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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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und übernahm die Führung. Er sagte nichts, schaute nicht einmal zu ihnen zurück, während seine wuchtige Gestalt sich weitaus schneller bewegte, als es möglich schien, und er sie direkt auf die Düsterkeit zuführte, die den östlichen Rand jenes weiten Sumpfes begrenzte, der Matted Brakes genannt wurde.
    Wren schaute einmal zurück, um sicherzugehen, daß die Kriecher ihnen noch immer folgten, und lief dann weiter. Sehr bald befanden sie sich in den Brakes. Kommt mir nach, kommt mir nach, wiederholte sie im Geiste wieder und wieder und hoffte inständig, daß es so sei. Ihr Plan zur Vernichtung der Kriecher war einfach. Es ging darum, sie auf den Ebenen mit soviel Männern anzugreifen, daß sie glaubten, sie seien eine Vorhut der Elfenarmee oder ein erheblicher Teil davon. Damit sollten sie in den Wald jenseits der Matted Brakes gelockt und einen Pfad hinabgeführt werden, den Stresa ausgewählt hatte und den sie nicht kannte. Er würde sie in eine Falle geleiten, der sie nicht würden entkommen können - in eine Falle, in der ihre Kraft und Verschlagenheit nutzlos sein würden.
    Wie bei so vielen Dingen waren die Antworten auf die Gegenwart in der Vergangenheit verwurzelt, und in diesem Falle in den Liedern von Par Ohmsford und den Legenden der Shannaravorfahren.
    Mit Stresa als Führer und Triss als Begleiter lockte sie die Schattenwesen tiefer in den Sumpf und verhinderte geschickt, daß sie jemals erkannten, daß sie keine Armee mehr jagten, sondern nur ein Mädchen, einen Mann und ein Wesen aus einer anderen Welt. Sie ließ das Feuer der Elfensteine in ihre Körper hineinschießen und in die Erde, über die sie hinwegtaumelten, in die Bäume mit ihren Weinranken und dem Moosbewuchs und in das übelriechende grüne Wasser um sie herum. Sie benutzte das Feuer, um sie zu verwirren und zu verärgern, um ihr Gleichgewicht und den Zweck ihrer Jagd zu stören. Einst hatte sie Angst gehabt, die Elfensteine zu gebrauchen. Aber das schien vor langer Zeit gewesen zu sein, so weit entfernt wie das Leben, das sie vor ihrer Reise nach Morrowindl und der Entdeckung ihres Vermächtnisses gekannt hatte. Sie war von ihren Ängsten befreit worden, als sie ihr Geburtsrecht als Königin der Elfen angenommen und ihr Volk aus Morrowindl herausgebracht hatte. Die Magie war jetzt eine Erweiterung ihrer selbst, ein Teil des Erbes, das ihr von ihrer Großmutter hinterlassen worden war, Feuer, das vom Blut ihrer Vorfahren gekommen war, um sie vor allem zu schützen, was auch immer sie bedrohen würde. Wenn sie nur stark war, so glaubte sie, konnte ihr kein Schaden zugefügt werden.
    Der Tag klarte auf und ging dem Mittag zu. Sie aßen und tranken, wenn sie auf ihrer Flucht haltmachen konnten. Es waren kurze Aufenthalte, um darauf zu horchen, daß ihre Verfolger ihnen auch wirklich noch folgten. Die Brakes verdichteten sich zu einem Morast wirrer Wurzeln und Bäume, deren Zweige tief herabhingen, stillen, unergründlichen Wassers und Treibsands, der einen Menschen im Handumdrehen verschlingen konnte. Stresa wählte seinen Weg mit Sorgfalt, suchte den festen Boden und ging stetig voran. Zweimal holten die Kriecher sie unerwarteterweise ein, einmal bei einem Schlenker, durch den sie fast gefangen worden wären, das zweite Mal bei einem Angriff, der die eisenverkleideten Schrecken so schnell durch den Wald heranbrachte, daß sie beinahe zertreten worden wären. Der Sumpf schien keine abschreckende Wirkung auf sie zu haben. Die Kriecher durchquerten ihn, als bestünde er aus festem Untergrund. Wren konnte nicht sagen, ob einer verlorengegangen oder umgekehrt war. Sie hoffte, daß es nicht so war. Sie hoffte, daß sie sie noch alle hinter sich hatte und daß sie sie jagten. Sie waren zu diesem und keinem anderen Zweck geschaffen worden, und sie betete, daß ihr Instinkt sie auch dann noch weiter vorantreiben würde, wenn vernünftigere, weniger kräftige Wesen umkehrten.
    Es war kurz nach Mittag, als sie den See erreichten.
    Sie verlangsamten ihren Schritt, als sie herankamen, und veränderten ihre Bewegungen, um sich möglichst leise zu nähern. Hinter ihnen hallten die Geräusche ihrer Verfolger hart und bedingungslos durch den höhlenartigen Wald. Sie kamen schnell näher. Der See war riesig, voll von abgestandenem grünen Wasser und so still wie ein Grab. Er erstreckte sich in eine Nebelwolke hinein, die über ihm hing wie ein Leichentuch. Das Ufer verschwand zu beiden Seiten im Nebel, und die gegenüberliegende Seite war vollständig

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