Shannara VI
Talboden vor- und zurückwogten, und die Kampfgeräusche waren lauter geworden. Sie suchte den Himmel im Westen nach Anzeichen der herannahenden Dunkelheit ab, die den Kampf beenden würde, aber sie war noch immer zu fern, um Hoffnung bewirken zu können. Die Elfen konnten bis dahin nicht durchhalten, dachte sie düster. Sie würden nicht überleben.
»So weit sind wir gekommen, um jetzt zu unterliegen«, murmelte sie sich selbst so leise zu, daß nur Faun es hören konnte. Der Baumschreier schnatterte leise. »Das ist nicht fair. Das ist nicht…«
Dann stieß Faun einen Warnschrei aus, und sie wirbelte herum und sah eine Woge schwarzgekleideter Sucher aus der Deckung hinter ihr hervorbrechen und aus dem Wald strömen, wo die Schatten und der Nebel die tiefste Dunkelheit bewirkten. Die Sucher kamen schnell heran und marschierten eindeutig auf sie zu. Ihre Waffen glitzerten gefährlich in dem Halblicht, und die Wolfskopfembleme auf ihrer Brust schimmerten. Die Bürgerwehr eilte zu ihrer Verteidigung und sprang heran, um die Angreifer aufzuhalten. Aber die Sucher waren schnell und gnadenlos, töteten die Elfen fast so schnell, wie sie sie erreichten. Warnschreie erklangen, Hilferufe für jene unten im Tal, aber die Kampfgeräusche erstickten sie vollständig.
Wren geriet in Panik. Sechs Angehörige der Bürgerwehr waren gefallen, und den letzten stand dasselbe Schicksal bevor. Die Sucher mußten sich an den Kundschaftern vorbei in den dichten Wald geschlichen haben, um zu ihr zu gelangen. Sie war auf drei Seiten umzingelt, und der Kreis schloß sich. Es gab keinen Zweifel, was geschehen würde, wenn sie sie erst einmal in der Falle hatten. Sie hatten sie einmal verloren. Das würden sie nicht erneut riskieren.
Sie wandte sich um und wollte fliehen, strauchelte, stolperte und fiel hin. Die Sucher hatten den letzten Angehörigen der Bürgerwehr getötet und kamen auf sie zu. Sie war jetzt allein. Faun sprang mit einem Satz zischend von ihrer Schulter. Sie griff in ihre Tunika nach dem Beutel mit den Elfensteinen, ihre Finger schlossen sich darum, zogen ihn hervor und hoben ihn hoch. Alles dauerte so lange. Sie versuchte zu atmen und stellte fest, daß ihre Kehle wie zugefroren war. Klingen wurden von ihr gehoben, fuhren aufwärts, während die Sucher auf sie zukamen. Sie taumelte rückwärts durch das hohe Gras, während sie sich anstrengte, die Elfensteine aus dem Beutel herauszubekommen. Nein! Nein! Sie konnte sich nicht schnell genug bewegen. Sie war in geschmolzenes Erz geworfen worden und kühlte zu Eisen ab. Sie war betäubt. Rote Augen glühten in den Kapuzen der Angreifer. Wie hatten sie hindurchgelangen können? Wie hatte das geschehen können? Ihre Hände rissen in Panik das Zugband entzwei, stießen wild hinein und stießen tiefer hinein. Der erste der Sucher erreichte sie, und sie trat mit ihrem Stiefel zu und stieß ihn beiseite. Sie ergriff den Beutel, stand taumelnd auf und trat den restlichen Suchern unbewaffnet entgegen. Sie schrie zornig, gab den Gedanken auf, die Elfensteine einzusetzen, schloß ihre Hand über dem Lederbeutel zu einer Faust und schwang sie dem nächststehenden Sucher entgegen, wehrte so seine Klinge von ihrer Kehle ab, so daß sie an ihrem Arm entlangschnitt, ihren Umhang zerriß und Blut hervorrinnen ließ. Sie fuhr herum und trat zu, und ein weiterer ihrer Angreifer flog beiseite. Aber es waren zu viele, um sie allein besiegen zu können.
Auf einmal sprang Faun in den Kampf, warf seinen kleinen Körper dem nächststehenden Angreifer entgegen, zog und zerrte und riß mit seinen Klauen und Zähnen an ihm. Der dahinter herannahende Sucher verlangsamte seinen Schritt. Er war nicht sicher, was sich ihnen entgegenstellte, denn er war von dem plötzlichen Auftauchen des Baumschreiers überrascht worden. Wren stolperte erneut rückwärts und kämpfte sich hoch. Faun! versuchte sie zu rufen, aber ihre Kehle schnürte sich bei dem Schrei zusammen. Der Sucher, den Faun angegriffen hatte, schlug wild um sich, riß den kleinen Körper von seinem Gesicht fort und warf ihn zu Boden. »Nein!« heulte Wren und hob den Arm, der die Elfensteine hielt. Faun traf auf dem felsigen Untergrund auf, und der Sucher senkte den Stiefel. Das Geräusch brechender Knochen und ein schriller Schrei erklangen.
Und damit zersprang alles in Wren Elessedil, ein Wirbelwind des Zorns und der Qual und der Verzweiflung löste sich, und aus seinem Kern erhob sich die Magie der Elfensteine. Sie brach in ihrer Faust
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