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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Berge, wo sie eine Bresche in den Himmel geschlagen hatten, eine gewaltige Konzentration aus Gedanken und Gefühl und Stärke. Tay ging auf ihr Netz zu und bahnte sich vorsichtig seinen Weg daran vorbei, schlich sich dahinter, ohne es zu berühren, und ging weiter.
    Dann war er im Garten, schlängelte sich durch das Labyrinth und hinein in die üppige Moderigkeit der Erde und den süßen, scharfen Geruch der Blätter und Ranken. Der Garten sah überall gleich aus, tief und geheimnisvoll und umfassend. Tay segelte gewichtslos und körperlos auf einem Luftstrom, vermied die Machtlinien, die sich hier überall erstreckten, und tat nichts, um eine Störung herbeizurufen, die alarmierte, was immer hier wachen mochte.
    Er war inzwischen so weit vorgedrungen, daß er glaubte, er müßte den Garten eigentlich nahezu einmal durchquert haben, als er eine unerwartete Verstärkung der Machtlinien bemerkte. Es war dort, wo das Licht schwächer zu werden schien und die Schatten sich wieder ausbreiteten. Hier verschwanden auch die schlanken Bäume und die Ranken und machten der Dunkelheit Platz. Nackte Erde lag dort, nichts wuchs mehr, diffuses Licht wurde aufgesaugt wie Wasser von einem Schwamm. Etwas Unsichtbares pulsierte mit dem vollen Klang und der Beharrlichkeit eines schlagenden Herzens, etwas, das sich in schützende Magie und allumfassende Macht hüllte.
    Tay Trefenwyd trat näher heran, er blinzelte in die erdrückenden Schatten und stahl sich hinter die wachsamen Linien der Macht. Er verlangsamte seinen Pulsschlag, das Flüstern seines Atems und das Klopfen seines Herzens bis zur absoluten Stille. Er ließ nur noch den kleinsten Teil von sich übrig und wurde eins mit der Dunkelheit.
    Dann sah er ihn. Auf einem uralten Metallgestell, in das Runen gehämmert und fremde Geschöpfe geschmiedet waren, ruhte ein Elfenstein so schwarz wie Tinte und so undurchdringlich, daß sich kein Licht von seiner glatten Oberfläche widerspiegelte. Unergründlich, unendlich und eine Macht abstrahlend, die jenseits all seiner Vorstellungskraft lag, wartete der Schwarze Elfenstein.
    Er wartete auf ihn.
    O Schatten! Auf ihn! So, wie eine Motte von Licht angezogen wird, streckte Tay die Hand nach ihm aus - spontan, ohne zu denken, und unfähig, dagegen anzukämpfen. Er griff mit der Verzweiflung und der Not eines ertrinkenden Mannes nach dem Stein, und diesmal war Jerle Shannara nicht dabei, um ihn zurückzuhalten. Ein Bild nur, ein Geist ohne Körper, verschwendete er keinen Gedanken an das, was er tat. In diesem Moment war seine Vernunft verloren und seine Begierde alles, was zählte.
    Daß er nur ein Geist und nicht mehr war, rettete ihn. In dem Augenblick, da er die Hand um den Elfenstein schloß, war er erkannt und erkannte. Er spürte die Linien der Macht als Antwort auf seine Anwesenheit schimmern, spürte, wie sie warnend erzitterten und aufheulten. Er versuchte sich zurückzuziehen, dem Herannahenden zu entfliehen, doch es gab kein Entrinnen. Der Wächter, den er nicht hatte erkennen können, das Ding, das in den Ruinen der Kau-Magna lebte, nahm plötzlich grauenhafte Gestalt an. Die Erde bebte als Reaktion darauf, daß sie zu Leben erweckt worden war, und die Ranken, die im gesamten Garten wuchsen und kurz zuvor noch schlaff und kraftlos herunterhingen, flogen jetzt empor - sie wurden zu jenen Spiralen des Todes, vor denen Galaphiles’ Schatten gewarnt hatte. Schlangengleich peitschten sie suchend durch die Spalten zwischen den Bäumen. Magie trieb sie an, speiste sie, gab ihnen Leben, und Tay Trefenwyd wußte sogar in seiner Geistesgestalt sofort, wozu sie da waren. Sie umschlangen seine Arme und Beine, seinen Körper und seinen Kopf, kamen zu Dutzenden von überallher. Sie wanden sich um ihn und begannen zuzudrücken. Tay spürte ihren Druck - den er eigentlich nicht hätte spüren dürfen, war er doch nur ein Geist. Aber die Magie des Gartens hatte eine solche Macht, daß sie ihn selbst in dieser schwer faßbaren Form aufstöbern konnte. Magie gegen Magie - sie hatte eine Kraft, die sogar einen Druiden zerstören konnte. Tay hatte das Gefühl, als würde er entzweigerissen. Er hörte seinen eigenen Schrei als Reaktion darauf - der Schmerz hatte in seinem Geist eine eigene Realität angenommen. Er sammelte sich im Innersten seiner zerrissenen Form, brachte den kleinen Teil, der wichtig war, in ein Quentchen nicht größer als ein Staubkorn, und raste durch eine Lücke in den schlingenden Reben direkt auf das Licht zu.
    Dann war er

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