Shannara VII
Tür öffnete sich, und Preia Starle trat ein. Jerles unwirsche Art schien sie nicht weiter zu berühren. Sie blickte erst Bremen, dann Jerle an. »Ich würde den Jungen gerne mit zu den Unterkünften der Elfengarde nehmen, wo er etwas zu essen bekommen und sich ausruhen kann. Er ist erschöpft. Er braucht nicht länger Wache zu stehen; ich habe dafür gesorgt, daß euch niemand stören wird, solange ihr euch unterhalten wollt.« Sie wandte sich wieder Bremen zu. »Willkommen in Arborlon.«
Der alte Mann erhob sich und verbeugte sich leicht. »Mylady Preia.«
Sie lächelte erwidernd. »Niemals für dich. Einfach nur Preia.« Das Lächeln verschwand. »Du weißt also, was geschehen ist?«
»Daß Jerle König ist und du Königin? Es war das erste, was ich erfahren habe, als ich die Stadt erreichte. Alle sprechen darüber. Ihr seid beide gesegnet, Preia. Ihr werdet viel füreinander und für euer Volk tun können. Ich bin sehr glücklich über diese Neuigkeit.«
Ihre Augen glänzten. »Du bist sehr liebenswürdig. Aber entschuldigt mich jetzt. Ich werde den Jungen mitnehmen. Macht euch keine Sorgen um ihn, wir haben bereits Freundschaft geschlossen.«
Sie ging wieder durch die Tür und zog sie hinter sich zu. Bremen sah erneut den König an. »Du hast großes Glück, daß du sie hast«, sagte er ruhig. »Ich nehme an, du weißt das.«
Jerle Shannara dachte daran, daß er Preia vor noch nicht allzulanger Zeit beinahe verloren hätte. Der Gedanke, die Vorstellung, daß sein Bild von ihr so falsch gewesen war, verfolgte ihn noch immer. Tay und Preia, die beiden Personen, die ihm von allen anderen auf der ganzen Welt am nächsten standen: Er hatte sie beide falsch eingeschätzt, hatte versagt in dem Bemühen, sie zu kennen, und er hatte eine Lektion erteilt bekommen, die er niemals vergessen würde.
Es war jetzt wieder still im Zimmer. Das Zwielicht füllte die Ecken mit Schatten, und der Regen draußen plätscherte sanft. Der König erhob sich und zündete die Kerzen wieder an, die der Wind ausgeblasen hatte. Die Dunkelheit verzog sich. Der alte Mann beobachtete ihn wortlos und wartete.
Der König nahm wieder Platz, er fühlte sich immer noch unbehaglich. Er runzelte die Stirn, als er Bremens scharfem Blick begegnete. »Ich dachte gerade, wie wichtig es ist, nichts für selbstverständlich zu halten. Ich hätte daran denken müssen, als es um den Schwarzen Elfenstein ging. Aber Tay zu verlieren war nicht möglich, ohne zu glauben, daß er für einen guten Zweck gestorben ist.
Ich hatte irrtümlich angenommen, daß der Stein der Zerstörung des Dämonenlords dienen sollte. Es ist schwer zu akzeptieren, daß Tay für etwas anderes gestorben ist.«
»Es ist schwer zu akzeptieren, daß er überhaupt gestorben ist«, sagte Bremen ruhig. »Aber sein Tod hängt trotzdem mit der Zerstörung des Dämonenlords zusammen, und er ist nicht weniger wertvoll oder wichtig, nur weil der Elfenstein eine andere Funktion hat, als du dachtest. Tay würde das verstehen, wäre er hier. Als König mußt du das gleiche tun.«
Jerle Shannaras Lächeln war bitter und gequält. »Es ist noch neu für mich, König zu sein. Es ist nicht das, was ich gewollt hatte.«
»Das ist nicht weiter schlimm«, erwiderte der Druide achselzuckend. »Zielstrebigkeit ist nicht die Charaktereigenschaft, die dir in der Auseinandersetzung mit dem Dämonenlord helfen wird.«
»Und was wird mir helfen? Erzähl mir von dem Schwert, Bremen.« Die Ungeduld des Königs mischte sich jetzt in Jerle Shannaras Wut und Entmutigung. »Die Nordlandarmee marschiert auf uns zu. Sie wird das Rhenntal in zwei Tagen erreicht haben. Wir müssen sie dort aufhalten, sonst sind wir verloren. Wenn wir aber eine wirkliche Chance haben wollen, brauche ich eine Waffe, gegen die der Dämonenlord machtlos ist. Du sagtest, du hättest eine solche mitgebracht. Erzähl mir von ihrem Geheimnis. Erzähl mir, was sie tun kann.«
Er wartete jetzt, mit gerötetem Gesicht, mit eifriger Miene. Bremen rührte sich nicht; er hielt dem Blick stand und sagte nichts. Dann stand er auf, ging zum Tisch mit den Karten, nahm das eingewickelte Bündel hoch und reichte es dem König. »Dies gehört jetzt dir. Öffne es.«
Jerle Shannara tat, wie ihm geheißen; er öffnete die Knoten, die den Stoff zusammenbanden, und wickelte das Tuch vorsichtig auseinander. Als er fertig war, hielt er ein Schwert und dessen Scheide in der Hand. Das Schwert war von durchschnittlicher Länge und Größe, aber
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