Shannara VII
entschieden, seinen Vorschlag anzunehmen, und verbarg sorgsam ihre wirklichen Gefühle. »Du hast natürlich Recht«, stimmte sie zu. »Welche besseren Kämpfer könnten wir finden? Wer würde es schon wagen, einen Mwellret herauszufordern?«
Nur ich, dachte sie düster. Doch wenn du das bemerkst, Morgawr, wird es bereits zu spät für dich sein.
Kapitel 51
Vier Tage, nachdem sie das Wolfsktaaggebirge verlassen hatten, trafen Bek Rowe, sein Cousin Quentin Leah und der Zwerg Panax im Tal von Rhenn ein.
Bek hatte sein ganzes Leben lang Geschichten über das Tal gehört, und während das Trio nun langsam hinunter in den breiten, grasbewachsenen Korridor ritt, erinnerte er sich von neuem daran. Hier hatten vor mehr als tausend Jahren die Elfen und ihr König Jerle Shannara drei Tage lang erbittert gegen die Horden des Dämonenlords gekämpft, bis am Ende der abtrünnige Druide besiegt wurde. Hier waren vor fünfhundert Jahren die Freikämpfer dem Elfenvolk zu Hilfe geeilt, als sie von den Dämonenhorden belagert wurden, die vom Bann befreit waren. Und hier hatte vor weniger als hundertfünfzig Jahren die Elfenkönigin Wren Elessedil die verbündeten Geächteten zur Verteidigung gegen die Föderationsarmeen unter Felsen-Dall geführt, die Besetzung der Föderation beendet und den Kult der Schattenwesen zerschlagen.
Bek blickte zu den steilen Hängen und scharfen Berggraten hinüber. So viele wichtige Schlachten und Auseinandersetzungen waren innerhalb der wenigen Meilen dieses Tores zur Heimat der Elfen ausgetragen worden. Doch jetzt, wo er das Tal betrachtete, lag es still und in Sonnenschein getaucht da, und nichts deutete darauf hin, dass sich hier je ein Ereignis von Bedeutung zugetragen hatte.
Einmal hatte Bek gehört, wie ein Mann zu Coran Leah sagte, dieser Boden sei heilig, weil hier viele ihr Blut vergossen und ihr Leben gegeben hatten, um die Freiheit in den Vier Ländern zu retten. Das sei ein schöner und edler Gedanke, hatte Coran Leah erwidert, doch würde es noch mehr bedeuten, wenn das Opfer dieser unzähligen Toten den Überlebenden etwas Dauerhafteres bescherte.
Der Junge dachte darüber nach, während er nun durch die Stille der Mittagszeit ritt. Am westlichen Ende verjüngte sich das Tal zu einer schmalen Schlucht, einer natürlichen Festung aus Steilwänden und kurvigen Pässen, durch die sich der gesamte Verkehr in die Wälder des Westlandes und in Richtung Arborlon wälzen musste. Jedes Mal, wenn die Heimat der Elfen angegriffen wurde, hatte diese Stelle als vorderste Verteidigungslinie gedient. Bek war noch nie hier gewesen, dennoch kannte er die Geschichte. Er erinnerte sich an die Worte von Coran Leah und stellte überrascht fest, welcher Unterschied bestand, wenn man wirklich an einem Ort gewesen war und ihn sich nicht nur im Kopf ausmalte. All die gewaltigen Ereignisse verblassten in der unendlichen Stille, dem weiten Raum, dem Duft der Wildblumen, dem sachten kühlen Wind und der warmen Sonne - sie wurden verhüllt, als hätten sie niemals stattgefunden. Hier war die Vergangenheit nur mehr eine Vorstellung. Er konnte ihr kaum ein Gesicht verleihen, sich kaum vor Augen führen, wie es gewesen sein musste. Und so fragte er sich, ob die Elfen es je ebenso betrachtet hatten wie er, ob dieser Ort für sie ebenfalls eine Mahnung war, wie vergänglich Siege in Schlachten oftmals sein konnten.
Würde die Reise, die sie jetzt unternahmen, nach ihrem Ende genauso erscheinen? Konnten sie etwas erreichen, das Bestand haben würde?
Die Reise nach Westen war ohne Zwischenfälle vonstatten gegangen. Während der vier Tage hatte sich nichts ereignet. Die beiden Vettern aus dem Hochland und der Zwerg hatten nach ihrer Begegnung mit Truls Rohk das Wolfsktaaggebirge verlassen, den Rest der Nacht und den frühen Morgen in Panax’ Hütte geschlafen, anschließend ihre Ausrüstung gepackt, die Pferde geholt, und dann waren sie gegen Mittag nach Arborlon aufgebrochen. Sie reisten mit leichtem Gepäck und besorgten sich unterwegs Vorräte. In den Grenzländern gab es unzählige kleine Ortschaften, in denen sie ohne Schwierigkeiten erwerben konnten, was sie brauchten. So verlief der Ritt nach Westen rasch und ohne Verzögerungen. Sie überquerten die Rabbebene oberhalb des Silberflusses, folgten dem Nordufer des Regenbogensees bis zum Runnegebirge, umgingen Varfleet und Tyrsis durch das Callahornhügelland, erreichten das Flachland oberhalb des Tirfing, dann wandten sie sich entlang des Mermidon nach Norden
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