrsis, die in den Tirfing hineinführten. Der Tag wurde heiß und feucht, der Himmel war ein wolkenloses Blau und die Sonne ein weißfeuriger Glutofen. Der Baumbestand nahm bis auf vereinzelte Haine und dann Gruppen von zwei und drei Bäumen ab und verschwand schließlich ganz. Der Mittag kam, und sie überquerte den Mermidon an einer Furt, wo sich das Wasser des Flusses flach und träge in die Ebenen ergoß. Ihr Körper und ihr Gesicht schmerzten von den Schlägen und Fesseln, aber sie ignorierte ihr Unbehagen und dachte statt dessen an die verheerende Wirkung, die ihr Verschwinden gehabt haben mußte. Inzwischen würden sie sicherlich überall nach ihr suchen. Vielleicht hatten sie Erring Rift und Grayl gefunden und glaubten, daß auch sie tot sei. Vielleicht hatten sie sie aufgegeben und beschlossen, sich auf die Föderationsarmee und die Kriecher zu konzentrieren. Einige würden sicherlich empfehlen, sie zu vergessen. Einige würden ihr Verschwinden als Segen empfinden…
    Sie schob diese Gedanken beiseite. Sie mußte niemandem etwas beweisen. Aber die Notwendigkeit blieb, daß sie schnell zurückkehren mußte. Barsimmon Oridio würde sich mit dem Hauptteil der Elfenarmee dem Rhenn nähern. Mit etwas Glück war Tiger Ty vielleicht auch schon zurück. Wenn sie sie nur erreichen konnte, bevor irgendwelche Kämpfe begannen…
    Sie unterbrach sich.
    Was?
    Was würde sie tun?
    Sie klammerte die Frage aus. Es war unwichtig, was sie tun würde. Es würde genügen, daß sie da

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