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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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der diese ganze Expedition hing, dramatisch zum Vorschein - nur Walker begriff, wonach sie eigentlich wirklich suchten. Gewiss, es wussten noch einige andere über die Schlüssel und die Inseln und das endgültige Ziel Bescheid. Und die Seherin hatte zudem Visionen und konnte einiges an Wissen beisteuern. Vielleicht kannten die anderen auch noch ein oder zwei Dinge, die für den Erfolg der Reise von Belang waren.
    Trotzdem blieb Walker der Leim, der sie alle zusammenkittete, der Einzige, der eine Gesamtvorstellung von dieser Expedition hatte. Und er hatte Hunter Predd gesagt, er sei auf die Flugreiter mit ihrer Erfahrung angewiesen, wenn er Erfolg haben wollte. Im Vertrauen hatte der Druide ihn gebeten, stets die Augen offen zu halten. Doch die meiste Zeit fühlte sich Hunter, als stochere er im Dunkeln. Nie war er ganz sicher, worauf es ankam. Es war schon schwierig genug, unter diesen Umständen zu arbeiten, wenn Walker gesund und munter war. Da der Druide jetzt jedoch bewusstlos war, wie sollten da die anderen weitermachen, obwohl sie nur so wenig wussten?
    Diese Situation, zu dem Schluss gelangte er, durfte so nicht weitergehen. Vorräte suchen und kundschaften in unbekanntem Gelände, viele Meilen vom Festland entfernt, war bereits gefährlich genug. Ohne klare Vorstellung vom Ziel konnte man es nicht länger hinnehmen. Bestimmt dachten die Passagiere an Bord genauso. Was war mit Bek Rowe und Quentin Leah? Die hatte der Druide ebenfalls ins Vertrauen gezogen. Seit dem Aufbruch hatte er kaum noch mit ihnen gesprochen, aber gewiss hegten sie dieselben Bedenken.
    Trotzdem wollte Hunter Predd die Sache nicht übermäßig vorantreiben. Er war ein ausgebildeter Reiter vom Wing Hove, und er begriff sehr wohl die Wichtigkeit, Befehlen zu gehorchen, ohne sie infrage zu stellen. Anführer teilten ihr Wissen nicht immer mit denen, die sie führten. Bestimmt nicht mit Gill und Po. Die sollten gefälligst die Aufgaben erledigen, die man ihnen übertrug, und tun, was ihnen gesagt wurde.
    Er schüttelte den Kopf. Ohne Ordnung lief man Gefahr, Anarchie walten zu lassen. Zu viel Ordnung dagegen mündete leicht in einer Revolte.
    Während er noch darüber nachsann und versuchte, zu einer Entscheidung zu kommen, sichtete er die Insel.
    Weit im Osten und Norden hingen Sturmwolken, und im ersten Augenblick hielt er die Insel für eine davon. Doch beim Näherkommen sah er, dass das, was ihm wie dunkle Wolken erschienen war, in Wirklichkeit zerklüftete Klippen der Sorte waren, die sie auch auf Shatterstone vorgefunden hatten, zerfurchte, windumtoste Steilwände. Dicht und üppig wuchs Dschungel im Inneren der Insel. Der Flugreiter blinzelte in die silbernen Wasserfälle und das grelle Grün, welches das Sonnenlicht reflektierte. Dort gab es auf jeden Fall frisches Wasser.
    Dann bemerkte er etwas Eigentümliches. Hunderte dunkler Punkte saßen auf den Klippen wie tiefe Pockennarben.
    »Was ist das?«, murmelte Hunter Predd vor sich hin.
    Er winkte Gill und Po Keiles zu, links und rechts neben ihm zu fliegen. Im Gleitflug näherten sie sich der Insel und ihren Klippen und mussten wegen der Helligkeit, die jetzt am Nachmittag herrschte, die Augen zusammenkneifen.
    Hunter Predd blinzelte. Hatte sich einer der Punkte bewegt? Er blickte hinüber zu Po. Der junge Flugreiter nickte, er hatte es ebenfalls gesehen. Hunter Predd bedeutete ihm, hinter ihm zu bleiben.
    Gerade wollte er Gill zuwinken, dessen Aufmerksamkeit auf eine Herde Wale gerichtet war, als sich mehrere der dunklen Punkte von den Klippen erhoben.
    Unter ihm zuckte Obsidian zusammen und schrie alarmiert auf. An den schwarzen Punkten entfalteten sich Flügel und verliehen den Flecken Größe und Gestalt. Hunter Predd lief es kalt den Rücken hinunter. Der Rock hatte die Gefahr zuerst erkannt. Würger! Kriegswürger! Die wildesten und bedrohlichsten Angehörigen dieser Art. Die Insel war ihr Nistplatz, und Rocks und Reiter waren unwissend über sie gestolpert. Die Kriegswürger würden ihnen das Betreten ihres heimatlichen Bodens, gleich aus welchem Grund, nicht durchgehen lassen. Rocks waren ihre natürlichen Feinde, und die Würger würden angreifen.
    Hunter Predd ließ Obsidian eilig wenden und achtete darauf, dass ihm Po Keiles und Niciannon folgten. Doch zu seinem Erstaunen flog Gill weiter. Entweder hatte er die Würger nicht bemerkt, oder er hatte sie noch nicht erkannt. Aus dieser Entfernung war es sinnlos, nach ihm zu rufen, daher benutzte er die Signalpfeife.

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