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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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hinter der Theke herab und kamen mit einem Schwert mit dünner Klinge wieder hervor. Die Art, in der er es hielt, verriet eine gewisse Vertrautheit damit.
    »Nun, was soll das?« fragte Morgan ruhig. »Bin ich wirklich so unwillkommen?«
    Der Junge war so still wie Stein. »Wer seid Ihr? Was wollt Ihr von Matty Roh?«
    Morgan schüttelte den Kopf. »Das betrifft nur sie und mich.« Dann fügte er hinzu: »Soviel kann ich dir sagen: Ich bin nicht hier, um Ärger zu bereiten. Ich muß sie einfach sprechen.«
    Der Junge betrachtete ihn eine Weile lang. Sein Blick war gerade und fest, und sein Körper völlig ruhig. Er stand hinter der Theke wie eine Statue, und Morgan hatte das unangenehme Gefühl, daß er zwischen der Möglichkeit zu fliehen und der Möglichkeit anzugreifen schwankte. Morgan beobachtete seine Augen und seine Hände, um einen Hinweis darauf zu finden, welchen Weg der Junge einschlagen würde, aber er rührte sich überhaupt nicht. Von draußen drangen die Geräusche der Straße durch die geöffneten Türen und hingen laut und aufdringlich in der Stille.
    »Ich bin Matty Roh«, sagte der Junge.
    Morgan Leah starrte ihn an. Fast hätte er laut aufgelacht und etwas darüber gesagt, wie lächerlich das war. Aber etwas in der Stimme des Jungen hielt ihn davon ab. Er betrachtete ihn etwas genauer - die feinen, zarten Gesichtszüge, die schlanken Hände, den hageren Körper, der unter lockerer Kleidung verborgen war, die Art, wie er sich hielt. Er erinnerte sich daran, wie sich der Junge bewegt hatte. Nichts von alledem schien ganz zu einem Jungen zu passen. Aber zu einem Mädchen…
    Er nickte bedächtig. »Matty Roh«, sagte er, und seine Überraschung war noch immer offenkundig. »Ich dachte, Ihr wärt ein… daß Ihr ein…«
    Das Mädchen nickte. »Das solltet Ihr auch denken.« Ihre Hand bewegte sich nicht von dem Schwert fort. »Was wollt Ihr von mir?«
    Einen Moment lang erwiderte Morgan nichts, sondern kämpfte noch immer mit der Erkenntnis, daß er ein Mädchen fälschlicherweise für einen Jungen gehalten hatte. Schlimmer noch, daß er es zugelassen hatte, daß sie ihn dermaßen wie einen Narren hatte aussehen lassen. Aber sicherlich griff man auf die verfügbaren Verteidigungsmöglichkeiten zurück, wenn man an einem Ort wie Wyvern Split lebte. Das Mädchen war schlau. Er mußte zugeben, daß ihre Täuschung gelungen war.
    Er griff in die Tasche seiner Tunika, entnahm ihr den Ring mit dem Falkenemblem und hielt ihn ihr hin. »Erkennt Ihr dies?«
    Sie warf einen schnellen Blick auf den Ring, und ihre Hand krampfte sich um das Schwert. »Wer seid Ihr?« fragte sie.
    »Morgan Leah«, sagte er. »Wir wissen beide, wer mir den Ring gegeben hat. Er hat mir gesagt, ich solle zu Euch gehen, wenn ich ihn finden müßte.«
    »Ich weiß, wer Ihr seid«, erklärte sie. Ihr Blick blieb unverändert abschätzend. »Tragt Ihr noch immer ein zerbrochenes Schwert, Morgan Leah?«
    Ein Bild von Quickening, wie sie sterbend dalag, flammte in seinem Geist auf. »Nein«, sagte er leise. »Es wurde wieder zu einem Ganzen.« Er schob den Schmerz beiseite, den die Erinnerung gebracht hatte, und zwang sich, über die Schulter zu greifen und das Heft des Schwertes zu berühren. »Wollt Ihr es Euch ansehen?«
    Sie schüttelte ablehnend den Kopf. »Es tut mir leid, daß ich es Euch so schwer gemacht habe. Aber es ist schwierig zu wissen, wem man vertrauen kann. Die Föderation hat ihre Spione überall - Sucher häufiger als alles andere.«
    Sie nahm ihr eigenes Schwert auf und ließ es wieder unter die Theke gleiten. Einen Moment lang schien sie nicht zu wissen, was sie als nächstes tun sollte. Dann sagte sie: »Möchtet Ihr etwas essen?«
    Er sagte, das würde er gern, und sie führte ihn durch die Schwingtüren nach hinten in die Küche, wo sie ihn an einem kleinen Tisch Platz nehmen ließ, etwas Stew aus einem Kessel über dem Herd in eine Schüssel schöpfte, mehrere Stücke Brot abschnitt, Bier in einen Krug goß und alles zu ihm herüberbrachte. Er aß und trank eifrig, denn er hatte seit Tagen kaum etwas gegessen. Wildblumen standen in einer Vase auf dem Tisch, und er berührte sie versuchsweise. Sie beobachtete ihn schweigend, hatte immer noch denselben ernsten Ausdruck auf dem Gesicht und betrachtete ihn mit diesem offenen, neugierigen Blick. Die Küche war überraschend kühl, da eine Brise durch die geöffnete Hintertür hereinblies und den Rauchfang des Kamins durchlüftete. Geräusche von der Straße schwebten

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