Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
tot. Paranor ist verloren. Dieser Teil meines Lebens ist vorüber.«
    Sein Freund sah ihn scharfsinnig an. »Etwas beschäftigt dich. Ich kenne dich zu gut, um es nicht zu bemerken. Du warst in diesen letzten zwei Tagen ziemlich abwesend. War es Retten Kipp? Ist es das, was du getan hast, um seine Qual zu lindern?«
    »Nein«, antwortete Tay wahrheitsgemäß. »Es ist schwieriger.«
    Jerle wartete einen Moment. »Soll ich raten, oder möchtest du lieber, daß ich dich in Ruhe lasse?«
    Tay zögerte; er war nicht sicher, ob er überhaupt Antwort geben wollte. »Es hat damit zu tun, daß ich zurückgekommen bin, nachdem ich zu lange fort war«, erwiderte er schließlich. Er wählte seine Worte sorgfältig. »Ich war zwanzig Jahre fort vom Westland. Jetzt bin ich wieder hier, und es kommt mir vor, als gehörte ich nicht mehr hierher. Ich weiß nicht, wo ich hingehöre, wie ich mich verhalten soll oder was ich tun soll. Wenn es diese Suche nicht gäbe, wäre ich vollkommen verloren.«
    »Vielleicht sollte die Suche erst einmal genügen«, schlug sein Freund sanft vor. »Vielleicht ergibt sich das übrige im Lauf der Zeit.«
    Tay schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich denke, ich habe mich verändert und kann die Veränderung nicht mehr rückgängig machen. Diese Jahre auf Paranor haben mich auf eine Weise geprägt, die ich erst jetzt anfange zu begreifen. Ich fühle mich gefangen zwischen dem, was ich war, und dem, was ich bin. Ich glaube, ich bin weder das eine noch das andere.«
    »Aber du bist gerade erst nach Hause gekommen, Tay. Du kannst nicht erwarten, daß du sofort dasselbe fühlst wie früher. Natürlich ist es erst einmal merkwürdig.«
    Tay schaute seinen Freund an. »Ich denke, ich sollte wieder fortgehen, Jerle, wenn all dies vorbei ist.«
    Jerle Shannara strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht. Die Feuchtigkeit des Nebels glänzte auf seiner Haut. »Es würde mir sehr leid tun, wenn das so wäre.« Er hielt inne. »Aber ich würde es verstehen, Tay. Und wir werden trotzdem immer Freunde sein.«
    Er legte eine Hand auf Tays Schulter und ließ sie dort ruhen. Tay lächelte. »Wir werden immer Freunde sein«, bekräftigte er.
     
    Sie ritten, wieder im feuchten Dunst, nach Westen. Im Laufe des Tages war der Regen stärker geworden. Sie brachten das letzte Viertel des Tals von Sarandanon hinter sich, in Finsternis eingehüllte Reiter, die kaum sich selbst erkennen konnten. Es war, als wäre die Welt, aus der sie gekommen waren, und die, in welche sie gingen, weggeschmolzen. Es war, als wäre nichts übrig als dieses kleine Stückchen Erde, auf dem sie gerade ritten und das erst kurz vor ihnen Gestalt annahm, um sich bald nach ihnen wieder aufzulösen, das aber niemals länger vorhanden war als jene paar Augenblicke, die sie brauchten, um es zu durchqueren.
    Als es dämmerte und das Licht sich ganz zurückzog, erreichten sie den Gipfelschlund - den Eingang zu dem Paß, der durch das Kensrowegebirge zu den Grimmzacken führte. Dort stießen sie wieder auf Gnomenjäger, und erneut waren sie vor ihnen. Ein großes Kontingent hatte sich vor dem Paßeingang festgesetzt und blockierte den Zugang. Die Gruppe unterschied sich von der, die sie im östlichen Tal angegriffen hatte, denn diese Jäger hatten sich bereits eine Zeitlang hier niedergelassen. Preia Starle erkundete die Gegend und fand ihr Lager. Das Lager, so berichtete sie, war alt und gut abgesichert. Die Reihen der Wachen erstreckten sich bis zum Eingang des Passes, und es gab keine Möglichkeit, ungesehen an ihnen vorbeizugelangen. Sie hätten den Schlund ganz vermeiden können, aber dies würde drei Tage mehr beanspruchen; eine Verzögerung, die sie sich nicht leisten konnten. Sie mußten einen Weg finden hindurchzukommen.
    Nach einiger Überlegung einigten sie sich auf einen Plan, der hauptsächlich auf dem Überraschungseffekt basierte. Sie warteten bis Mitternacht, bestiegen dann ihre Pferde und ritten direkt auf den Paß zu. Mit ihren Umhängen und den Kapuzen konnten sie einander bei Nacht und Regen kaum selbst erkennen und erst recht nicht so schnell von den Gnomenwachen bemerkt werden. Sie ritten ohne Hast und mit scheinbarer Lässigkeit, so als gehörten sie dorthin, wo sie waren. Als sie sich dem Paß so weit genähert hatten, daß sie möglicherweise von einer Wache herausgefordert werden würden, rief Tay, der aus seiner Zeit auf Paranor eine Reihe von Sprachen beherrschte, den Gnomen in ihrer eigenen Sprache etwas zu und verhielt

Weitere Kostenlose Bücher