Shannara VI
gleichzeitig herein, aber der Hochländer und das Mädchen ignorierten sie.
»Ihr habt lange gebraucht, um hierher zu gelangen«, sagte sie, als er seine Mahlzeit beendet hatte. Sie trug seine Teller zu einem Ausguß. »Er hat Euch früher erwartet.«
»Wo ist er jetzt?« fragte Morgan. Sie vermieden es unter großen Mühen, Padishar Creels Namen zu erwähnen - als ob der Föderationsspione alarmieren könnte.
»Was sagte er, wo er sein würde?« konterte sie.
Sie prüft mich noch immer, dachte Morgan. »Am Firerim Reach. Sagt mir etwas. Ihr seid sehr vorsichtig mit mir. Woher soll ich wissen, daß ich Euch vertrauen kann? Woher soll ich wissen, daß Ihr wirklich Matty Roh seid?«
Sie beendete den Abwasch, stellte die Teller zum Trocknen beiseite und wandte sich zu ihm um. »Das wißt Ihr nicht mit Sicherheit. Aber Ihr habt mich aufgesucht. Ich habe nicht Euch aufgesucht. Also müßt Ihr es riskieren.«
Er erhob sich. »Das ist nicht sehr beruhigend.«
Sie zuckte die Achseln. »Das soll es auch nicht sein. Es ist nicht meine Aufgabe, Euch zu beruhigen. Es ist meine Aufgabe, sicherzustellen, daß Ihr der seid, der zu sein Ihr behauptet.«
»Und seid Ihr jetzt sicher?«
Sie sah ihn an. »Mehr oder weniger.«
Ihr Blick war undurchdringlich. Er schüttelte den Kopf. »Wann werdet Ihr es genau wissen?«
»Bald.«
»Und was ist, wenn Ihr beschließt, daß ich lüge? Was ist, wenn Ihr beschließt, daß ich jemand anderer bin?«
Sie trat vor, bis sie ihm auf der anderen Seite des Tisches direkt gegenüberstand, bis das Blau ihrer Augen so hell war, daß es alles Licht zu verschlingen schien.
»Wir wollen hoffen, daß Ihr die Antwort auf diese Frage nicht herausfinden müßt«, sagte sie. Sie hielt seinen Blick herausfordernd fest. »Das Whistledown bleibt bis Mitternacht geöffnet. Wenn es schließt, werden wir darüber sprechen, was als nächstes geschehen soll.«
Er hätte schwören können, daß sie beinahe lächelte, als sie sich abwandte.
Kapitel 9
Morgan verbrachte den Rest des Tages in der Küche bei einer alten Frau, die hergekommen war, um das Kochen zu übernehmen, aber die meiste Zeit damit verbrachte, Bier aus einer Metallflasche zu trinken und Essen aus den Töpfen zu stehlen. Die alte Frau gönnte ihm kaum einen Blick und auch dann nur lange genug, um etwas Unverständliches über seltsame Männer zu murmeln, so daß er weitgehend sich selbst überlassen war. Er nahm in einem der hinteren Räume in einer alten Wanne ein Bad (weil er es wollte und nicht weil Matty Roh es vorgeschlagen hatte, sagte er sich), nachdem er genug dampfendes Wasser in über dem Feuer erhitzten Eimern herangetragen hatte, um darin untertauchen zu können. Er streckte sich eine Weile lang in der Wanne aus, ließ mehr als nur Schmutz und Staub fortsickern und blieb noch lange, nachdem das Wasser abgekühlt war, darin liegen.
Als das Whistledown geöffnet wurde, verließ er die Küche und ging in den Hauptraum hinaus, um sich umzusehen. Er stand an der Theke und beobachtete, wie die Bewohner Varfleets kamen und gingen. Die Menge war gut angezogen, sowohl Männer als auch Frauen, und es wurde sofort deutlich, daß das Whistledown nicht das Wirtshaus der Arbeiter war. Mehrere der Tische waren von Föderationssoldaten besetzt, einige waren auch mit ihren Ehefrauen oder Gefährtinnen gekommen. Gespräch und Gelächter erklangen gedämpft, und niemand war besonders ungestüm. Ein- oder zweimal hielten Soldaten der Föderationspatrouillen lange genug inne, um einen schnellen Blick in das Wirtshaus zu werfen, gingen dann aber weiter. Ein kräftiger Bursche mit lockigem, dunklem Haar zapfte Bier aus den Fässern, und eine Bedienung trug Tabletts mit dem schäumenden Gebräu zu den Tischen.
Auch Matty Roh arbeitete, obwohl Morgan nicht sofort klar wurde, was ihre Aufgabe war. Manchmal fegte sie den Boden, manchmal räumte sie Tische ab, und gelegentlich ging sie einfach nur umher und rückte Dinge gerade. Er beobachtete sie eine Zeitlang, bis er erkannte, daß sie in Wirklichkeit die Unterhaltungen der Wirtshausgäste belauschte. Sie war immer beschäftigt und schien niemals herumzustehen oder länger als einen Moment an einem Platz zu sein. Ihre Gegenwart war äußerst unauffällig, und Morgan konnte nicht sagen, ob jemand erkannte, daß sie ein Mädchen war oder nicht, aber auf jeden Fall beachteten sie sie kaum.
Nach einiger Zeit trat sie mit einem Tablett voller leerer Gläser an die Theke und stellte sich neben ihn.
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