Shannara VII
wären selbst die Worte zu schmerzvoll, als würde selbst die Erwähnung der dunklen Magie ihren Seelen Narben zufügen.
Das war das letzte Mal, daß ihn jemand gesehen hatte.
Der Junge Allanon verschwand ebenfalls.
Langsam kehrte die Welt zu dem zurück, was sie vorher gewesen war, und die Erinnerungen an den Dämonenlord begannen zu verblassen.
Drei Jahre vergingen. An einem warmen und vom Sonnenlicht erhellten Nachmittag im Spätsommer kletterten ein alter Mann und ein Junge die Gebirgsausläufer der Drachenzähne zum Tal von Shale empor. Bremen war jetzt runzlig und vom Alter gebeugt, und sein Haar und sein Bart waren inzwischen vollkommen weiß. Er war nicht mehr gut zu Fuß und seine Sehfähigkeit ließ nach. Allanon war fünfzehn, größer und viel stärker jetzt, seine Schultern waren breit, seine Arme und Beine kräftig. Er war beinahe ein Mann, und sein Gesicht zeigte bereits die dunklen Schatten eines Bartes, seine Stimme wurde tief und rauh. Inzwischen war er Bremen im Gebrauch der Druidenmagie ebenbürtig. Aber es war der alte Mann, der voranging, und der Junge, der ihm auf ihrer letzten gemeinsamen Reise folgte.
Drei Jahre lang hatte Allanon bei Bremen gelernt. Der alte Mann hatte akzeptiert, daß der Junge sein Nachfolger werden würde, der letzte der Druiden. Tay und Risca waren tot, und Mareth hatte einen anderen Weg gewählt. Allanon war jung, aber er war begierig zu lernen, und es war von Anfang an klar, daß er die notwendige Entschlossenheit und Stärke besaß, um das zu werden, was er werden mußte. Bremen arbeitete drei Jahre lang jeden Tag mit ihm, brachte ihm alles bei, was er über die Magie der Druiden und die Geheimnisse ihrer Macht wußte; er gab ihm die Möglichkeit zu experimentieren und zu entdecken. Allanon war voll stürmischen Eifers, beinahe übermäßig zielstrebig, immer auf Erfolg aus. Er war klug und intuitiv, und sein Vorwissen nahm im Lauf seiner weiteren Entwicklung nicht ab. Häufig sah Allanon, was dem alten Mann verborgen war; sein scharfer Verstand fing Möglichkeiten auf, die selbst der alte Druide nicht erkannt hatte. Er blieb mit Bremen auf Paranor, wo die beiden sich vor der Welt verschlossen, die Historie der Druiden studierten und die Lektionen lernten, die die Bücher der Vorfahren lehrten. Bremen benutzte seine Magie, um ihre Anwesenheit in der leeren Festung vor anderen zu verbergen. Niemand kam und störte sie.
Oft dachte Bremen an den Dämonenlord und die Ereignisse, die zu seiner Verbannung geführt hatten. Er sprach mit dem Jungen darüber, erzählte ihm alles, was geschehen war - von der Vernichtung der Druiden, von der Suche nach dem Schwarzen Elfenstein, vom Schmieden des Schwertes von Shannara und vom Kampf im Tal von Rhenn. Er teilte Allanon die Einzelheiten erst mündlich mit, dann schrieb er sie für die Historie der Druiden nieder. Insgeheim sorgte er sich um die Zukunft. Seine eigene Kraft ließ nach. Sein Leben neigte sich dem Ende zu. Er würde die Vollendung seines Werks nicht mehr erleben. Das würde Allanon überlassen bleiben und jenen, die ihm nachfolgten. Aber wie unzureichend das schien! Es genügte ihm einfach nicht, hoffen zu können, daß der Junge und seine Nachfolger sein Werk fortführen würden. Er selbst war es, der die Verantwortung und die erforderlichen Fähigkeiten hatte, um auszuführen, was notwendig war.
Also hatte er vier Tage zuvor den Jungen zu sich gerufen und erklärt, daß seine Studien jetzt abgeschlossen seien. Sie würden Paranor verlassen, um zum Hadeshorn zu gehen und den Geistern einen letzten Besuch abzustatten. Sie packten Vorräte ein und verließen die Festung bei Sonnenaufgang. Vorher rief der alte Mann die Magie herbei, damit sie die Mauern von Paranor schützte und die alte Festung verbarg. Aus den Tiefen des Druidenbrunnens wirbelte ein grünliches Licht nach oben. Als der Junge und der alte Mann in Sicherheit waren, begann Paranor wie das Trugbild einer Luftspiegelung zu schimmern, schmolz langsam im Sonnenlicht und verschwand in der Luft. Es würde von da an in regelmäßigen Abständen auftauchen und wieder verschwinden, manchmal bei hellem Mondschein, manchmal in schwärzester Nacht, aber es würde niemals bleiben. Der Junge sagte nichts, als sie sich abwandten und zwischen den Bäumen verschwanden, aber der alte Mann konnte an seinem Blick erkennen, daß er verstand, was geschah.
So erreichten sie bei Sonnenuntergang den Eingang zum Tal von Shale und schlugen im Schatten der Drachenzähne
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