Shannara VII
waren Sirenen und anderen Gefahren ausgewichen, hielten sich weiter auf der Straße, bis diese nach Süden abbog, und blieben danach im offenen Gelände der Tiefebene, das nach und nach in Wald und Hügel überging. Schließlich sahen sie das glitzernde Band des Flusses vor sich. Am Ufer schlugen sie im Schutz von Pappeln und Buchen das Lager auf. Der Boden war trocken genug, um das Schlafzeug auszurollen, und sie zündeten ein Feuer an. Anschließend tränkten und fütterten sie die Pferde und rieben sie ab. Dann bereiteten sie das Essen für sich selbst zu, setzten sich in Richtung Fluss und nippten an einem Bier, während sie sich unterhielten.
»Wenn wir bloß mehr über Truls Rohk wüssten«, sagte Bek, nachdem das Gespräch eine Zeit lang geruht hatte. »Aus welchem Grund, glaubst du, hat Walker uns so wenig über ihn erzählt?«
Quentin betrachtete nachdenklich den Sternenhimmel. »Also, er hat uns aufgetragen, ihn zu suchen. Wir bräuchten nur nach ihm fragen, und er würde da sein. Erscheint mir genug.«
»Für dich mag es genug sein, mir reicht es nicht. Wir wissen überhaupt nicht, weshalb wir ihn suchen sollen. Wieso ist er so wichtig?« Bek wollte sich nicht beschwichtigen lassen. »Wenn wir ihn überreden müssen, mit uns nach Arborlon zu kommen, sollten wir dann nicht besser wissen, weshalb er gebraucht wird? Und wenn er sich weigert? Was sollen wir dann tun?«
Quentin grinste fröhlich. »Die Pferde satteln und weiterreiten. Wenn er nicht mitkommt, ist das nicht unser Problem.« Er verzog das Gesicht. »Sieh doch ein, Bek, du machst dir schon wieder Sorgen, obwohl gar kein Grund dazu besteht.«
»Das hältst du mir nur allzu gern vor, oder? Nun gut, ich werde dir auch etwas verraten. Ich traue diesem Walker nicht über den Weg.«
In der Dunkelheit starrten sie sich schweigend an, das Feuer brannte langsam nieder, und die Geräusche der Nacht traten in den Vordergrund. »Was meinst du damit?«, fragte Quentin schließlich. »Meinst du, er belügt uns?«
»Nein.« Bek schüttelte heftig den Kopf. »Wenn ich das dächte, wäre ich nicht hier. Nein, so einer ist er nicht. Aber ich glaube, er weiß etwas, das er uns nicht verrät. Vielleicht sogar eine ganze Menge. Denk doch mal drüber nach, Quentin. Woher wusste er über dich und das Schwert von Leah Bescheid? Er wusste, dass du es hast, ehe er noch mit uns gesprochen hat. Wie hat er uns gefunden? Hat er dich all die Jahre im Auge behalten und nur auf die Gelegenheit gewartet, dich zu einer Suche zu rufen? Auf welche Weise gelang es ihm, deinen Vater zu überreden, uns ziehen zu lassen, obwohl der früher nicht einmal daran gedacht hat, dir zu erlauben, bei den Freien zu kämpfen?«
Abrupt hielt er inne. Gern hätte er Quentin mitgeteilt, was Coran ihm über seine Eltern erzählt hatte. Er wollte Quentin fragen, weshalb sein Vater wohl nichts gesagt hatte, ehe der Druide aufgetaucht war. Außerdem wollte er fragen, ob Quentin eine Ahnung habe, wieso der Druide Bek überhaupt zu den Leahs gebracht hatte, eine Aufgabe, die ein Druide für gewöhnlich nicht übernehmen würde.
Aber im Augenblick war er noch nicht so weit, darüber zu reden; noch grübelte er und versuchte seine eigenen Gefühle zu erkennen, ehe er mit jemand anderem über diese Sache sprach.
»Ich denke, du hast Recht«, sagte Quentin plötzlich und überraschte ihn damit. »Der Druide verbirgt Geheimnisse vor uns, und Ziel und Grund unserer Reise sind dabei noch die kleinsten. Trotzdem, ich habe dir oft genug bei deinen Erzählungen über Druiden und ihre Geschichte zugehört und weiß daher, dass dieses Verhalten für sie normal ist. Sie wissen Dinge, die uns verborgen bleiben, und sie behalten das meiste einfach für sich. Warum sollte dich das beunruhigen? Warum lässt du den Dingen nicht einfach ihren Lauf, anstatt dir so viele Sorgen zu machen? Schau dir mich an: Ich soll ein Schwert tragen, das magischer Natur ist. Dieser Waffe soll ich blind vertrauen, obwohl sie mir niemals einen Hinweis darauf gegeben hat, dass sie mehr ist, als sie scheint.«
»Das ist doch etwas ganz anderes«, betonte Bek.
»Nein, überhaupt nicht.« Quentin lachte, lehnte sich zurück, stützte sich auf die Ellbogen und streckte die langen Beine aus. »Es ist genau das Gleiche. Du kannst dir in deinem Leben über alles, was du nicht weißt, Sorgen machen, oder du kannst deine Grenzen akzeptieren und das Beste daraus machen. Geheimnisse tun doch nicht weh, Bek.«
Bek sah ihn ungläubig an. »Das
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