Shannara VII
gelassen. »Es ist die einzige Spielart der Magie, die er sich selbst gestattet. Er mißtraut allem übrigen. Allem.« Er sah Mareth an. »Er hält Magie für gefährlich und unkontrollierbar. Ich nehme an, es hat ihm eine gewisse Freude bereitet, von dir zu erfahren, daß du dieselbe Erfahrung gemacht hast. Indem er dich nach Paranor schickte, wollte er den Druiden etwas beweisen. Unglücklicherweise hast du dein Geheimnis zu gut verborgen gehalten, und sie fanden niemals heraus, wozu du fähig bist.«
Mareth nickte und schwieg. Aus dunklen Augen blickte sie gedankenverloren ins Leere.
Kinson streckte sich. Er spürte, daß die beiden ihn ungeduldig machten und verwirrten. Die meisten Leute machten ihr Leben unnötig schwierig, und dies war ein weiteres Beispiel dafür.
Er begegnete Bremens Blick. »Da wir jetzt alle unsere Geheimnisse und unsere Vergangenheit ausgebreitet haben, sag mir eins: Warum gehen wir zum Kamin? Was wollen wir von Cogline?«
Bremen sah ihn einen Augenblick lang forschend an, bevor er antwortete. »Wie ich schon sagte, führte Cogline die Studien der alten Wissenschaften fort. Er weiß um Geheimnisse, die allen anderen verborgen sind. Das eine oder andere könnte für uns von großem Nutzen sein.«
Er hielt inne und lächelte. Er hatte alles gesagt, was er sagen würde, das wußte Kinson. Es gab wahrscheinlich noch weitere Gründe, und vermutlich behielt der alte Mann sie nicht nur deshalb zurück, weil er ihm keinen Schreck einjagen wollte. Kinson war jedoch weder bestrebt, darüber zu spekulieren, was es wohl sein könnte, noch wollte er danach fragen. Er nickte, als wäre er mit der Antwort zufrieden, und erhob sich.
»Ich werde die erste Wache übernehmen«, verkündete er und schlich in die Dunkelheit davon.
Er brütete bis nach Mitternacht über diese Angelegenheit, als Bremen kam und ihn ablöste. Der alte Mann erschien wie aus dem Nichts - Kinson hörte ihn niemals kommen - und ließ sich neben dem Grenzländer nieder. Sie leisteten einander einige Zeit schweigend Gesellschaft und starrten einfach nur in die Nacht. Sie saßen auf einem niedrigen Felsvorsprung über dem Rabb, der sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelte. Die Wasseroberfläche war glatt und schimmerte silbrig im Mondlicht. Der Wald war still und schläfrig, und die Luft roch nach Fichte und Wacholder. Der Dunkelstreif begann gleich rechts von ihrem Lagerplatz. Wenn sie am nächsten Morgen aufbrachen, würde das Gelände zerklüfteter und die Reise beschwerlich werden.
»Was Cogline uns geben kann«, sagte der alte Mann plötzlich mit leiser, aber eindringlicher Stimme, »ist sein reiches Wissen über Metallurgie. Erinnerst du dich an die Visionen? In ihrem Mittelpunkt stand das Schmieden einer magischen Waffe, die den Dämonenlord zerstören kann. Diese Waffe ist ein Schwert. Das Schwert wird von einem Mann in die Schlacht getragen, dem wir noch nicht begegnet sind. Es werden viele Dinge notwendig sein, um das Schwert mit der Kraft auszustatten, die notwendig ist, wenn es der Macht Bronas standhalten soll. Hierzu gehört auch der Prozeß des Schmiedens, durch den die Waffe jeder anderen geschmiedeten Waffe bis aufs Haar gleicht. Cogline wird uns über diesen Prozeß aufklären.«
Er sah Kinson an und lächelte. »Ich hielt es für das beste, diese Information für uns zu behalten.«
Kinson nickte und enthielt sich einer Antwort. Er starrte zu Boden, nickte wieder und stand dann auf. »Gute Nacht, Bremen.«
Er war im Begriff fortzugehen.
»Kinson?«
Der Grenzländer drehte sich um. Bremen hatte sich schon wieder abgewandt, er starrte auf den Fluß und in den Wald. »Ich bin auch gar nicht so sicher, daß bereits alle Geheimnisse und die gesamte Vergangenheit auf dem Tisch liegen. Mareth ist eine sehr vorsichtige junge Frau und handelt wohlüberlegt. Sie hat ihre eigenen Gründe für das, was sie tut, und sie behält sie für sich, bis sie es für angemessen hält, sie zu offenbaren.« Er hielt inne. »Aber das weißt du ja bereits. Gute Nacht.«
Kinson blieb noch einen Augenblick stehen, dann verschwand er.
Sie marschierten drei weitere Tage durch das mittlerweile rauhe und unübersichtliche Land, in dem die einzigen Spuren von Tieren stammten. Sie trafen weder andere Menschen, noch fanden sie Hinweise auf sie. Die Gegend war jetzt bergig, mit vielen Schluchten und Graten. Das Frühjahrshochwasser des Rabb hatte das Gelände ausgewaschen, und es war mit taillenhohem Gras und Büschen bewachsen.
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