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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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gezeichnet, und seine Kleidung hing in Fetzen an ihm herab. Er lag so still, dass man unmöglich sagen konnte, ob er noch lebte. Eigentlich war es die eigentümlich rollende Bewegung seines Körpers auf den sanften Wellen, die Hunter Predd zuerst ins Auge gestochen war.
    Obsidian hielt bereits in sanftem Flug auf den Schiffbrüchigen zu und brauchte die Führung seines Reiters durch Hände und Knie nicht, denn er wusste, was zu tun war. Da seine Augen schärfer waren als die des Elfen, hatte er den Mann vor Hunter im Wasser entdeckt und Kurs auf ihn genommen, um ihn zu retten. Das war ein wichtiger Teil seiner Arbeit, für die er ausgebildet worden war, jene zu finden und zu retten, deren Schiffe auf See verloren gegangen waren. Der Rock konnte einen Menschen auf tausend Meter von einem Stück Holz oder einem Fisch unterscheiden.
    Mit weit ausgestreckten Flügeln ging er langsam in die Kurve, sank hinunter und holte den Mann mit sicherem und vorsichtigem Griff aus dem Wasser. Die großen Krallen legten sich fest und dennoch sanft um die schlaffe Gestalt, und dann stieg der Rock wieder auf. Klar breitete sich der Spätfrühlingshimmel als blaue Kuppe vor ihnen aus, und die strahlende Sonne erwärmte die Luft und spiegelte sich silbern blitzend auf den Wellen. Hunter Predd lenkte sein Reittier zurück zu einem kleinen Atoll, das einige Meilen von Mesca Rho entfernt war und das nächstliegende Stück Land darstellte. Dort würde er sehen, was er tun konnte, wenn es nicht schon zu spät war.
    Sie erreichten das Atoll in weniger als einer halben Stunde, da Hunter Predd Obsidian niedrig hielt und gleichmäßig fliegen ließ. Schwarz wie Tinte und im besten Alter war dieser Rock der Dritte in seiner Zeit als Flugreiter und vermutlich der Beste. Obsidian war nicht nur groß und kräftig, sondern besaß auch hervorragende Instinkte und hatte gelernt vorauszuahnen, was der Flugreiter als Nächstes von ihm wollte. Inzwischen waren sie fünf Jahre zusammen, nicht lange für einen Reiter und sein Tier, dennoch handelten sie bereits, als seien ihre Körper und Seelen miteinander verbunden.
    Langsam flatternd ging Obsidian auf der Seeseite des Atolls nieder, legte seine Last auf einem sandigen Streifen Strand ab und landete auf den nahen Felsen. Hunter Predd sprang von ihm herunter und eilte zu der reglosen Gestalt. Der Mann reagierte nicht, als der Flugreiter ihn auf den Rücken drehte und nach Lebenszeichen forschte. Puls war vorhanden, das Herz schlug. Die Atmung ging schleppend und flach. Dann betrachtete Hunter Predd das Gesicht und stellte fest, dass die Augen und die Zunge herausgeschnitten worden waren.
    Es handelte sich um einen Elfen, erkannte der Flugreiter. Allerdings nicht um ein Mitglied des Wing Hove. Das war offensichtlich, da die Narben vom Harnisch an Unterarm und Händen fehlten. Hunter untersuchte den Körper sorgfältig auf gebrochene Knochen hin, entdeckte jedoch keine solchen Schäden. Die einzigen Verletzungen waren jene im Gesicht. Vor allem litt der Mann an Ernährungsmangel und Unterkühlung. Hunter benetzte die Lippen des Mannes mit frischem Wasser aus seinem Schlauch und ließ ein wenig in den Mund rinnen. Die Lippen bewegten sich schwach.
    Nun dachte Hunter über seine Möglichkeiten nach und entschied sich, den Mann in den Seehafen Bracken Clell zu bringen, die nächste Siedlung, in der er einen Elfenheiler finden würde, der ihm die notwendige Pflege angedeihen lassen konnte. Er hätte ihn auch nach Mesca Rho fliegen können, doch die Insel war lediglich ein Außenposten. Ein zweiter Flugreiter und er selbst waren die einzigen Bewohner. Einen Heiler gab es dort nicht. Wenn er dem Mann das Leben retten wollte, würde er es riskieren müssen, ihn zum Festland zu transportieren.
    Der Flugreiter wusch die Haut des Mannes mit frischem Wasser ab und trug eine Heilsalbe auf, die vor weiteren Schädigungen schützte. Hunter hatte keine zusätzliche Kleidung dabei; deshalb würde der Mann die Reise in den Lumpen an seinem Leib hinter sich bringen müssen. Erneut versuchte er, dem Mann Wasser einzuflößen, und diesmal bewegte sich der Mund gierig. Der Mann stöhnte leise. Er strengte sich an, die entstellten Augen zu öffnen und lallte etwas Unverständliches.
    Weil es das Naheliegendste war und weil es der Flugreiter in seiner Ausbildung so gelernt hatte, durchsuchte er den Mann und nahm ihm die zwei einzigen Gegenstände ab, die er fand. Beide überraschten und verblüfften ihn. Er betrachtete sie genau,

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