Shannara VII
deine Bestimmung.« Er lächelte traurig. »Du mußt daran glauben.«
Der König holte tief Luft. »Komm mit mir«, sagte er.
Der alte Mann nickte. »Ich komme.«
Nördlich des Rhenns, wo die Wolken Schatten auf das offene Grasland warfen und die Ebene sich ausdehnte, schlüpfte Kinson Ravenlock geräuschlos von dem lärmenden Lager des Nordlands fort und kämpfte sich den Weg zurück, den er gekommen war. Er brauchte beinahe eine Stunde, immer im Schutz von Schluchten und ausgetrockneten Flußbetten, fern von den offenen Ebenen. Er wollte die anderen nicht zu lange auf sich warten lassen und ging schnell voran, und er war erleichtert, weil sie möglicherweise doch nicht zu spät gekommen waren.
Mehr als zehn Tage waren vergangen, seit Mareth und er mit dem Rest der Zwergenarmee aus dem Ostland aufgebrochen waren. Die Zwerge zählten noch immer beinahe viertausend, und sie waren schnell vorangekommen. Sie hatten allerdings eine ungewöhnliche Strecke gewählt. Ihr Weg hatte sie nördlich über die Ebene des Rabb geführt, durch den Jannissonpaß hindurch, über die Ebene von Streleheim, die sie im Schatten des alten Waldes überquert hatten, der das unglückselige Paranor umgab. Raybur und die Zwergenältesten hatten lange über die Route diskutiert, wenn auch nicht länger als über die Frage, ob sie überhaupt kommen sollten. Was das letztere anging, so war Kinson überzeugend gewesen, als er Bremens Argumente vorgebracht hatte, und Risca stand fest auf seiner Seite. Als Raybur erst einmal überredet war, war die Angelegenheit besiegelt. Die Wahl ihres Weges war weniger nervenaufreibend, aber ebenfalls anstrengend gewesen. Risca war überzeugt, daß ihre Chance, ungesehen zu bleiben, größer sei, wenn sie vom Norden durch feindliches Gebiet kämen - die Armee des Nordlands war schließlich ins Westland marschiert, um die Elfen im Rhenntal zu belagern, und so würden ihre Kundschafter, wenn überhaupt, dann nur aus dem Süden weitere Feinde erwarten. Schließlich hatte er sich durchsetzen können.
Die Zwergenarmee hatte einen halben Tag nördlich vom Rand der Drachenzähne Position bezogen. Risca, Kinson, Mareth und zweihundert andere waren vorgegangen, um die Situation abzuklären. Als die Sonne unterging, war Kinson allein weitermarschiert, da er sich ein genaueres Bild verschaffen wollte.
Jetzt, drei Stunden nach seinem Fortgang, tauchte der Grenzländer wieder aus den Schatten auf.
»Heute früh hat es einen Angriff gegeben«, erklärte er atemlos. Er war große Teile des Rückwegs gerannt, erpicht darauf, seine Neuigkeiten mitzuteilen. »Er ist mißlungen. Die Kriegsmaschinen der Nordländer liegen alle verbrannt im Tal von Rhenn. Aber sie bauen neue. Das Lager des Feindes befindet sich am östlichen Eingang. Es ist eine gewaltige Streitkraft, aber sie macht einen unorganisierten Eindruck. Alle laufen wild durcheinander, und nirgendwo sind Anzeichen der dunklen Kreaturen. Selbst die Schädelträger fliegen in dieser Nacht nicht.«
»Bist du zu den Elfen durchgekommen?« fragte Risca schnell. »Hast du Bremen oder Tay gesehen?«
Der Grenzländer nahm einen großen Schluck aus der Bierhaut, die Mareth ihm reichte, und wischte sich über den Mund. »Nein. Das Tal ist blockiert. Ich hätte mich irgendwie durchschlagen können, aber ich entschied mich, es nicht zu riskieren. Ich beschloß, statt dessen zu euch zurückzukehren.«
Die beiden Männer sahen sich an, dann blickten sie auf die Ebene. »Es liegen viele Männer tot auf dem Schlachtfeld«, sagte der Grenzländer leise. »Zu viele, wenn auch nur ein Zehntel von ihnen Elfen sind.«
Risca nickte. »Ich werde Raybur benachrichtigen lassen, daß er die Armee bei Sonnenaufgang weiterführt. Er kann selbst wählen, von wo er angreifen will.« Sein aufrichtiges Gesicht verzog sich jetzt leicht spöttisch, und seine Augen glänzten. »In der Zwischenzeit bleibt uns nichts anderes, als auf ihn zu warten.«
Der Grenzländer und das Mädchen schauten sich an und schüttelten langsam die Köpfe.
»Ich werde nicht warten«, erklärte Kinson Ravenlock.
»Ich auch nicht«, sagte Mareth.
Der Zwerg nahm seine Streitaxt in die Hand. »Das habe ich auch nicht wirklich erwartet. Sieht so aus, als würde Raybur uns einholen müssen, nicht wahr? Also gehen wir.«
Kapitel 32
Es war drei Stunden nach Sonnenuntergang und nahe Mitternacht, als Jerle Shannara die Elfen in den letzten Kampf führte. Er nahm nur die vollkommen Gesunden mit und ließ die Verwundeten
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