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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ihm.
    Jerle Shannara starrte aus dem Fenster in den Regen hinaus, auf das tiefe Grau, das absolute Nichts. Sein Blick war leer. Auch das Sommerhaus war leer - nur er war dort, allein mit seinen Gedanken. Sie waren für niemanden eine gute Gesellschaft. Sie verfolgten ihn. Der Verlust von Tay hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht, war schmerzvoller, als er sich vorzustellen vermocht hatte, berührte ihn weit tiefer, als er sich selbst gegenüber zugeben wollte. Tay Trefenwyd war sein bester und engster Freund gewesen. Unabhängig von den unterschiedlichen Entscheidungen, unabhängig von der jeweiligen Dauer ihrer beruflich bedingten Trennungen, unabhängig von den Ereignissen, die ihr Leben geprägt und verändert hatten - ihre Freundschaft hatte alles überdauert. Nichts hatte sich verändert, als Tay zu den Druiden gegangen und einer von ihnen geworden war, während Jerle erst als Befehlshaber der Elfengarde und dann als königlicher Berater in Arborlon geblieben war. Und als Jerle bei Tays Ankunft in Arborlon vor erst so kurzer Zeit gesehen hatte, wie sein Freund den Hügel hinaufgeritten kam, hatte er das Gefühl gehabt, als wären nur einige Augenblicke seit ihrem letzten Treffen vergangen, als bedeutete ihnen Zeit gar nichts. Jetzt war Tay tot, er hatte sein Leben geopfert, damit seine Freunde leben konnten, damit der Schwarze Elfenstein sicher nach Arborlon gebracht werden konnte.
    Der Schwarze Elfenstein. Die tödliche Waffe. Jerle Shannara wurde von einer Woge finsterster Wut erfaßt, als er an den verfluchten Talisman dachte. Ihn zu behalten, hatte das Leben seines Freundes gekostet, und Jerle hatte noch immer keine Vorstellung von seinem Zweck. Wozu war er gut? Welcher Zweck konnte den Verlust seines teuersten, liebsten Freundes rechtfertigen?
    Er fand keine Antwort. Er hatte getan, was getan werden mußte. Er hatte den Elfenstein nach Arborlon gebracht und verhindert, daß er in die Hände des Dämonenlords fiel, und die ganze Zeit über hatte er gedacht, daß es besser wäre, wenn er diese Magie loswürde, wenn er den Stein in die tiefste, dunkelste Spalte würfe, die er finden konnte. Wäre er allein gewesen, er hätte es möglicherweise getan, so heftig waren seine Wut und seine Trauer über den Verlust von Tay. Aber Preia und Vree Erreden hatten ihn begleitet, und auch ihnen oblag es, für den Stein zu sorgen. Also hatte er ihn nach Hause gebracht, wie Tay es gewünscht hatte, und mit dem festen Wunsch, jeden Anspruch darauf aufzugeben, sobald sie zu Hause wären.
    Aber auch hier stand das Schicksal gegen ihn. Courtann Ballindarroch war tot, und sein Sohn und Nachfolger war unterwegs zu einer irrsinnigen Mission. Wem dann hätte er also den Elfenstein geben sollen? Ganz sicher nicht dem Hohen Elfenrat, denn der bestand nur aus einer Brut nutzloser, zänkischer alter Männer, denen es sowohl an Weitsichtigkeit wie an Vernunft fehlte und die hauptsächlich damit beschäftigt waren, sich selbst zu schützen, jetzt, da Courtann tot war. Er konnte den Stein auch nicht Alyten geben, der ohnehin abwesend war - er war niemals für ihn bestimmt gewesen. Also blieb nur Bremen, aber der Druide war noch nicht in Arborlon eingetroffen, und es war fraglich, ob er überhaupt jemals kommen würde.
    Die einzigen, die er in dieser Sache befragen konnte, waren Preia und Vree Erreden, und nachdem letzterer sein Einverständnis erklärt hatte, folgte Jerle Preias Rat und versteckte den Schwarzen Elfenstein tief in den Katakomben des Palastkellers, wo niemand ihn ohne seine Hilfe finden würde, weit weg von den neugierigen Augen und schnüffelnden Nasen, die vielleicht versucht wären, seine Macht freizulassen. Jerle, Preia und der Lokat verstanden die Gefahr des Elfensteins wie kein anderer. Sie hatten gesehen, was die dunkle Magie anrichten konnte. All ihre Feinde, denen Tay entgegengetreten war, waren innerhalb von einem Lidschlag zu Asche verbrannt worden. Tay Trefenwyd war trotz seines Druidenschutzes von der Gegenreaktion vernichtet worden. Eine solche Macht war finster und ohne Sinn und gehörte für immer verbannt.
    Ich hoffe, es war dein Leben wert, Tay, dachte Jerle Shannara trostlos. Aber ich kann es mir kaum vorstellen. Die feuchte Kühle des Regens kroch an ihm empor und ließ seine Knochen schmerzen. Das Feuer im Ofen hinter ihm, die einzige Wärmequelle in dem großen Versammlungsraum, drohte zu erlöschen, und er ging hinüber, um ein paar Scheite nachzulegen. Er starrte in die neu auflodernden Flammen

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