Shannara VI
dem Rock überlassen. Es war nicht deren Kampf. Es war ihrer.
Erneut griffen die Vögel einander an und hackten aufeinander ein. Ihre Klauen und Schnäbel zogen und rissen, und ihre schwarzen Schatten vor dem mondbeleuchteten Himmel drehten und wanden sich, und ihre Schwingen schlugen wie wahnsinnig, während sie sich abwärts schraubten. Wren rannte hinter ihnen her und hielt die Elfensteine in den Händen bereit. Laß mich nur nah genug herankommen! war alles, was sie denken konnte.
Im scheinbar letzten möglichen Moment lösten sich die Vögel voneinander, stolperten eher voneinander davon, als daß sie flogen. Federn und Knorpel und Blut von ihren verletzten Körpern regneten herab. Wren knirschte zornig mit den Zähnen. Gloon schüttelte sich und stieg wieder auf, schwebte in einer langen, trägen Spirale dahin. Spirit flog im Bogen aufwärts und fiel wieder zurück. Er bewegte sich schwankend und unsicher, versuchte sich auszurichten, erschauerte einmal und fiel dann erdwärts und verschwand. Wren stöhnte entsetzt auf - und hielt dann verwundert den Atem an, als Spirit plötzlich wieder auftauchte, jetzt wieder im Gleichgewicht und auf wundersame Weise erholt. Eine Finte! Er war jetzt direkt unter Gloon, stieg vom Boden auf wie ein Geschoß, wirbelte durch die Nacht und prallte in den Kampfhaubenwürger hinein. Es klang wie das Auseinanderbrechen von Felsen. Sie hörte ein scharfes Knirschen, und beide Vögel schrien auf und lösten sich dann wieder voneinander, während ihre Klauen die Luft durchschnitten.
Dann fiel einer der Reiter herab. Offenbar war er durch den Aufprall losgelöst worden, seine Arme und Beine droschen jetzt in die Luft, und entsetzt schreiend stürzte er erdwärts. Er fiel wie ein Stein, ohne sich helfen zu können, und traf mit schrecklichem Krachen auf. Über ihm ging der Kampf weiter, der Rock und der Kampfhaubenwürger jagten sich wieder über den Himmel, als sei der Verlust eines Reiters bedeutungslos. Wren konnte nicht sagen, wer gefallen war. Als sie über die Ebenen lief, schlug ihr Herz wild, und ihre Kehle war vor Angst verengt. Sie lief lange Zeit, ohne etwas zu sehen. Dann lag vor ihr plötzlich ein verkrümmter Körper, eine blutige, zerrissene Gestalt, die aufzustehen versuchte und irgendwie noch immer lebte.
Sie verlangsamte ihren Schritt, und ein zerschmettertes, gebrochenes Gesicht wandte sich ihr zu. Sie erschauerte, als die Augen ihrem Blick begegneten. Es war Tib Arne. Er versuchte zu sprechen, aber es war nur ein undeutliches Gurgeln, das den Worten keine Form zu geben vermochte. Trotzdem konnte sie den Haß, den er ihr gegenüber empfand, aus jedem Laut heraushören. Unter den offenen Wunden war er noch immer ein Junge, aber es war das Schattenwesen, das schließlich hervorbrach und sich wie schwarzer Rauch erhob, um sie anzugreifen. Sie hob blitzschnell die Elfensteine, und das blaue Feuer schoß durch das dunkle Wesen hindurch und verschlang es.
Als sie erneut hinsah, starrten Tib Arnes blaue Augen leer zu ihr herauf.
Sie hörte dann über sich einen Schrei, entweder den des Kampfhaubenwürgers oder den des Rock, und schaute gerade rechtzeitig hinauf, um Gloon auf der Flucht vor Spirit herabsinken zu sehen. Der Haubenwürger hatte den Himmelskampf aufgegeben und kam auf sie zu. Sie kauerte sich unter seinem Schatten zusammen, denn jetzt war kein Versteck vorhanden und das Gewässer zu weit entfernt, als daß sie es noch erreichen konnte. Sie hob die Elfensteine hoch, aber ihre Bewegungen waren bleiern, und sie wußte, daß sie nicht genug Zeit hatte, sich zu retten.
Doch auf einmal flog Spirit einen letzten Bogen und fing Gloon von hinten ab und hämmerte so in den Kampfhaubenwürger hinein, daß er das Gleichgewicht verlor und stürzte. Gloon schoß herum, zerrte an dem Rock, und im selben Moment setzte Wren die Elfensteine ein. Die Magie erwischte Gloon direkt, hüllte den Haubenwürger ein und begann ihn zu verbrennen. Sie fraß ihn auf, obwohl er zu entkommen versuchte. Gloon schrie zornig auf, wand sich wild und versuchte davonzufliegen. Aber die Elfenmagie hatte den Vogel bereits entzündet, und die Flammen waren überall. Er rollte sich herum und straffte sich mit schlagenden Schwingen. Als Wren ihn erneut traf, wurde das blaue Feuer weißheiß. Der Kampfhaubenwürger sank herab, und Flammen loderten aus seinem Körper. Er traf auf dem Boden auf, erschauerte und wurde still.
Innerhalb von Sekunden hatte das Feuer ihn zu Asche verwandelt.
In der
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