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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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legte seine Hand auf die knochige Schulter des kleinen Mannes. »Du warst immer derjenige von uns, dessen Denken am meisten von Logik geprägt war. Könntest du dir vorstellen, mich auf eine kleine Reise zu begleiten?«
    »Du versuchst, mich vor dem zu retten, was du für mein Schicksal hältst, nicht wahr?« Der andere Mann lachte. »Dazu ist es zu spät, Bremen. Mein Schicksal ist unwiderruflich an diese Mauern gebunden, an diese wenigen Bücher, die mir anvertraut sind. Ich bin zu alt und festgefahren, um mein Lebenswerk aufzugeben. Das ist alles, was ich weiß. Ich bin genau wie jene, die ich dir eben beschrieben habe, alter Freund - engstirnig und zum Scheitern verurteilt. Was mit Paranor geschieht, geschieht auch mit mir.«
    Bremen nickte. Er hatte sich gedacht, daß Kahle Rese so reagieren würde, aber er hatte ihn fragen müssen. »Ich wünschte, du würdest es dir noch anders überlegen. Es gibt andere Mauern, hinter denen du leben, und andere Bibliotheken, die du leiten könntest.«
    »Ach ja?« fragte Kahle und zog eine Augenbraue hoch. »Nun, sie werden auf andere Hände warten müssen. Ich gehöre hierher.« Bremen seufzte. »Dann hilf mir auf eine andere Weise, Kahle. Ich bete darum, daß ich die Gefahr falsch einschätze. Ich bete darum, daß ich in meinem Glauben daran, was geschehen wird, unrecht habe. Aber wenn nicht, wenn der Dämonenlord wirklich nach Paranor kommt und die Mauern ihn nicht aufhalten können, dann muß jemand die Historie der Druiden retten.« Er hielt inne und sah sich um. »Liegt sie noch immer abseits im Nebenzimmer - hinter dem Bücherschrank?«
    »Immer und ewig«, erklärte Kahle.
    Bremen griff in seinen Umhang und holte einen kleinen Lederbeutel heraus. »Dies ist magischer Staub«, erklärte er seinem Freund. »Wenn der Dämonenlord in die Festung gelangen sollte, dann verteile den Staub auf der Historie der Druiden. Der Staub wird die Bücher verbergen und schützen.«
    Er reichte Kahle den Beutel, und der Bibliothekar wog ihn nachdenklich in der Hand. »Elfenmagie?« fragte er, und Bremen nickte. »Eine Art von Feenstaub, schätze ich. Zauberei aus der alten Welt.« Kahle grinste verschmitzt. »Weißt du, was passiert, wenn Athabasca dies in meinem Besitz findet?«
    »Ich weiß es«, erwiderte Bremen ernst. »Aber er wird es nicht finden, nicht wahr?«
    Kahle betrachtete den Lederbeutel noch einen Augenblick lang gedankenverloren, dann verbarg er ihn in seinem Umhang. »Nein«, erklärte er, »das wird er nicht.« Er runzelte die Stirn. »Aber egal, was geschehen wird, ich kann dir nicht sicher versprechen, daß ich ihn auch benutzen werde. In dieser Hinsicht bin ich wie Athabasca, Bremen. Ich wehre mich dagegen, bei meiner Arbeit Magie zu benutzen. Ich mißbillige Magie als Mittel, zu welchem Zweck auch immer. Das weißt du. Das habe ich bereits früher deutlich genug gemacht, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und dennoch bittest du mich, es zu tun?«
    »Es bleibt mir keine andere Wahl. An wen sonst kann ich mich wenden? Wem sonst kann ich vertrauen? Ich überlasse es deinem Urteilsvermögen, Kahle. Benutze den Staub nur, wenn das Leben aller bedroht ist und niemand mehr da ist, der sich um die Bücher kümmern könnte. Laß sie nicht in die Hände derer fallen, die das Wissen mißbrauchen werden. Das wäre schlimmer als alle Folgen, die sich aus dem Gebrauch der Magie ergeben könnten.«
    Kahle sah ihn ernst an, dann nickte er. »In der Tat. Also gut. Ich werde den Staub bei mir tragen und ihn benutzen, wenn das Schlimmste eintritt. Aber nur dann.«
    Schweigend sahen sie einander an. Sie hatten alles gesagt, was zu sagen war.
    »Du solltest noch einmal darüber nachdenken, ob du nicht doch mit mir kommen willst«, versuchte Bremen es ein letztes Mal.
    Kahle lächelte, verzog spöttisch die dünnen Lippen. »Du hast mich schon einmal darum gebeten, damals, als du dich entschieden hast, Paranor zu verlassen und deine Studien der Magie anderswo fortzuführen. Ich habe dir schon damals gesagt, daß ich Paranor niemals verlassen würde, daß ich hierher gehöre. Daran hat sich nichts geändert.«
    Bremen spürte eine bittere Hilflosigkeit, und er lächelte schnell, um diese Empfindung nicht offensichtlich werden zu lassen. »Also dann auf Wiedersehen, Kahle Rese, mein ältester und bester Freund. Paß auf dich auf.«
    Der kleine Mann umarmte ihn fest. »Auf Wiedersehen, Bremen.« Seine Stimme war beinahe ein Flüstern. »Dieses Mal hoffe ich, daß du dich täuschst.«
    Bremen

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