Shannara VI
Vertrauens, daß er den Wunschgesang gebrauchen konnte, und mit dem Gefühl weitergegangen, daß die Magie sich irgendwie von ihm entfernt hatte. Es würde hier enden, im Schattenwesenkeep, wenn Par ihren Zweck annahm und akzeptierte, einer von ihnen zu sein.
Was er war, dachte Walker Boh düster.
Und doch auch wieder nicht.
Spiele in Spielen. Er kannte einige ihrer Regeln, aber noch nicht alle.
Auf der stetigen Suche nach dem Talbewohner erklomm er die Treppen des Keep, suchte schnell und lautlos unten in den dunklen Gängen und in den noch dunkleren Räumen. Er erinnerte sich daran, wie Par ihn davon überzeugt hatte, zum Hadeshorn zu kommen und mit dem Schatten Allanons zu sprechen. Er erinnerte sich daran, wie Par geglaubt hatte. Die Magie ist ein Geschenk. Die Träume sind wahr. Nun, ja und nein. Es war so. Und es war nicht so. Wie bei so vielen Dingen lag die Wahrheit irgendwo dazwischen.
Alte Erinnerungen kamen zurück, und er sah sich selbst als Allanon, der Cogline die Gänge Paranors hinabführte, als der Druidenkeep noch in den Nebeln zwischen den Welten verschlossen und von der Magie in Unterbereiche verbannt war. Er spürte die Mischung aus Angst und Entschlossenheit an Cogline und fand in jenen Empfindungen erneut den Konflikt in sich selbst widergespiegelt. Cogline hatte diesen Konflikt verstanden. Er hatte versucht, Walker zu helfen, als er lernen mußte, dieses Gewicht auszubalancieren. Mensch und Druide - die Teile, die ihn gestaltet hatten, würden für immer miteinander kämpfen, denn die Forderungen und Bedürfnisse beider lagen in ständigem Krieg. Es würde sich niemals ändern. Das beinhaltete der Handel, den er mit sich selbst abgeschlossen hatte, als er zustimmte, das Vermächtnis anzunehmen. Der letzte der alten Druiden und der erste der neuen - welcher war er? Beide, dachte er. Und er dachte auch, daß dies vielleicht der Weg war, der auch für Allanon und Bremen und Galaphile und all die anderen gewesen war.
Er stieg hoch in den dunklen Turm hinauf, und plötzlich erklang das kaum wahrnehmbare Flüstern einer vertrauten Gegenwart. Es kam von einer Stelle unten in dem Gang, der ihm gegenüberlag, nachdem er die Treppe hinter sich gelassen hatte, und berührte ihn wie eine unterschwellige Bedrohung. Er ging vorsichtig darauf zu, weil auch noch eine zweite Gegenwart spürbar war, ebenfalls eine vertraute Gegenwart. Er roch Felsen-Dall, wie er einen Sumpf gerochen hätte: weit und unergründlich. Der Anführer der Schattenwesen erfüllte die Luft mit seiner dunklen Magie, und ihr Duft war giftiger Wohlgeruch. Unmittelbar unter ihrem Schleier und jetzt kaum erkennbar kauerte unterdrückt und zornig Pars eigene Magie.
Walker ging zu der Tür, hinter der sie sich gegenüberstanden, hielt draußen inne, wo er nicht erspürt werden konnte, und beugte sich nah heran, um zuzuhören.
»Es wäre hilfreich«, sagte Felsen-Dall leise, »wenn du nicht solche Angst vor dem Wort hättest.«
Schattenwesen. »Was du bist, wird dadurch, wie man dich nennt, nicht verändert werden. Oder dadurch, wie du dich selbst nennst. Deine Angst, die Wahrheit über dich selbst zu akzeptieren, bedroht dich.«
Schattenwesen.
Par Ohmsford hörte das Flüstern in seinem Geist als unendliche Wiederholung, die ihn jetzt nicht mehr im Wachen, sondern auch im Schlaf jagte. Und Felsen-Dall hatte recht - er konnte seiner Angst davor und der wachsenden Gewißheit, daß er genau solch ein Wesen war, nicht entkommen. Er hatte dagegen von Anfang an gekämpft, denn das war der Feind, den zu vernichten der Schatten Allanons die Kinder von Shannara ausgesandt hatte.
Er erhob sich vom Rand seines Bettes und trat zum Fenster, um in die Nacht hinauszusehen. Der Himmel war bewölkt, und das Land lag neblig und still da wie ein zerrissener, schattenhafter Spielplatz für die Phantome seines Geistes. Er zerfiel, und er wußte das. Er konnte es geschehen spüren. Seine Gedanken waren zerstreut und zusammenhanglos, sein Denken geriet ständig an Hindernisse, und seine Konzentration war bis zur Nutzlosigkeit zerrüttet. Es wurde jeden Tag schlimmer, und die ihn umgebende Dunkelheit erfüllte ihn wie eine Schale, die bald überzulaufen drohte. Er schien dem nicht entkommen zu können. Seine Nächte waren von Träumen durchsetzt, wie er sich selbst als Schattenwesen begegnete, und seine Tage waren zerrissen und ermüdend und aller Hoffnung beraubt. Die Verzweiflung richtete ihn zugrunde, und er glitt stetig in den Wahnsinn ab.
Die ganze
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