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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Vision zu werfen. Ich kann es bei dir versuchen und nachsehen, ob dein Unterbewußtsein irgendeine Erinnerung an die Formation enthält, die wir suchen.«
    Jerle lief rot an. »Probiert Eure Magie an jemand anderem aus!«
    Er wandte sich ab, aber Tay hielt ihn am Arm fest und zog ihn wieder zurück. »Aber wir haben niemand anderen, Jerle. Wir haben nur dich. Hast du Angst?« Der große Mann starrte ihn beinahe zornig an. Tay wich keinen Zentimeter zurück, denn er hatte keine andere Wahl. Der nächtliche Himmel hatte sich aufgeklärt, und die riesige Weite war übersät mit Sternen. Ihre Helligkeit blendete beinahe. Wie er da so unter ihrem Licht im Schatten der Berge stand, mitten in einer unerwarteten Konfrontation mit seinem besten Freund, fühlte sich Tay auf merkwürdige Weise den Blicken der anderen ausgesetzt.
    Jerle befreite sich vorsichtig aus Tays Griff. »Ich habe vor nichts Angst, und das weißt du«, sagte er leise.
    Tay nickte. »Ich weiß es. Und jetzt laß es Vree bitte probieren.«
    Sie nahmen wieder Platz und rückten in der Stille eng zusammen. Vree Erreden nahm Jerle Shannaras Hände in seine eigenen, hielt sie leicht fest und starrte dem anderen direkt in die Augen. Dann schloß er sie. Tay betrachtete das Paar etwas unsicher. Jerle war so angespannt wie eine Katze kurz vor dem Sprung, bereit, beim ersten Anzeichen von Gefahr fortzurasen. Der Lokat dagegen war ruhig und gelöst, besonders jetzt, wo er irgendwo in seine eigenen Tiefen abgetaucht war, um zu finden, was er suchte. Sie verharrten einen Augenblick in dieser Haltung. Es war eine merkwürdige Verbindung, und keiner von beiden gab etwas von dem preis, was gerade geschah.
    Dann ließ Vree Erreden Jerle Shannaras Hände wieder los und nickte kurz. »Ich habe es. Zumindest ist es etwas, womit wir beginnen können. Eure Erinnerung ist sehr gut. Die zwei Gipfel, die zusammen ein V bilden, werden die Zwicker genannt - zumindest von Euch.«
    »Ich erinnere mich jetzt«, sagte der große Mann leise. »Es war vor fünf oder sechs Jahren, als ich einen dritten Weg zur Rauhen Platte gesucht habe, die in den Bergen nördlich vom Spindelpaß liegt, tief im dichtesten Bergmassiv. Es gab keine Möglichkeit, dort hindurchzukommen, also gaben wir es auf. Aber ich erinnere mich jetzt an diese Formation. Ja, ich erinnere mich an sie!«
    Dann schien seine Begeisterung wieder zu verschwinden, und er klang wieder verärgert. »Genug davon.« Er nickte knapp, mehr an sich selbst gerichtet als an die anderen, und stand dann auf. »Wir haben unseren Ausgangspunkt. Ich hoffe, jetzt sind alle glücklich. Vielleicht kann ich jetzt ein wenig schlafen.«
    Er drehte sich um und stapfte davon. Tay und Vree Erreden sahen ihm nach, keiner von beiden sagte etwas. »Er ist nicht immer so«, meinte Tay schließlich.
    Der Lokat erhob sich. »Er hat gerade bei einem Angriff fünf Männer verloren, die ihm vertrauten, und er hat das Gefühl, er hätte vorhersehen müssen, was geschehen würde.« Tay zuckte die Schultern. »Das ist genau das, was er jetzt denkt. Er konnte es nicht vor mir verstecken, obwohl er es sich innig gewünscht hat.«
    »Aber daß diese Männer gestorben sind, war nicht sein Fehler«, erklärte Tay. »Niemand ist daran schuld.«
    Der Lokat warf ihm einen Seitenblick zu. »Jerle Shannara sieht das nicht so. Würdest du es so sehen, wenn du an seiner Stelle wärst?«
    Dann wandte er sich ab und ging davon; er überließ es Tay, weiter über die Angelegenheit nachzudenken.
     
    Bei Tagesanbruch wandte sich die Gruppe nach Norden, durch die Berge hindurch auf den Spindelpaß zu. Preia Starle war im Laufe der Nacht zurückgekehrt und hatte berichtet, daß es keine Anzeichen für eine direkte Verfolgung gab. Keiner glaubte auch nur einen Augenblick, daß dies wirkliche Sicherheit bedeutete. Es hieß lediglich, daß sie eine kleine Atempause hatten. Die Gnome waren immer noch da draußen und suchten nach ihnen, aber die Elfen würden in den Bergen schwer zu finden sein. Die Wege schlängelten sich wild durch die Felsen und verschwanden immer wieder plötzlich zwischen Geröll und Felsbrocken. Wenn sie etwas Glück hatten, würden sie so lange nicht entdeckt werden, bis sie gefunden hatten, was sie suchten.
    Ein frommer Wunsch, dachte Tay, aber das beste, was er hoffen konnte. Den ganzen restlichen Tag ritten sie nach Norden, ohne etwas von ihren Verfolgern zu sehen. Sie folgten einer Reihe von tiefen Tälern, die sich am östlichen Rand des Gebirges bis zum

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