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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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den letzten zweihundert Jahren peinlich genau aus den Erinnerungen der wenigen Männer und Frauen, die sich noch erinnern konnten, rekonstruiert und mit der Hand niedergeschrieben worden. Beinahe alle diese Bücher befanden sich nun in diesem und dem daran angrenzenden Raum, und Kahle Rese war der Druide, der für ihre Sicherheit verantwortlich war. Alle Bücher besaßen ihren eigenen Wert, aber keines war wertvoller als die Historie der Druiden - das Buch, das vom Rat selbst handelte. Es war eine Chronik der Bemühungen des Rats, das verlorene Wissen der Wissenschaften und der Magie aus den Jahrhunderten vor den Großen Kriegen wiederherzustellen, die Geheimnisse der Macht zu entschlüsseln, der die alte Welt ihre größten Fortschritte zu verdanken hatte, und alle Möglichkeiten aufzulisten, die, wie entfernt auch immer, Formeln und Vorrichtungen, Talismane und Zauberei, logisches Denken und Schlußfolgern betrafen und eines Tages vielleicht sogar Verständnis finden würden.
    Die Historie der Druiden. Diese Bücher bedeuteten Bremen am meisten. Diese Bücher waren es, die er retten wollte.
    Kahle Rese stand auf der Leiter und beschäftigte sich mit einer abgewetzten und schäbigen Sammlung in Leder gebundener Bände. Er wandte sich um und schreckte zusammen, als er sah, wer eingetreten war. Kahle Rese war ein kleiner, drahtiger Mann, vom Alter gebeugt, aber immer noch wendig genug, um auf die Leiter zu steigen. Staub haftete an seinen Händen, und die Ärmel seines Umhangs hatte er hochgerollt und festgebunden. Nun lächelte er, seine blauen Augen blitzten inmitten einer Unmenge von Lachfältchen. Schnell stieg er die Leiter hinunter, ging auf Bremen zu und drückte ihm fest die Hand.
    »Alter Freund«, grüßte er. Sein schmales Gesicht hatte etwas Vogelähnliches - scharfe Augen, einen Höcker auf der Nase, eine dünne Linie als Mund und einen fadendünnen Bart am spitzen Kinn.
    »Es tut gut, dich zu sehen, Kahle«, sagte Bremen zu ihm. »Ich habe dich vermißt. Unsere Unterhaltungen, unsere Bemühungen, die Rätsel der Welt zu lösen, das Philosophieren über das Leben. Sogar unsere armseligen Versuche, witzig zu sein. Du erinnerst dich doch?«
    »Das tue ich, Bremen, o ja.« Der andere lachte. »Und jetzt bist du also wieder hier.«
    »Nur für den Augenblick, fürchte ich. Hast du nicht davon gehört?«
    Kahle nickte. Sein Lächeln verflog. »Du bist gekommen, um uns vor dem Dämonenlord zu warnen. Athabasca warnte uns, an deiner Stelle. Du hast gebeten, vor dem Rat sprechen zu dürfen. Athabasca sprach zu uns, an deiner Stelle. Er hat viel auf sich genommen, nicht wahr? Aber er hat seine Gründe, wie wir beide wissen. Wie auch immer, der Rat stimmte gegen dich. Ein paar haben sich stürmisch für dich eingesetzt. Risca zum Beispiel. Tay Trefenwyd. Noch ein oder zwei weitere.« Er schüttelte den Kopf. »Ich muß gestehen, daß ich geschwiegen habe.«
    »Weil es nicht gut für dich gewesen wäre, wenn du etwas gesagt hättest?« kam Bremen ihm zu Hilfe.
    Aber Kahle schüttelte den Kopf. »Nein, Bremen. Weil ich zu alt und zu müde dazu bin. Ich fühle mich sehr wohl hier zwischen meinen Büchern und möchte einfach nur in Ruhe gelassen werden.« Er blinzelte und sah Bremen mißtrauisch an. »Glaubst du an das, was du über den Dämonenlord gesagt hast? Ist er wirklich der Druidenrebell Brona?«
    Bremen nickte. »Er ist tatsächlich eine große Gefahr für Paranor und den Rat. Irgendwann wird er hierherkommen, Kahle. Und wenn er es tut, wird er alles zerstören.«
    »Vielleicht«, gab Kahle mit einem Achselzucken zu. »Aber vielleicht auch nicht. Die Dinge entwickeln sich nicht immer so, wie wir es erwarten. Darin waren wir beide uns immer einig, Bremen.«
    »Aber diesmal ist die Chance, daß es sich anders entwickelt, als ich vorausgesagt habe, sehr gering. Die Druiden verbringen zuviel Zeit hinter ihren Mauern. Sie haben nicht die nötige Objektivität, um zu sehen, was außerhalb von Paranor vorgeht. Ihr Blickwinkel ist begrenzt.«
    Kahle lächelte. »Wir haben unsere Augen und Ohren, und wir erfahren mehr, als du vermuten würdest. Unser Problem ist nicht Ignoranz, sondern Selbstgefälligkeit. Wir sind zu schnell dabei, das Leben allein in jener Form zu akzeptieren, die wir kennen, und verwenden nicht genug Zeit darauf, uns andere Möglichkeiten vorzustellen. Wir glauben, daß die Ereignisse so verlaufen müssen, wie wir sie diktieren, und daß keine andere Stimme Bedeutung hat als unsere eigene.«
    Bremen

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