Shannara VII
Deshalb sind sie vor ihm weggelaufen. Er ähnelt einer Naturkraft, deren Weg man lieber nicht kreuzt; er kann sich in alles verwandeln, was er braucht, um dich zu töten. Zudem ist er groß und stark, flink und schnell; das Gestaltwandeln ist nur eine zusätzliche Stärke. Er ist wild, und er folgt seinem Instinkt; er weiß, was er in Situationen tun muss, in denen du und ich nur noch wegrennen würden. Außerdem sind die Berge sein Zuhause. Ein Zuhause, wo andere Menschen niemals existieren könnten. Darum möchte der Druide ihn mitnehmen. Truls Rohk wird Hindernisse überwinden, an die sich sonst niemand heranwagen würde. Er wird Probleme lösen, bei denen sich andere nur am Kopf kratzen.«
»Wie hat Walker ihn kennen gelernt?«, erkundigte sich Quentin.
»Er hat von ihm gehört, glaube ich, meist Gerüchte; dann hat er ihn aufgespürt. Er ist der einzige Mann, den ich kenne, der dazu in der Lage ist.« Panax lächelte. »Ich bin nicht einmal sicher, ob er Truls wirklich gefunden hat oder ob er ihm einfach nur nahe genug kam, um dessen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Möglicherweise gibt es überhaupt niemanden, der Truls Rohk finden könnte. Aber Walker hat ihn irgendwie aufgetrieben und ihn überredet, mit ihm eine Reise zu unternehmen. Ich bin nicht sicher, wohin es das erste Mal ging, aber sie haben eine Art Bund geschlossen. Danach begleitete Truls den Druiden stets williger.«
Er schüttelte den Kopf. »Trotzdem, man weiß nie. Er mag mich und vertraut mir, so wie er jeden mag und jedem vertraut, aber dennoch lässt er mich nicht näher an sich heran.«
»Er ist ängstlich«, bot Bek leise als Erklärung an. »Das sieht man daran, wie er sich versteckt und einem Geist gleich aus dem Nichts auftaucht oder wie er die Gestalt wandelt. Aber wenn er einem in die Augen blickt, hat man das Gefühl, er würde durch dich hindurchsehen und Dinge erkennen, die dir selbst verborgen bleiben.«
»Was mich und das Schwert betraf, hatte er Recht«, stimmte Quentin zu. »Ich wusste nicht, was ich tat. Dabei versuchte ich lediglich, die Magie unter Kontrolle zu bekommen und diese Wölfe auf Abstand zu halten. Wäre er nicht erschienen, hätten sie uns vermutlich erwischt.«
Truls Rohk hatte auch bei Bek etwas entdeckt, Bek wollte jedoch darüber lieber nicht sprechen. Es ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er solle besser niemandem sein Vertrauen schenken, hatte der Gestaltwandler ihn gewarnt, nicht, bis er gelernt habe, die Dinge klarer zu sehen als bisher. Diese Ermahnung enthüllte, dass Truls Rohk Einsichten in ihn hatte, die ihm selbst noch fehlten. Den ganzen Weg über hatte er sich an den Blick des Gestaltwandlers erinnert, der durch ihn hindurchging und das wahrnahm, was nicht zu sehen war. Das war eine alte Druideneigenschaft, so viel wusste Bek. Allanon war berühmt dafür gewesen, wie er sein Gegenüber mit den Augen durchdringen konnte. Und Walker besaß diese Fähigkeit ebenfalls. Truls Rohk war kein Druide, aber wenn er einen anblickte, fühlte es sich an, als würde man bei lebendigem Leib enthäutet.
Nach der ersten Nacht unterhielten sie sich nicht mehr häufig über den Gestaltwandler, da Panax offensichtlich seine gesamten Kenntnisse zum Besten gegeben hatte, während Quentin und Bek ihre Ansichten lieber für sich behielten. Die Gespräche drehten sich um andere Themen, insbesondere um die vor ihnen liegende Reise, auf die der Zwerg zwar mitkommen würde, über die er jedoch nur wenig wusste. Walker hatte ihn gedrängt, sich zu ihnen zu gesellen, wenn Truls Rohk sich ebenfalls einverstanden erklärte. Und so erzählten Bek und Quentin Panax alles, was sie selbst erfahren hatten, und die drei verbrachten viel Zeit damit, darüber zu spekulieren, wohin es gehen könnte und wonach sie suchten.
Der Zwerg äußerte offen seine Einschätzung. »Es gibt keinen Schatz, der groß genug wäre, damit sich ein Druide dafür interessiert. Ein Druide kümmert sich nur um Magie. Walker sucht nach einem Talisman oder einem Zauber oder so etwas. Er forscht nach einem mächtigen Gegenstand, der Tod bedeuten würde, wenn er der Ilse-Hexe oder jemandem von ihrer Sorte in die Hände fallen würde.«
Diese Meinung war bezwingend und glaubwürdig, bloß konnte sich niemand etwas so Gefährliches vorstellen. Magie gab es in der Welt, seit die neuen Rassen aus den Großen Kriegen hervorgegangen waren. Manche war mächtig, und insgesamt war sie von den Druiden entweder gezähmt oder verbannt worden. Vielleicht gab es
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