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Shannara VI

Titel: Shannara VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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die Dunkelheit vertiefte und das Wasser des Flusses im Licht des Mondes und der Sterne silbern schimmerte.
    »Padishar hat mir erzählt, daß Ihr ihm das Leben gerettet habt«, sagte das Mädchen nach einiger Zeit.
    Sie hatte seit dem Essen kein Wort mehr gesprochen. Überrascht von der Plötzlichkeit ihrer Erklärung schaute Morgan zu ihr hinüber. Sie beobachtete ihn, und ihre seltsamen blauen Augen blieben unergründlich.
    »Ich habe dabei auch mein eigenes gerettet«, erwiderte er, »so daß es keine vollständig selbstlose Tat war.«
    Sie kreuzte ihre Arme. »Er sagte, ich solle auf Euch aufpassen und gut für Euch sorgen. Er sagte, ich würde Euch erkennen, wenn ich Euch sähe.«
    Ihr Gesichtsausdruck änderte sich niemals. Morgan grinste wider Willen. »Nun, er macht Fehler wie jeder andere auch.« Er wartete auf eine Antwort und als keine erfolgte, sagte er ein wenig überheblich: »Ihr glaubt es vielleicht nicht, aber ich kann recht gut auf mich selbst aufpassen.«
    Sie schaute fort und nahm eine bequemere Haltung ein. Ihre Augen schimmerten im Sternenlicht. »Wie ist es dort, wo Ihr herkommt?«
    Er zögerte verwirrt. »Was meint Ihr?«
    »Das Hochland, wie ist es?«
    Er glaubte einen Moment lang, daß sie ihn verspotten wolle, entschied dann aber, daß dies nicht der Fall war. Er atmete tief durch, streckte sich aus und erinnerte sich. »Es ist die wunderbarste Landschaft in den Vier Ländern«, sagte er und fuhr damit fort, sie in allen Einzelheiten zu beschreiben - die Hügel mit ihren Teppichen aus blauen, lavendelfarbenen und gelben Gräsern und Blumen, die Ströme, die in der Morgendämmerung eiskalt und in der Abenddämmerung blutrot werden, den Nebel, der mit dem Jahreszeitenwechsel kommt und geht, die Wälder und Wiesen, das Gefühl von Frieden und Zeitlosigkeit. Dem Hochland gehörte sein Herz, fast noch mehr seit seiner Abreise vor einigen Wochen. Das erinnerte ihn wieder daran, wieviel ihm die Heimat bedeutete, obwohl sie es jetzt in Wirklichkeit gar nicht mehr war, nachdem die Föderation sie besetzt hielt - obwohl sie in Wahrheit, so dachte er, dennoch noch immer mehr seine als deren Heimat war, denn er hatte das Gefühl von ihr in seinem Geist bewahrt, und ihre Geschichte lag ihm im Blut, und das würde für sie niemals gelten.
    Das Mädchen schwieg einen Moment lang, nachdem er geendet hatte, und sagte dann: »Ich mag es, wie Ihr Eure Heimat beschreibt. Ich mag es, wie Ihr darüber empfindet. Wenn ich dort leben würde, würde ich vermutlich dasselbe empfinden.«
    »Das würdet Ihr«, versicherte er ihr und betrachtete das Profil ihres Gesichts, während sie aufgewühlt über den Rabb hinausschaute. »Aber ich denke, daß jedermann so für seine Heimat empfindet.«
    »Ich nicht«, sagte sie.
    Er richtete sich erneut auf. »Warum nicht?«
    Ihre Stirn furchte sich. Dadurch wurde die Weichheit ihrer Gesichtszüge nur geringfügig beeinträchtigt, obwohl es sie völlig anders aussehen ließ, gleichzeitig sowohl nach innen gerichtet als auch weit entfernt. »Ich vermute, das ist so, weil ich keine guten Erinnerungen an meine Heimat habe. Ich wurde auf einer kleinen Farm südlich von Varfleet geboren, in einer von mehreren Familien, die dort gemeinsam ein Tal bewohnten. Ich lebte dort mit meinen Eltern und meinen Brüdern und einer Schwester. Ich war die Jüngste. Wir zogen Milchkühe und Getreide. Im Sommer waren die Felder so golden wie die Sonne. Im Herbst war die Erde, nachdem sie gepflügt worden war, ganz schwarz.« Sie zuckte die Achseln. »Ich erinnere mich nicht an viel mehr als daran. Nur an die Krankheit. Es scheint lange her zu sein, aber ich vermute, das ist es gar nicht. Zuerst wurde das Land krank, dann das Vieh und schließlich meine Familie. Alles begann zu sterben. Jedermann. Zuerst meine Schwester, dann meine Mutter, meine Brüder und mein Vater. Das gleiche geschah mit den Leuten auf den anderen Farmen. Es geschah ganz plötzlich. Innerhalb weniger Monate waren alle tot. Eine der Frauen von einer anderen Farm fand mich und nahm mich mit nach Varfleet. Ich habe bei ihr gelebt. Wir waren die letzten. Ich war sechs Jahre alt.«
    Sie ließ dies alles klingen, als sei es nichts Außergewöhnliches. Es war keinerlei Gefühl in ihrer Stimme. Sie beendete ihren Bericht und schaute fort. »Ich glaube, es wird unterwegs regnen«, sagte sie.
    Sie schliefen bis zur Dämmerung, nahmen ein Frühstück aus Brot, Obst und Käse zu sich und brachen wieder gen Norden auf. Der Himmel hatte sich

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