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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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seiner breiten Schwingen. Sie schluckte gegen ihre Angst an. Kein Wunder, daß die Sucher zurückgefallen waren. Sie brauchten sich nicht zu beeilen, wenn Gloon sie jagte.
    Tib Arne ritt natürlich auf ihm. In ihrem Geist sah sie das wandelbare Gesicht des Jungen, zuerst Freund, dann Feind, zuerst menschlich, dann ein Schattenwesen. Sie konnte sein gewinnendes Lachen hören, die Hitze seines Atems auf ihrem Hals spüren, als er sie niederschlug, das Blut von seinen Schlägen in ihrem Mund schmecken…
    Sie sah sich nach einem Versteck um und gab die Idee dann schnell wieder auf. Sie war bereits gesehen worden, und wo auch immer sie sich verbarg, würden sie sie finden. Sie konnte davonlaufen oder kämpfen - und sie war es müde, davonzulaufen.
    Sie griff in ihre Tunika hinab und nahm die Elfensteine hervor. Sie wog sie in ihrer Hand, als könnte sie so das Gewicht ihrer Magie und auch im voraus den Ausgang des Kampfes bestimmen. Sie schaute zum Horizont im Westen, aber dort war nichts zu sehen, die Wälder waren noch immer unter dem Horizont verloren. Es würde ohnehin niemand nach ihr suchen - nicht so weit draußen und nicht bei Nacht. Sie biß die Zähne zusammen, dachte erneut an Garth und fragte sich, was er tun würde. Sie beobachtete, wie Gloon näher herankam, sich Zeit ließ und weich auf den Luftströmungen ritt. Er bewegte sich leicht und vertraute auf seine Kraft und sein Können und auf das, was er vollbringen konnte. Der Kampfhaubenwürger würde versuchen, sie beim ersten Vorüberfliegen zu ergreifen, dachte sie - schnell und entschlossen, bevor sie die Magie der Elfensteine einsetzen konnte. Und es würde nicht leicht sein, die Elfensteine gegen ein bewegliches Ziel einzusetzen.
    Sie eilte über die Ebenen hinweg, um einen kleinen Hügel im Rücken zu haben. Besser als nichts, sagte sie sich, den Blick weiterhin auf Gloon gerichtet. Sie dachte an das, was der Kampfhaubenwürger Grayl angetan hatte. Sie fühlte sich klein und kalt und verletzlich und allein in der Weite des Graslands, wo nichts war, so weit sie sehen konnte, niemand, der ihr hätte helfen können. Dieses Mal gab es keinen Morgan Leah. Keinen Aufschub aus einer unerwarteten Quelle. Sie würde allein kämpfen müssen, und wie gut sie kämpfen würde - und wieviel Glück sie haben würde -, würde darüber entscheiden, ob sie leben oder sterben würde.
    Ihre Hand umschloß die Elfensteine noch fester. Komm her, Gloon. Komm und sieh, was ich für dich habe. Der Kampfhaubenwürger schwang sich hinauf und stieß wieder herab, schwebte nach außen und wieder zurück und stieg in sorgloser Gleichgültigkeit auf und ab. Sie sah ihn als dunkle Bewegung vor dem blauen Samt des Himmels und wartete ungeduldig. Komm schon! Komm schon! Dann fiel Gloon plötzlich wie ein Stein abwärts und war verschwunden.
    Wren stürzte verwirrt nach vorn. Die Nacht breitete sich weit und dunkel und leer vor ihr aus. Was war geschehen? Sie spürte Schweiß ihren Rücken hinablaufen. Wo war der Haubenwürger geblieben? Er war sicherlich nicht selbst in die Erde geflogen, er würde sich nicht selbst in die Erde getrieben haben, das würde keinen Sinn ergeben…
    Und dann erkannte sie, was vor sich ging. Gloon griff an. Er war auf eine Ebene mit dem Boden abgesunken, so daß sein Schatten nicht mehr zu sehen war, und er griff sie an. Wie schnell? Wie bald? Sie geriet in Panik und stolperte vor Angst rückwärts. Sie konnte ihn nicht sehen. Sie versuchte, den Haubenwürger vor dem dunklen Horizont auszumachen, konnte aber nichts sehen. Sie versuchte ihn zu hören, aber da war nur Stille.
    Wo ist er? Wo…?
    Nur ihr Instinkt rettete sie. Sie warf sich auf einen Impuls hin zur Seite und spürte das wuchtige Gewicht des Haubenwürgers an sich vorbeistreichen, während seine Klauen nur Zentimeter neben ihr die Luft zerrissen. Sie schlug um sich und rollte schnell fort, schmeckte Staub und Blut in ihrem Mund, spürte den Schmerz ihres verletzten Körpers erneut durch sich hindurchschießen.
    Sie stand sofort wieder auf, wirbelte in die Richtung herum, in die der Haubenwürger, wie sie dachte, verschwunden war, rief die Magie der Elfensteine hervor und ließ sie als Fächer blauen Feuers in die Nacht hinausschießen. Aber das Feuer loderte in die Leere und traf nichts. Wren kauerte sich zusammen und durchforschte verzweifelt die mondbeleuchtete Schwärze. Er würde kommen -, aber sie konnte ihn nicht sehen! Sie hatte ihn aus den Augen verloren! Unter dem Horizont war er

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