Shannara VI
Shannara wird Par befreien«, versprach Coll und trat entschlossen vor. »Ich weiß, daß es das tun wird.«
Walker schien ihn nicht gehört zu haben. »Da ist noch etwas. Die Schattenwesen halten in den Kellern des Keep etwas verschlossen, etwas Lebendiges, das von der Magie gefangen ist und gegen seinen Willen festgehalten wird. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich spüre, daß es mächtig ist und daß wir einen Weg finden müssen, es zu befreien, wenn wir diesen Kampf gewinnen wollen. Was auch immer es ist, die Schattenwesen bewachen es mit ihrem Leben. Seine Wächter sind sehr stark.«
Er schaute sie wieder an. »Die Schattenwesen sind Elfengeborene und gebrauchen Elfenmagie aus der Feenzeit. Ihre Stärken und Schwächen kommen alle daher. Par ist vielleicht fast einer von ihnen, weil er von Elfenblut abstammt. Ich bin nicht sicher. Aber ich denke, die Frage, zu was er werden wird, ist noch nicht geklärt.«
»Er würde sich niemals gegen uns wenden«, flüsterte Damson und schaute fort.
»Was werden wir tun, Walker?« fragte Coll leise. Er hielt das Schwert von Shannara in beiden Händen, und sein breites Gesicht wirkte wie aus Granit gemeißelt.
»Wir gehen zu ihm hinunter, Talbewohner«, antwortete der andere. »Wir gehen zu ihm, bevor es zu spät ist.«
»Nicht wir alle«, wandte Morgan hastig ein und blickte zu den Frauen.
Walker sah ihn an. »Sie haben sich entschlossen zu gehen, Hochländer.«
Morgan weigerte sich nachzugeben. Er wollte nicht, daß Damson und Matty in das Schattenwesenversteck hinabgingen. Die Männer besaßen alle Magie irgendeiner Art, um sich zu schützen. Die Frauen hatten nichts. Das schien falsch.
»Ihr könnt uns nicht zurücklassen«, wandte Damson schnell ein, und er sah Matty zustimmend nicken.
»Es ist zu gefährlich«, hörte er sich einwenden. »Wir können Euch dort nicht beschützen. Ihr müßt hierbleiben.«
Sie sahen ihn an, und er hielt ihrem Blick stand. Einen Moment lang sagte niemand etwas, sie standen zu dritt dicht beieinander in der Dunkelheit, und keiner wagte es, mehr zu sagen.
Dann hob Walker auf einmal die Hand, winkte Damson und Matty zu sich heran und bedeutete Morgan und Coll mit derselben Bewegung, sie sollten zurücktreten. Er war größer, als Morgan in Erinnerung gehabt hatte, und auch breiter, als sei er gewachsen und habe an Gewicht zugenommen. Das war natürlich nicht möglich, aber es schien so. Es schien, als sei er mehr als ein Mann. Er füllte den Raum zwischen ihnen gewaltig und ehrfurchtgebietend aus, und die Nacht um sie herum war plötzlich still vor Erwartung.
»Ich kann Euch keine Magie geben, mit deren Hilfe Ihr kämpfen könntet«, sagte er sanft zu den Frauen, »aber ich kann Euch Magie geben, mit deren Hilfe Ihr Euch vor den Angriffen der Schattenwesen schützen könnt. Bleibt jetzt ruhig stehen. Bewegt Euch nicht.«
Er streckte dann die Hand aus und durchschnitt damit die Luft über ihnen. Sie wurde von einer Helligkeit erfüllt, die sich auszubreiten und herabzusenken schien wie Staub, brannte und wieder verging, während sie die Frauen berührte. Walker führte seine Hand an einer Seite aufwärts und an der anderen wieder hinab, überzog sie von Kopf bis Fuß mit dieser Helligkeit, ließ sie kurzzeitig schimmern und kleidete sie dann erneut in Dunkelheit.
»Wenn Ihr entschlossen seid zu gehen«, sagte er, »dann wird Euch das helfen, sicher zu sein.«
Er versammelte sie wieder alle um sich, wie ein Vater kleine Kinder in seiner Umarmung versammelt. Er wirkte plötzlich müde und verloren, aber auch entschlossen. »Wir werden tun, was wir tun müssen und können«, belehrte er sie. »Alles, wofür wir gekämpft haben, jeder Weg, den wir beschritten haben, jedes Leben, das auf diesem Weg aufgegeben wurde, war dafür. So wurde es mir nach der Rückkehr Paranors von Allanon gesagt und noch einmal nach meiner eigenen Umwandlung, nachdem Cogline sein Leben für meines gegeben hatte. Das Ende der Schattenwesen oder unser Ende wird dort stattfinden. Niemand muß gehen, der es nicht will. Aber jeder wird gebraucht.«
»Wir werden gehen«, sagte Damson schnell. »Wir alle.«
Die anderen, sogar Morgan Leah, nickten zustimmend.
»Fünf also.« Walker lächelte leicht. »Wir werden zuerst versuchen, Par zu befreien, um ihm wieder den Gebrauch seiner Magie zu ermöglichen. Wenn wir damit Erfolg gehabt haben, werden wir in die Keller hinabsteigen. Wir sollten jetzt aufbrechen, damit wir in der Dämmerung in die Südwache
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