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Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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lieferte er sich ein Schreiduell mit dem Großen Roten, bei dem alle Mann an Deck rannten und die beiden mit großen Augen anstarrten. Rue Meridian presste die Lippen zusammen und behandelte jeden außer ihrem Bruder und Bek wie einen Fremden. Bek mochte sie gern, und die zwei verbrachten viel Zeit damit, sich gegenseitig Geschichten zu erzählen. Niemand verstand, weshalb sie der Junge so anzog, und Bek genoss es einfach. Panax schüttelte über alles und jeden den Kopf und schnitzte ständig. Truls Rohk war ein Geist.
    Einmal kam Hunter Predd an Bord und führte eine grimmige, geflüsterte Unterhaltung mit Walker, die keinen von beiden zufrieden zu stellen schien. Anschließend ging der Flugreiter wütend und mit verkniffenem Gesicht von Bord.
    Seit vier Monaten waren sie inzwischen unterwegs, und die Reise begann ihren Tribut zu fordern. Tagelang sichtete man kein Land, und manchmal wurden aus diesen Tagen Wochen. Die Anzahl der Inseln, an denen sie vorbeikamen, nahm ab, und es wurde notwendig, Vorräte und Wasser strenger zu rationieren. Frisches Obst gab es nur noch selten, und Regenwasser wurde in Persennings aufgefangen, die über dem Deck gespannt wurden. Aus Routine wurde Langeweile, Abwechslung war selten. Das Leben war ein dumpfes Einerlei, das bei jedem schlechte Laune hervorrief.
    Daran konnte man nichts ändern, erklärte Rue Meridian Bek Rowe eines Tages, während sie zusammensaßen und sich unterhielten. Das Leben an Bord eines Schiffes brachte dies mit sich, und lange Reisen waren die Schlimmsten. Zum Teil hatte es damit zu tun, dass Entdecker und Abenteurer stets über Grenzen hinausgingen. Sogar die Mannschaft der Fahrenden hätte lieber mehr Freiraum gehabt. Keiner von ihnen hatte je eine Reise von solcher Länge unternommen, und sie entdeckten Gefühle und Reaktionen bei sich, die sie bislang nicht gekannt hatten. Das würde sich ändern, wenn sie ihr Ziel erreichten, im Augenblick musste man jedoch schlicht mit diesem Ungemach leben.
    »Es hat viel mit Glück zu tun, ein Seemann zu sein, Bek«, sagte sie zu ihm. »Luftschiffe zu fliegen ist ein gefährliches Geschäft, selbst wenn der Kapitän so erfahren ist wie der Große Rote. Seine Mannschaften mögen ihn mehr wegen seines Glücks als wegen seiner Fähigkeiten. Fahrende sind ein abergläubischer Haufen, und sie halten ständig nach guten Vorzeichen Ausschau. Neue Erfahrungen und unbekannte Orte heißen sie nicht willkommen, wenn der Preis dafür das Leben ihrer Kameraden ist. Natürlich zieht sie das Unbekannte an, aber sie holen sich Trost aus dem Vertrauten und Sicheren. Ein wenig widersprüchlich, nicht wahr?«
    »Ich dachte, Fahrende wären anpassungsfähiger«, erwiderte Bek.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Fahrende sind paradox. Sie mögen Bewegung und neue Orte. Nur das Unbekannte gefällt ihnen nicht. Sie vertrauen der Magie nicht. Dafür glauben sie ans Schicksal und an dessen Vorzeichen. Meine Mutter liest in Knochen, um die Zukunft ihrer Kinder zu erfahren. Mein Vater betrachtet die Sterne. Es ergibt nicht immer alles Sinn, aber was tut das schon zur Sache? Ist es besser, ein Zwerg oder ein Fahrender zu sein? Ein gesetztes Leben zu führen oder sich mit jedem Wechsel des Windes in eine andere Richtung zu bewegen? Das hängt doch nur vom Standpunkt ab, oder? Die Erfordernisse dieser Reise stellen für alle eine neue Erfahrung dar, und jeder von uns muss einen Weg finden, wie er damit zurechtkommt.«
    Bek machte das nichts aus. Er nahm das Leben hin, wie es kam, und er hatte vor langer Zeit gelernt, die Bedingungen und Umstände, die er vorfand, einfach zu akzeptieren. Vielleicht lag es daran, weil er ein Waise war, der in die Hände einer fremden Familie gegeben worden und mit der Geschichte dieser Fremden aufgewachsen war. Vielleicht hatte es auch damit zu tun, dass er alles im Leben infrage stellte und ihm die Wagnisse dieser Reise deshalb nicht so sehr zusetzten. Schließlich war er nicht mit solcher Begeisterung aufgebrochen wie viele der anderen, und er konnte sein emotionales Gleichgewicht besser ausbalancieren.
    So hatte er auch eine beruhigende Wirkung auf die anderen Teilnehmer der Expedition. Wenn er in der Nähe war, wirkten sie weniger reizbar und freundlicher. Er wusste nicht, woran das lag, aber es gefiel ihm, endlich irgendwie nützlich zu sein, und so versuchte er, jedes gesträubte Fell zu glätten, dem er begegnete. Quentin hatte eine ähnliche Wirkung. Nichts schien Beks Cousin je wirklich zuzusetzen. Stets

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