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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Zeit über kam Felsen-Dall immer wieder zu ihm, um mit ihm zu sprechen, um seine Hilfe anzubieten. Er wisse, wie schlimm es sei, versicherte er dem Talbewohner. Er kannte die Forderungen der Magie. Hin und wieder hatte er Par gewarnt, daß er sich dem stellen müsse, wer und was er sei, und die Schritte unternehmen müsse, die notwendig waren, um sich selbst zu schützen. Wenn es ihm nicht gelänge, dies zu tun - und nicht gelänge, es sofort zu tun -, wäre er verloren.
    Die Gestalt in dem schwarzen Umhang trat neben ihn, und einen Moment lang hatte Par das Bedürfnis, Trost in der schattenhaften Kraft des anderen zu suchen. Der Drang war so groß, daß er sich auf die Lippen beißen mußte, um es nicht zu tun.
    »Hör mir zu, Par«, drängte die flüsternde Stimme leise und beschwörend. »Jene Wesen in der Grube in Tyrsis waren wie du einst. Sie hatten die Magie zur Verfügung - nicht wie deine, denn ihre Magie war von schwächerer Art, aber doch ähnlich wie deine, weil sie ebenfalls real war. Sie verleugneten, wer und was sie waren. Wir versuchten sie zu erreichen, oder zumindest so viele, wie wir finden konnten. Wir drängten sie zu akzeptieren, daß sie Schattenwesen waren, und die Hilfe anzunehmen, die wir ihnen bieten konnten. Sie haben es abgelehnt.«
    Eine Hand legte sich leicht auf Pars Schulter, und er schreckte zurück. Die Hand regte sich nicht. »Die Föderation hat sie alle gefunden, hat sie mit nach Tyrsis genommen und in die Grube gebracht und sie eingesperrt wie Tiere. Das hat sie vernichtet. In der Dunkelheit gefangen, aller Hoffnung und Vernunft beraubt, wurden sie schnell zu Opfern. Die Magie vereinnahmte sie und machte sie zu den Monstern, die du vorgefunden hast. Jetzt leben sie ein furchtbares Dasein. Wir, die wir Schattenwesen sind, können zwischen ihnen einhergehen, denn wir können sie verstehen. Aber sie können niemals wieder befreit werden, und die Föderation wird sie dort lassen, bis sie sterben.«
    Nein, dachte Par. Nein, ich glaube dir nicht. Ich tue es nicht.
    Aber er war sich nicht sicher, genauso, wie er sich im Moment mit vielem nicht sicher war. Zu vieles war geschehen, als daß er hätte sicher sein können. Er wußte, daß er von Magie vereinnahmt wurde, aber er wußte nicht, wessen Magie es war. Er hatte beschlossen, daß er Felsen-Dall hinhalten müßte, bis er es herausfinden konnte, aber er hatte bisher keinerlei Fortschritte gemacht. Er war gefangen wie die Wesen in der Grube, und obwohl Felsen-Dall ihm wiederholt Hilfe angeboten hatte, konnte er nicht akzeptieren, daß die Hilfe des Ersten Suchers das sein sollte, was er brauchte.
    Dämonen wirbelten vor seinen Augen umher, scharfsichtige Monster, die spotteten und lachend davontanzten. Sie folgten ihm überallhin. Sie lebten mit ihm wie Parasiten. Die Magie nährte sie und gab ihnen Leben.
    Unten in den Tiefen der Südwache ging das Summen beständig und unerbittlich weiter.
    Er wirbelte von dem Fenster und der Berührung des großen Mannes fort. Er wollte sein Gesicht in den Händen verbergen. Er wollte weinen oder schreien. Aber er hatte beschlossen, nichts zu zeigen, und wollte dieses Versprechen halten. So vieles war ihm widerfahren, dachte er. So vieles, von dem er sich wünschte, es wäre ihm nie widerfahren. Einiges davon begann zu verblassen, und seine schwachen Erinnerungen verloren sich im Nebel der Verwirrung. Einiges blieb wie der herbe Geschmack von Metall auf seiner Zunge. Es fühlte sich an, als würde innerlich alles so aufgewühlt wie windgetriebene Wolken, die Gestalt annehmen und wieder andere Gestalt annehmen und sich darin niemals länger als einen Augenblick zeigen.
    »Du mußt zulassen, daß ich dir helfe«, flüsterte Felsen-Dall, und es war eine Dringlichkeit aus seiner Stimme herauszuhören, die Par nicht ignorieren konnte. »Laß es nicht geschehen, Par. Gib dir eine Chance. Bitte. Du mußt es tun. Du bist den Weg so lange allein gegangen. Die Magie ist eine zu große Last. Du kannst sie nicht allein weitertragen.«
    Die großen Hände legten sich erneut auf seine Schultern, hielten ihn fest und erfüllten ihn mit Kraft.
    Und Par spürte all seine Entschlossenheit im Handumdrehen schwinden, zerbröckeln und herabfallen wie Scherben zersprungenen Glases. Er war so müde. Er wollte, daß ihm jemand half. Irgend jemand. Er konnte nicht weitermachen. Die Dämonen flüsterten heimtückisch. Ihre Augen glänzten vor Erwartung. Er wischte erfolglos über sie hinweg, und sie lachten nur. Er biß

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