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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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den Schlüssel in die Hand bekommen, der ihn in die Lage versetzte, das zu vollenden, was ihm so lange verwehrt geblieben war.
    Die Gärten des Lebens erstreckten sich vor ihm und leuchteten frühlingshaft im Sonnenlicht. Mitglieder der Schwarzen Wache standen an den Eingängen, starr und distanziert, und sie schenkten ihm keinen Blick, während er an ihnen vorbeiging. In den Gärten wuchs der Ellcrys, der heiligste Talisman der Elfen, der Baum, der den Bann der Verfemung aufrechterhielt, jene Mauer, die in alten Zeiten errichtet worden war, um die Dämonen und Ungeheuer auszusperren, welche einst gedroht hatten, die Welt zu überrennen. Er ging zu der Stelle, wo der Baum auf einer kleinen Erhebung, ein wenig von den anderen Pflanzen abgetrennt, wurzelte, die wunderschönen silbernen Äste und scharlachroten Blätter in die Höhe streckte und sich in Gelassenheit und Legende hüllte. Einst war die Pflanze ein Mensch gewesen. Wenn sich ihr Lebenszyklus dem Ende näherte und sie verblich, würde ihr Nachfolger unter den Erwählten, die sie hegten und pflegten, ausgesucht werden. Diese Verwandlung war eigentümlich und wundersam, und sie erforderte eine Opferbereitschaft, die auch er bereits kennen gelernt hatte.
    Neben ihm sagte jemand: »Ich habe mich stets gefragt, ob sie mich betrachtet, ob ich durch den Vorzug, die Verantwortung für ihr ganzes Volk tragen zu dürfen, ihre ständige Wachsamkeit verdiene. Und stets frage ich mich, ob ich ihre Erwartungen erfülle.«
    Walker drehte sich um und entdeckte Allardon Elessedil neben sich. Seit fünfundzwanzig Jahren hatte er ihn nicht mehr gesehen, trotzdem erkannte er ihn sofort. Er war älter und grauer und von Sorgen ermattet, und die Robe, die er trug, war hell und unscheinbar. Doch noch immer legte er das alte königliche Gebaren an den Tag und strahlte diese steinartige Gegenwärtigkeit aus. Allardon Elessedil konnte man nicht zu den großen Elfenkönigen zählen; diese Ehre hatte ihm die Geschichte versagt, welche ihm keinen Grund und keine Notwendigkeit gegeben hatte, einer zu werden, und außerdem war er von Natur aus weder ruhelos noch neugierig. Er gehörte zu jener Sorte König, die Fürsorge ausübte und es als ihre vorrangige Pflicht betrachtete, die Dinge so zu erhalten, wie sie waren. Risiken einzugehen überließen solche Könige anderen Männern und anderen Rassen, und die Elfen seiner Zeit standen nicht gerade an vorderster Front, was die Evolution der Zivilisation in den Vier Ländern betraf.
    Der Elfenkönig bot weder die Hand zum Gruß an, noch sprach er Worte des Willkommens. Es musste abgewartet werden, wie ihr Treffen endete, dachte Walker.
    Er sah wieder zum Ellcrys. »Wir dürfen nicht hoffen zu erfahren, was sie sich von uns erwünscht, Elfenkönig. Allein der Versuch wäre anmaßend.«
    Wenn dies den anderen beleidigte, zeigte er es nicht. »Hast du wohl geruht?«, fragte er.
    »Ja. Ich habe ungestört geschlafen. Aber beim ersten Tageslicht spürte ich den Drang, hierher zu kommen. Ist das ein Problem?«
    Allardon Elessedil tat die Frage mit einer Handbewegung ab. »Wohl kaum. Du bist frei, dorthin zu gehen, wo du möchtest.«
    Ja, nur tun, was ich möchte, darf ich nicht, dachte Walker. Wie verbittert er gewesen war, als er vor all diesen Jahren von hier aufgebrochen war. Wie verzweifelt. Aber die verstrichene Zeit hatte die Kanten der einst so scharfen Gefühle geglättet, und jetzt gehörten sie überwiegend der Erinnerung an. Ein neues Zeitalter war angebrochen, und der Elfenkönig wurde langsam alt und brauchte ihn nun. Walker konnte das erreichen, was ihm so lange abgeschlagen worden war, wenn er nur sorgsam vorging. Dieses eigentümlich erhebende Gefühl durfte er sich keinesfalls in Stimme und Augen anmerken lassen.
    »Geht es deiner Familie gut?«, fragte er, um ein wenig Herzlichkeit zu zeigen.
    Der andere zuckte mit den Schultern. »Die Kinder wachsen und gehen ihre eigenen Wege. Sie hören immer weniger auf mich. Zwar bringen sie mir Respekt entgegen, doch fehlt ihnen der Gehorsam. Ich bin für sie eher der Vater und weniger der König, und sie nehmen sich die Freiheit heraus, mich zu ignorieren.«
    »Was möchtest du denn, das sie tun sollen?«
    »Oh, was Väter sich eben gewöhnlich von ihren Kindern wünschen.« Der Elfenkönig kicherte. »Näher an ihrem Zuhause zu bleiben, weniger Risiken einzugehen, sich mit der bekannten Welt zufrieden zu geben. Kylen kämpft mit den Freien in einer Auseinandersetzung, die ich nicht

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