Shannara VI
angepflockt worden. Die Männer, denen beides gehörte, waren im Innern versammelt und saßen an einem Tisch beim Essen, während einer auf den Stufen der Steinveranda Wache hielt und das Tal südlich und östlich beobachtete. Sie waren insgesamt fünf mit dem, der draußen wachte, und sie waren einfache und schmutzige Männer mit harten Gesichtern. Sie trugen Schwerter und Messer und waren mit Narben aus vielen Kämpfen gezeichnet. Wenn sie sprachen, klangen ihre Stimmen rauh und laut. Und wenn sie lachten, fehlte ihnen jede Fröhlichkeit.
Sie schauten nicht zu Damson Rhee und Matty Roh hinüber und verhielten sich auch nicht wie jemand, der Grund gehabt hätte, sich sehr genau umzusehen.
Die Frauen kauerten an einer Stelle im Westen, an der Gebüsch ihre Bewegungen abschirmte, und sahen einander an.
»Seid Ihr sicher?« fragte die größere Frau leise.
Damson nickte. »Er ist dort, dort drinnen.«
Sie wurden still, als fehlten ihnen die Worte, um die Unterhaltung weiterzuführen. Sie waren dem Trupp gefolgt, seit sie auf die Wagenspuren getroffen waren, während sie südlich des Regenbogensees dem Skree folgten. Drei Tage zuvor hatten sie den See überquert, waren unmittelbar vor dem herannahenden Unwetter aus der Mündung des Mermidon herausgesegelt, nachdem sie Morgan Leah verlassen hatten. Die Winde, die dem Sturm vorwegliefen, hatten sie sanft über den See getrieben, und das Unwetter selbst hatte sie erst erwischt, als sie schon fast das andere Ufer erreicht hatten. Doch dann waren sie abgetrieben und so stark herumgestoßen worden, daß sie östlich des Nebelsumpfes gekentert und gezwungen gewesen waren, an Land zu schwimmen. Sie waren mit dem größten Teil ihrer Vorräte im Schlepptau, vollgesogen und erschöpft, davongekommen und hatten die Nacht in einem Eschenhain verbracht, der nur wenig Schutz vor der Feuchtigkeit gewährt hatte. Sie waren von dort gen Süden gezogen, angetrieben von dem Licht des Skree und auf der Suche nach einem Zeichen von Par Ohmsford. Es war keines zu finden gewesen, bis auf die Wagenspuren und jetzt auch die Männer, die sie hinterlassen hatten.
»Es gefällt mir nicht«, sagte Matty Roh leise.
Damson Rhee nahm die abgebrochene Hälfte des Skree hervor, legte sie in ihre gewölbte Hand und hielt sie der Hütte entgegen. Sie brannte hell und stetig wie kupfernes Feuer. Damson sah Matty an. »Er ist dort.«
Die andere nickte. Ihre Kleidung war zerknittert und von Dornengestrüpp und Felsen zerrissen. Sie hatten sie gewaschen, aber das hatte nur den Schmutz beseitigt, nicht ihr Aussehen verbessert. Mattys jungenhaftes Gesicht war sonnengebräunt und schweißgebadet, und ihre Stirn war gefurcht, während sie nachdenklich den glühenden Metallhalbmond betrachtete.
»Wir werden uns das näher ansehen müssen«, sagte sie. »Wenn es dunkel geworden ist.«
Damson nickte. Ihr rotes Haar war geflochten und wurde mit einem Band aus der Stirn zurückgehalten. Ihre Kleidung war jedoch ein Spiegel von Mattys Kleidung. Sie war müde und hungerte nach einer warmen Mahlzeit und brauchte ein Bad, aber sie wußte, daß sie im Moment ohne alles auskommen mußte.
Sie gingen zurück zu der Stelle, an der sie ihre Ausrüstung zurückgelassen hatten, und ließen sich dort nieder, um etwas Obst und Käse zu essen und etwas Wasser zu trinken. Sie schwiegen beide, während das Mahl eingenommen wurde und die Schatten sich verlängerten. Dunkelheit schloß sich um sie herum, der Mond und die Sterne kamen hervor, und die Luft kühlte so sehr ab, daß sie beinahe erträglich wurde. Sie waren sehr verschieden, diese beiden Frauen. Damson war leidenschaftlich und den Menschen zugewandt und sich dessen, was sie wollte, sehr sicher. Matty war kühl und zurückhaltend und glaubte daran, daß man nichts als erwiesen ansehen konnte. Über ihre gemeinsame Unternehmung hinaus verband sie eiserne Entschlossenheit, die im jahrelangen Überlebenskampf im Dienst der Geächteten geschmiedet worden war. Diese drei Tage gemeinsamer Suche nach Par Ohmsford hatten gegenseitigen Respekt bewirkt. Sie hatten wenig voneinander gewußt, als sie aufgebrochen waren, und in Wahrheit wußten sie auch jetzt nicht viel mehr. Aber was sie wußten, war ausreichend, daß beide überzeugt waren, daß sie sich auf die andere verlassen konnten, wenn es nötig würde.
»Damson.« Matty Roh sprach plötzlich ihren Namen aus. »Kennt Ihr das Gefühl, wenn man sich plötzlich mitten in einer Geschichte wiederfindet und sich fragt, wie
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