Shannara VII
jedoch eine neue Magie, die während all dieser Jahre nicht entdeckt worden war. Magie existierte nicht in einem Vakuum. Sie tauchte nicht einfach plötzlich aus dem Nichts auf. Jemand hatte sie beschworen, sie perfektioniert und freigesetzt.
»Und deshalb nimmt Walker Leute wie dich mit, Hochländer, mit deinem magischen Schwert, und Truls Rohk«, betonte Panax. »Magie als Gegenmagie, die von ihren Besitzern erfolgreich angewendet werden kann.«
Das erklärte zwar auch nicht unbedingt, warum Bek oder Panax mitkommen sollten, allerdings war Panax immerhin ein erfahrener Jäger und Fährtenleser. Bek hingegen hatte noch überhaupt keine Ausbildung erhalten. Hin und wieder strich er über die glatte, harte Oberfläche des Phönixsteins und erinnerte sich an die Begegnung mit dem König vom Silberfluss. Dann und wann fiel ihm auch wieder ein, dass er nicht der Sohn seines Vaters war. Jedes Mal stellten diese Gedanken natürlich alles in Frage, was er bisher gekannt und für sicher erachtet hatte. Dann spürte er wieder Truls Rohks Blick in dieser Ostlandnacht auf sich ruhen.
Elfenjäger stießen am anderen Ende des Tals auf sie und geleiteten sie durch den Wald nach Arborlon. Eine Eskorte war ungewöhnlich für Besucher, doch von dem Augenblick an, da sie ihre Namen genannt hatten, war es für die Wache klar, dass sie erwartet wurden. Die Straße war breit und der Ritt durch den Nachmittag angenehm. Sie erreichten die Stadt noch bei Tageslicht. Arborlon war weitaus größer und belebter als Leah, mit Läden und Wohnhäusern, so weit das Auge reichte, auf den Straßen herrschte dichter Verkehr, und überall konnte man Angehörigen jeglicher Rassen begegnen. Arborlon stellte einen Kreuzpunkt des Handels dar, wo mit nahezu allen Arten von Waren Geschäfte gemacht wurden. Karawanen brachten die Güter hierher oder beförderten sie in abgelegene Gebiete - nach Sarandanon im Westen, in den Wildewald im Süden und ins Land der Trolle nördlich von hier.
Quentin blickte sich um und grinste breit. »Dafür haben wir den langen Weg zurückgelegt, Bek. Ist es nicht großartig und wunderbar - genau, wie du es dir vorgestellt hast?«
Bek behielt seine Gedanken für sich, denn er getraute sich nicht, sie auszusprechen. Am meisten wunderte er sich darüber, wie ein Volk, das gerade seinen König durch ein Attentat verloren hatte, so wenig Trauer zeigen konnte - obwohl er sich auch nicht recht vorstellen konnte, in welcher Weise es sich sonst benehmen sollte. Das Leben ging weiter, gleichgültig, welche großen Ereignisse ihren Lauf nahmen.
Sie durchquerten die eigentliche Stadt und ritten durch eine Reihe von Parks und Gärten, bis sie den Palast der Elessedils erreichten. Inzwischen war es spät geworden, das letzte Licht schwand rasch, und die Fackeln in Straßen und Gebäudeeingängen wurden angezündet. Die Menschenmengen, die sie zuvor passiert hatten, blieben zurück. Männer der Leibgarde, die Beschützer des Königs und das Herz der Elfenarmee, tauchten stoisch, still und mit scharfen Augen aus den Schatten auf. Sie nahmen den Reisenden die Pferde ab, und der Zwerg und die beiden Vettern wurden einen Weg hinuntergeführt, der von weißen Eichen und hohen Gräsern gesäumt war und zu einem offenen Pavillon führte, welcher auf der Rückseite der Palastgebäude lag und von dem aus man einen wundervollen Blick über die Steilhänge im Osten hatte. Im Pavillon standen Bänke, auf Tischen warteten Krüge mit Bier und kaltem Wasser.
Die Leibgarde, die sie von der Straße bis hierher eskortiert hatte, deutete auf die Bänke und Erfrischungen und entfernte sich.
Da außer ihnen im Pavillon und in der Umgebung niemand zu sehen war, blieben sie stehen und warteten. Nach einigen Minuten setzte sich Panax wortlos auf eine der Bänke, zog sein Messer sowie ein Stück Holz hervor und begann zu schnitzen. Quentin schaute Bek an, zuckte mit den Schultern, ging hinüber zu den Getränken und schenkte sich einen Becher Bier ein.
Bek blieb, wo er war, und blickte sich aufmerksam um. Er dachte daran, dass die Ilse-Hexe nicht weit von hier entfernt den Tod eines Elfenkönigs herbeigeführt hatte. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl, wenn er sich überlegte, dass es so einfach war, in der Hauptstadt der Elfen jemanden umzubringen, und inzwischen stellten sie alle begehrte Ziele dar.
»Was machst du?«, fragte Quentin und schlenderte mit dem Bier in der Hand zu ihm hinüber. Inzwischen trug er das Schwert von Leah auf dem Rücken, als habe
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