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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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gemeinsam auf einer Holzbank am Bett des Druiden saßen, fragte Bek sie, ob sie an Walkers Gesundung glaube.
    »Sein Wille ist sehr stark«, erwiderte sie leise. »Doch vor allem braucht er mich.«
    Er hatte keine Ahnung, wovon sie redete, und wusste nicht, wie er sie danach fragen sollte. Daher schwieg er, bis schließlich Joad Rish zurückkehrte und die Angelegenheit damit erledigt war. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass die junge Frau ihm hatte mitteilen wollen, auf welch unentwirrbare Weise Walkers Leben mit ihrem verwoben war.
    Damit hatte er Recht, wie er zwei Nächte später herausfand. Joad Rish hatte früher an diesem Tag verkündet, er habe alles in seiner Macht Stehende getan, und die weitere Heilung hinge nun von dem Druiden selbst ab. Er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, doch bemerkte er keine Veränderung im Zustand des Kranken und war deswegen offensichtlich besorgt. Bek wusste, dass der Druide in seinem Kampf mit dem Gift einen kritischen Punkt erreicht hatte. Er schlief nicht mehr ruhig, sondern wälzte sich bewusstlos herum, befand sich im Delirium und schwitzte. Seine enorme Willensstärke schien an eine Grenze gestoßen zu sein, und das Gift wütete erbarmungslos. Bek hatte das unbehagliche Gefühl, Walker verliere an Boden.
    Ryer Ord Star dachte offensichtlich das Gleiche. Kurz vor Mitternacht erhob sie sich plötzlich und forderte Joad Rish auf, er solle von Walker zurücktreten und ihr die Möglichkeit geben, ihm zu helfen. Der Heiler zögerte, entschied dann jedoch, aus welchem Grund auch immer, ihr zu gehorchen. Vielleicht kannte er ihren Ruf als Empath und hoffte, sie könne seinem Patienten ein wenig von seinem Leiden abnehmen. Oder er ahnte, dass er nichts mehr tun konnte, und wollte deshalb jemand anderem die Chance einräumen, einen letzten Versuch zu unternehmen. Also setzte er sich neben Bek auf die Bank, und gemeinsam beobachteten sie die junge Frau.
    Sie beugte sich still über den Druiden. Schattenhaft schwebte sie über ihm, legte die Hände auf sein Gesicht. Sie sprach leise und sanft mit ihm, doch der Inhalt ihres Murmelns war in den Geräuschen des nächtlichen Windes für Bek und Joad Rish nicht zu verstehen. Lange Zeit fuhr sie so fort, verband sich mit Walker durch den Klang ihrer Stimme und die Berührung ihrer Hände. Der Druide sollte ihre Gegenwart spüren.
    Dann legte sie die Wange auf seine Stirn, ließ die Hände auf dem Gesicht liegen und verstummte. Sie schloss die Augen und atmete tief und gleichmäßig. Walker wurde von Krämpfen geschüttelt, keuchte und stöhnte. Sie hielt ihn fest, während er zuckte. Auf ihrem hageren Gesicht zeigte sich Schweiß, und ihre Stirn legte sich in tiefe Falten. Joad Rish erhob sich halb, blieb dann aber doch sitzen. Bek und er schauten sich nicht an; sie konnten den Blick nicht von dem Drama vor ihnen lösen.
    Der eigentümliche Tanz zwischen Druide und Seherin dauerte lange Zeit an, dieses Geben und Nehmen, diese abgehackten Bewegungen und heftigen Reaktionen. Sie saugt das Gift in sich auf, erkannte Bek schließlich, als ihr Körper wild zuckte und ihr Gesicht sich verzerrte. Sie nimmt, was ihn tötet, auf sich. Aber würde es dann nicht sie umbringen? Wie viel stärker als der Druide mochte sie sein, dieses zarte, zerbrechliche Wesen? Er fühlte sich hilflos und verzweifelt, während er ihr bei der Arbeit zusah. Doch konnte er nichts tun.
    Urplötzlich brach sie auf dem Boden zusammen. Bek und der Heiler sprangen auf und eilten zu ihr. Sie war bewusstlos. Die beiden Männer legten sie auf eine Matratze auf dem Kabinenboden und deckten sie warm zu. Sie war in tiefen Schlaf gefallen, in sich verschlossen, ertrug sie Walkers Gift, seine Krankheit, seinen Schmerz; Walker ruhte nun wieder friedlich, die Zuckungen hatten aufgehört, das Delirium war vorüber. Joad Rish untersuchte sie beide, fühlte ihren Herzschlag, die Temperatur und den Atem. Danach blickte er Bek an und schüttelte unsicher den Kopf. Ob sie erfolgreich gewesen war, konnte er nicht sagen. Beide lebten, doch Joad Rish vermochte nicht einzuschätzen, ob es so bleiben würde.
    Wortlos kehrte er zu der Bank zurück, und das Warten begann von neuem.
     
    In der Morgendämmerung fuhr die Jerle Shannara in den stärksten Sturm hinein, den sie bisher erlebt hatten. Redden Alt Mer hatte ihn schon die ganze Nacht vorausgeahnt, weil die Temperatur fiel und sich die Windrichtung änderte. Der Morgen graute bleigrau und blutrot, und er befahl, die Segel zu

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